Politischer kann ein Fussballspiel nicht sein. In Teheran treffen Iran und Russland im Schatten zweier humanitärer Katastrophen aufeinander.
Seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die russische Nationalmannschaft von allen Anlässen der Uefa und Fifa ausgeschlossen. Testspiele können die beiden Verbände aber nicht verbieten.
Kaum einer will gegen Russland testen
Gute Gegner waren für die Sbornaja in den letzten Jahren dennoch Mangelware. Ein Grossteil der Weltgemeinschaft hat sich mit der Ukraine solidarisiert – kaum ein Land zeigte sich bereit, ein Freundschaftsspiel zu bestreiten. Vor dem Duell mit WM-Teilnehmer Iran testete die russische Nationalmannschaft gegen Kirgistan, Tadschikistan oder Usbekistan.
Ein geplantes Testspiel gegen Bosnien-Herzegowina wurde abgesagt, nachdem sich unter anderem die bosnischen Star-Spieler Miralem Pjanic (32) und Edin Dzeko (37) gewehrt hatten.
So war Iran der erste sportlich ernstzunehmende Gegner für Russland seit Kriegsbeginn im Februar 2022. Angesichts der Nähe der beiden autoritären Regime verwundert das nicht. Im Zuge der westlichen Sanktionen haben Moskau und Teheran ihre Beziehungen noch weiter ausgebaut.
Frauen beim Spiel zugelassen
Das für 80'000 Zuschauer Platz bietende Stadion in Teheran war beim 1:1 eher spärlich gefüllt. Gemäss der russischen Nachrichtenagentur Tass waren rund 500 russische Fans zugegen. Zudem waren erstmals seit über einem Jahr wieder Frauen bei einem Spiel zugelassen. Mehrere Hundert sollen ins Stadion gepilgert sein. Letztmals war das den Frauen im Iran vor über einem Jahr gestattet worden.
Zuvor war der Stadionbesuch Frauen 40 Jahre lang verboten gewesen. Auf Druck der Fifa wurde dieses Verbot etwas gelockert. Die konservative Regierung vertritt die Meinung, dass Frauen in einem Stadion voller fanatischer Männer nichts zu suchen haben. Während das Land von einer Protestwelle gegen die autoritäre Regierung erfasst wird, lässt man Frauen in ein halbleeres Fussballstadion. Ein PR-Gag, der nicht funktioniert.
Die Russen ihrerseits haben noch einen weiteren, sportlich wieder eher bescheidenen Gegner gefunden: Sie testen am Sonntag gegen den Irak. (dti)