«Ich habe den Glauben nie verloren»
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Akanji über Selbstzweifel:«Ich habe den Glauben nie verloren»

Akanji greift nach dem Triple
«Auch in hektischen Momenten bin ich sehr klar im Kopf»

Manchester City greift am Samstag im Champions-League-Final gegen Inter nach der Krone Europas. Mittendrin ist Manuel Akanji (27).
Publiziert: 10.06.2023 um 01:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2023 um 13:40 Uhr
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Manuel Akanji mit dem FA-Pokal in der Hand.
Foto: CameraSport via Getty Images
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Manuel Akanji hat sich im Star-Ensemble von Pep Guardiola nach seinem Wechsel im letzten Sommer aus Dortmund sofort als Stammspieler etabliert und könnte als zweiter Nati-Spieler nach Xherdan Shaqiri (2013) das Triple gewinnen. Mit Blick sprach der Verteidiger exklusiv über seine erste Saison in Manchester, seine Familie, eigene Stärken und Selbstzweifel.

Blick: Sie sind englischer Meister, Cupsieger und können mit Manchester City gegen Inter die Champions League gewinnen. Müssen Sie sich manchmal kneifen?
Manuel Akanji: Ich habe bei ManCity unterschrieben, um solche Momente erleben zu können. Aber es ist schon sehr speziell, wenn man sieht, wo ich vor zehn Monaten gestanden habe und wo ich jetzt bin.

Sie haben auf den letzten Drücker am Ende des Transferfensters vom BVB nach Manchester gewechselt und sind sofort Stammspieler geworden. Wie haben Sie das geschafft?
Ich bin mir treu geblieben, habe in jedem Training Gas gegeben und versucht, in jedem Spiel meine bestmögliche Leistung abzurufen, um den Trainer und meine Mitspieler von mir zu überzeugen. Mein Ziel, sich von Spiel zu Spiel zu verbessern, habe ich geschafft. Ich bin immer dran geblieben und habe weiter an mir gearbeitet.

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«Ich schaue darauf, was andere Verteidiger machen»
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Diese Anpassungsfähigkeit ist eine Ihrer grossen Stärken. Woher kommt diese?
Ich interessiere mich sehr für den Sport, schaue viele andere Spiele, achte auf andere Verteidiger, was sie machen. Ich spreche mit vielen Leuten, hole mir Tipps bei Mitspielern und Trainern. Ich habe schon immer einfach gerne Fussball gespielt. Und dass ich ein überlegter Spieler bin, hat mir in dieser Mannschaft sicherlich geholfen.

Sie haben praktisch jede Position in der Verteidigung gespielt. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Ich bin froh, wenn ich auf dem Platz stehe, egal ob links, in der Mitte oder rechts. Ohne Ball spielen wir meistens mit einer Vierer-, in Ballbesitz oft auch mit einer Dreierkette. Der rechte Fuss ist zwar mein besserer, der Vorteil auf der linken Seite ist, dass ich mehr nach innen ziehen und öffnende Pässe besser spielen kann. Ich habe mich daran gewöhnt, links zu spielen, nachdem dies am Anfang eine kleine Umstellung war.

War die erste Halbzeit im Halbfinal gegen Real Madrid das perfekte Spiel?
Perfekt wäre gewesen, wenn wir noch effizienter agiert hätten, haben wir doch ein paar Chancen liegen gelassen. Aber es war eine unglaubliche Mannschaftsleistung.

Sie trainieren unter Pep Guardiola. Wie muss man sich die Arbeit unter ihm vorstellen?
Er ist ständig auf der Suche nach Verbesserungspotenzial. Er konzentriert sich zu 100 Prozent auf den Fussball. Er will dich als Spieler sowie die Mannschaft ständig verbessern. Wir spielen selten mehrere Spiele in Folge gleich, auch wenn wir gewonnen haben, er passt uns immer auch dem Gegner an. In den letzten Liga-Spielen, als wir schon Meister waren, versuchten wir, bereits Dinge für den FA Cupfinal oder den Champions-League-Final mitzunehmen.

Worauf liegt das Hauptaugenmerk im Training?
Es geht um die Taktik mit und ohne Ball und um das Positionsspiel. Technisch kann man in unserem Alter und auf diesem Niveau nicht mehr allzu viel verbessern.

Wie sieht das Innenleben in der Mannschaft aus?
Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine. Sie ist unser Tempel.

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«Wegen ManUtd musste ich mir den einen oder anderen Spruch anhören»
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Sie spielen mit einigen Kollegen öfters Karten?
Bei fast jeder Busfahrt, während Flügen und manchmal vor der Besammlung im Stadion spiele ich mit Riyad Mahrez und Kyle Walker UNO, was wir ja auch gelegentlich in der Nati spielen. Ich musste mich etwas an die Regeln anpassen. Diese sind überall etwas anders.

