Erste Schiedsrichterin in der Premier League
Was Pionierin Nicole Petignat über Rebecca Welch sagt

Mit Rebecca Welch leitet am 23. Dezember erstmals eine Frau ein Premier-League-Spiel. Die Schweizer Schiri-Pionierin Nicole Petignat findet das nicht nur lustig.
Publiziert: 21.12.2023 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2023 um 09:18 Uhr
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Schiedsrichterin Rebecca Welch steht vor ihrem ersten Einsatz in der Premier League.
Foto: Getty Images
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Patrick MäderAutor Blick Sport

«Das ist ganz schlimm», sagt Nicole Petignat am Telefon. «Dass man mich im Jahr 2023 noch anrufen muss, wenn eine Schiedsrichterin bei den Männern pfeifen darf. Das müsste doch längst selbstverständlich und keine Story mehr wert sein.»

Petignat hat natürlich recht. Die heute 57-Jährige ist eine Vorreiterin, pfiff bereits in den Neunzigern in den beiden höchsten Männer-Ligen der Schweiz, später auch im Uefa-Cup. Und trotzdem ist es eine Story, wenn am kommenden Samstag vor Heiligabend zum ersten Mal eine Frau in der Premier League die Männer arbitriert.

Rebecca Welch heisst die Auserwählte. Die 40-jährige Nordengländerin wird die Begegnung zwischen Fulham und Burnley pfeifen. Das Mutterland des Fussballs folgt also ein Vierteljahrhundert nach Petignats Auftritten in der Schweiz. «Überfällig», kommentiert die Jurassierin, die Welch weder kennt noch beneidet. «Als Frau steht man besonders im Fokus, muss tadellos sein und sich trotzdem stets auch auf unsachliche Kritik gefasst machen.»

Schmähgesänge bei Zweitligaspiel

Welch allerdings ist abgehärtet, wie alle Schiedsrichterinnen, die es aufs höchste Männer-Niveau geschafft haben. So wie die Deutsche Bibiana Steinhaus (44), die 2017 ihr erstes Spiel in der höchsten Männerliga pfiff, wie die Französin Stéphanie Frappart (40), seit 2019 Schiedsrichterin in der französischen Ligue 1, die 2022 sogar bei der Männer-WM in Katar pfeifen durfte, oder wie Maria Sole Ferrieri Caputi (33) in der Serie A. Sie alle haben auf ihrem Weg an die Spitze vieles ausgestanden, sonst wären sie jetzt nicht da, wo sie sind.

Rebecca Welch hat noch vor einem Monat bei der Championship-Partie zwischen Birmingham City und Sheffield Wednesday frauenfeindliche Gesänge ertragen müssen. Sie hat sie professionell überhört. Sie sind ihr schlichtweg egal. Zwei Jugendliche wurden daraufhin wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhaftet. «Mich nimmt wunder, mit welchen Frauenbildern solche Jugendliche aufgewachsen sind. Was haben die für Mütter?», fragt sich Petignat. Der Ärger ist ihr anzumerken.

«VAR untergräbt Persönlichkeit der Refs»

Klar habe sie früher auch ab und zu unsachliche Kritik einstecken müssen, das sei nicht immer angenehm gewesen. «Aber ich würde alles noch mal so machen, weil die schönen Momente und die wichtigen Erfahrungen, die ich machen konnte, überwiegen.» Aber Petignat ist trotzdem froh, ist diese Zeit des sich stets Beweisenmüssens vorbei. Sowieso sei das heute dank des VAR eine andere Sache. «Der VAR nimmt ein bisschen Druck weg, kann allerdings auch die Persönlichkeit der Schiedsrichter untergraben, wenn er gnadenlos Fehler aufdeckt.» Es sei heute wohl leichter für die Frauen als zu ihrer Zeit, weil die Aspekte Kondition und Physis in der Wichtigkeit nicht mehr ganz oben stünden.

Maria Sole Ferrieri Caputi hat am vergangenen Sonntag das Serie-A-Spiel Fiorentina gegen Verona (1:0) geleitet. Auffallend war, dass die Spieler sehr viel reklamiert und gegen ihre Entscheidungen protestiert haben. Doch liess sie sich vom ständigen Nörgeln nicht aus dem Konzept bringen, ist ihre Frau gestanden und hat das Spiel schliesslich souverän geleitet. Es sei halt ein Unterschied, meinte Kollegin Welch kürzlich, ob Kritik laut werde, weil man eine Frau sei oder weil man als Schiedsrichterin Entscheidungen treffen müsse, die halt nicht immer bei allen gut ankommen, was in der Natur der Sache liege.

Trainergilde freut sich auf Welch

Eine Starthilfe für die Engländerin ist, dass sich die Trainer-Stars der Premier League, von City-Trainer Guardiola («Das sind exzellente News») über Chelsea-Coach Pochettino («Ich bin richtig glücklich»), Arsenals Arteta («Das ist bitternötig und sehr positiv für die Liga») bis Newcastle-Manager Howe («Ein grosser Moment»), alle ausnahmslos begeistert zeigen vom anstehenden Debüt von Welch. Und vielleicht, so ihre Hoffnung, wird Nicole Petignat ja nicht mehr angerufen, wenn in zehn Jahren in irgendeinem Land eine Schiedsrichterin zum ersten Mal bei den Männern pfeifen darf.

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Mannschaft
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Liverpool FC
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Manchester City
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Chelsea FC
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Arsenal FC
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Nottingham Forest
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Brighton & Hove Albion
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7
FC Fulham
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3
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Newcastle United
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Aston Villa
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Tottenham Hotspur
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Brentford FC
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AFC Bournemouth
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Manchester United
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West Ham United
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Leicester City
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Everton FC
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Ipswich Town
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