Wird auch mal um ein Nachtessen gespielt?
Das bleibt geheim (lacht).

Sie waren als Teenager Fan von Manchester United und Cristiano Ronaldo. Wurden Sie deswegen schon gefoppt?
Die meisten Spieler haben das gar nicht mitbekommen. Im Staff gibt es einige Leute, die in Manchester aufgewachsen sind und die früher mit ManUtd mitgefiebert haben. Ich musste mir auch schon den einen oder anderen Spruch anhören, aber das spielt inzwischen keine Rolle mehr.

Sie sind für ihre Rechenkünste bekannt. Was haben Sie sonst noch für Talente?
Ich versuche, als Ehemann und Vater den bestmöglichen Job zumachen. Und ich lerne sehr schnell Musiktexte auswendig. Mich interessieren diese, weil sie eine Geschichte erzählen, das heisst oft beschreiben, was jemand in seinem Leben durchgemacht hat oder wie jemand den Alltag erlebt.

Was wäre aus Ihnen beruflich geworden, wenn es mit dem Fussball nicht geklappt hätte?
Musiker wohl eher nicht, da ich keine so gute Stimme habe. Ich habe das KV gemacht. Was ich geworden wäre, weiss ich aber nicht, weil ich mir irgendwann nicht mehr allzu viele Gedanken darüber gemacht habe.

Sie sind ein Familienmensch. Was bedeutet die Familie für Sie?
Ich habe mich in meiner Familie immer sehr wohlgefühlt. Von meinen zwei älteren Schwestern konnte ich viel abschauen und lernen, auch heute bin ich noch viel mit ihnen und meinen Eltern im Kontakt. Sie versuchen mich auch, so oft es geht, zu besuchen. Sonst telefonieren wir regelmässig oder tauschen uns in unserem Familien-Chat aus. Die Familie ist mein Zuhause. Sie und die Gesundheit sind das wichtigste für mich.

Wie war das mit zwei älteren Schwestern in ihrer Kindheit?
Ich habe auch mal Sachen mitgemacht, worauf ich ohne meine Schwestern vielleicht nicht gekommen wäre. Manchmal haben wir mit Barbies gespielt oder ich habe mir einen Rock angezogen. Später habe ich dann mit ihnen Desperate Housewives geschaut. Ich kann auch heute noch viel von ihnen profitieren, weil sie mehr Lebenserfahrung haben als ich. Meine älteste Schwester Michelle hat auch Kinder, die im Alter meiner Kids sind. Da unternimmt man gerne einmal etwas zusammen oder tauscht sich über den Alltag aus.

Sie sind seit gut fünf Jahren im Ausland, wie hat sich Ihr Bezug zur Schweiz verändert?
Kaum, ausser, dass ich nicht mehr da wohne. Ich komme, wenn immer möglich, in die Schweiz, was aber wegen der vielen Spiele schwierig ist. Meistens für einen Nati-Zusammenzug oder in den Ferien.

Manuel Akanji persönlich

Manuel Akanji wird am 19. Juli 1995 in Wiesendangen ZH geboren. Der Sohn eines Nigerianers und einer Schweizerin wechselt nach seiner Jugend beim FC Wiesendangen und dem FC Winterthur 2015 zum FC Basel, mit dem er zwei Meistertitel und einen Cupsieg holt. Im Januar 2018 folgt der Transfer zu Borussia Dortmund. Mit dem BVB gewinnt der Verteidiger 2021 den DFB-Pokal. Im letzten August wechselt Akanji zu Manchester City, wo er einen Vertrag bis 2027 unterschreibt und sofort Stammspieler wird. Akanji bestreitet für die Nati 49 Länderspiele und nimmt mit ihr an der WM 2018 und 2022 sowie an der EM 2021 teil. Er ist mit Melanie verheiratet und hat zwei Kinder.

Manuel Akanji wird am 19. Juli 1995 in Wiesendangen ZH geboren. Der Sohn eines Nigerianers und einer Schweizerin wechselt nach seiner Jugend beim FC Wiesendangen und dem FC Winterthur 2015 zum FC Basel, mit dem er zwei Meistertitel und einen Cupsieg holt. Im Januar 2018 folgt der Transfer zu Borussia Dortmund. Mit dem BVB gewinnt der Verteidiger 2021 den DFB-Pokal. Im letzten August wechselt Akanji zu Manchester City, wo er einen Vertrag bis 2027 unterschreibt und sofort Stammspieler wird. Akanji bestreitet für die Nati 49 Länderspiele und nimmt mit ihr an der WM 2018 und 2022 sowie an der EM 2021 teil. Er ist mit Melanie verheiratet und hat zwei Kinder.

Sie haben sich auch schon zum Thema Rassismus geäussert, dass Sie zum Beispiel in der Schweiz in einem Flugzeug Englisch angesprochen wurden. Wie reagieren Sie in solchen Situationen?
Ich antworte Schweizerdeutsch und stelle gelegentlich einmal eine offensivere Frage zurück.

Haben Sie im Ausland Ähnliches erlebt?
In Deutschland schon, in England ist es um mich bisher sehr ruhig geblieben. Ich geniesse das Leben hier mit meiner Familie, wohne nicht direkt in der Stadt, weshalb ich privat nicht so oft mit Fans in Kontakt komme, da ich mich meistens zwischen Trainingsgelände und Zuhause bewege. Es ist ja auch nicht so, dass eine Horde Menschen vor meiner Türe wartet.

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«Ich will meinen Bekanntheitsgrad auf Social Media sinnvoll einsetzen»
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Ihr Schwester Sarah ist Politikerin, war von 2019 bis in diesem Frühjahr im Zürcher Kantonsrat. Wäre das auch etwas für Sie?
Mich interessiert die Politik grundsätzlich schon, aber sehe mich später nicht darin. Es ist kein einfaches Feld, da jede Person eine andere Meinung hat. Ich versuche aber, für das einzustehen, was mir wichtig ist und eben auch meinen Bekanntheitsgrad auf Social Media sinnvoll einzusetzen.

Zum Beispiel?
Ich setze mich für Menschen in benachteiligten Ländern ein, hauptsächlich in Nigeria. Mein Vater ist dort geboren und ich habe Familienangehörige, die dort leben. Ich versuche Kinder, die nicht dieselben Möglichkeiten haben wie ich, zu unterstützen.

Proove them wrong. Zeige, dass sie falsch liegen, ist zu einem Leitsatz von Ihnen geworden und steht als Tattoo auf Ihrem Unterarm. Gab es nie Selbstzweifel?
Klar gab es diese gelegentlich, das waren aber eher Momentaufnahmen. Der Glaube an meine Ziele verlor ich nie. Zudem habe ich ein gutes Umfeld, auf das ich immer zurückgreifen konnte.

Bei Basel rissen sie sich in ihrer ersten Saison das Kreuzband …
Zwar habe ich mir damals das Tattoo stechen lassen, interessanterweise war dies aber kein Moment, in dem ich Zweifel hatte. Ich war jung und überlegte nicht gross, was passieren könnte. Es gab andere Phasen, in denen es Zweifel gab. Als ich nicht spielte oder meine Leistungen nicht so waren, wie ich mir das vorstellte.

Mit dem FC Winterthur gab es ein Cup-Spiel gegen den FC Basel mit Breel Embolo, als sie uralt aussahen. Das Spiel habe Ihnen die Augen geöffnet.
Ich merkte, dass ich noch nicht auf dem Level des FC Basel bin. Dieser war Serienmeister und auch europäisch erfolgreich. Ich war in meiner ersten Saison bei Winterthur in der Challenge League. Aber so etwas gehört zu diesem Geschäft. Ich habe mich Jahr für Jahr weiterentwickelt und mich von Station zu Station verbessert.

Ihre Jugendtrainer, den verstorbenen Peter Sommer und Thomas Stamm, nannten Sie in einem früheren Blick-Interview als zwei Ihrer wichtigsten Förderer.
Peter Sommer war nach meinem Wechsel von Wiesendangen mit elf mein erster Trainer bei Winterthur. Er brachte mir in Sachen Grundtechnik und allgemeines Fussballwissen sehr viel bei. Thomas Stamm war dann mein U18-Trainer. Ich hatte zu dieser Zeit einen Wachstumsschub, wurde grösser, schneller, kräftiger, weshalb dies für mich eine sehr wichtige Phase für meinen späteren Karriereverlauf war.

Nun sind Sie in der Weltspitze angelangt. Was ist Ihre grösste Stärke?
Ich bin auch in hektischen Momenten und vor grossen Spielen sehr klar im Kopf und verliere in hitzigen Situationen nicht die Nerven. Gelassen ist das falsche Wort, weil man dies auf dem Platz nicht sein darf, aber ich agiere bedacht und vertraue auf meinen Stärken.

In welchen Bereichen können Sie sich noch steigern?
Ich hoffe, dass ich nächste Saison noch torgefährlicher werde, dass ich mehr Tore schiesse, vorbereite und der Mannschaft damit auch offensiv noch mehr helfen kann.

Am Samstag folgt das Highlight, der Champions-League-Final gegen Inter. Wie sehen Sie dem Spiel entgegen?
Die Vorfreude ist sehr gross. Wir haben gute Chancen, den Titel erstmals zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir das durchziehen.

Und danach steigt die grosse Party?
Ich hoffe, dass wir das Triple gewinnen, und danach ein rauschendes Fest feiern.

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Liverpool FC
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Chelsea FC
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