Wer dachte, dass bei unseren Nachbarn aus Deutschland nach dem Trainerwechsel von Hansi Flick (58) zu Julian Nagelsmann (36) Ruhe einkehrt, liegt komplett falsch. Nach der 2:3-Niederlage im Test gegen die Türkei, die mit einer B-Elf antrat, ist wieder Druck auf dem Kessel beim DFB.
Grund dafür ist aber nicht nur das Spiel im Olympiastadion in Berlin, das durch die vielen anwesenden Türken fast ein Auswärtsspiel war. Nein, sauer sind die Deutschen in erster Linie wegen der Aufstellung von Trainer Nagelsmann.
Stürmer in der Verteidigung
Kai Havertz (24), eigentlich Stürmer, wird am Samstagabend als linker Verteidiger eingesetzt. Das sorgt bei Experte Lothar Matthäus (62) für Kopfschütteln. Der Rekordnationalspieler zu RTL: «Julian Nagelsmann hat eine Idee, die er erklärt hat. Aber ich dachte, die Ausprobiererei ist vorbei, nachdem Hansi Flick beurlaubt worden ist.»
Linksverteidiger Havertz hat zwar ein Tor für Deutschland erzielt, aber auch ungeschickt einen Penalty verursacht, der zum 2:3 und letztlich zur Niederlage geführt hat. «Franz Beckenbauer hat mal gesagt, ein Stürmer hat im eigenen Strafraum rein gar nichts zu suchen», so Matthäus, der in seinem Spielfazit auch die Grundordnung und Zusammenstellung der ersten Elf anzweifelt. «Gündogan und Kimmich passen auf der Doppel-Sechs einfach nicht zusammen, weil sie sich zu ähnlich sind. Ich verstehe das nicht. Da muss einer wie Goretzka oder Gross (von Brighton, Anm. d. Red.) hin.»
Nagelsmann: «Herausragendes Spiel von Havertz»
Nagelsmann, der von der «Bild»-Zeitung die Note 5 erhält, mag nicht klein beigeben. Er äussert sich ebenfalls zu seinem Experiment und verteidigt es: «Kai Havertz hat ein herausragendes Spiel gemacht. Das ist ja die einzige Personalie, die etwas tiefer gespielt hat als sonst. Aber die einzige Personalie, die vielleicht überraschend war, war heute wahrscheinlich mit unser bester Mann.»
Die Meinung von Nagelsmann fällt damit ganz anders aus, als diejenige von Matthäus. Wer hat recht? Klar ist nur eines: Wenn das Resultat nach solchen Spielereien nicht stimmt, macht sich der Trainer angreifbar.
Am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) wartet Österreich auf die DFB-Elf. Geht die «Nagelsmann-Kurve» weiter, müsste Deutschland dann vier Gegentore erhalten. Denn: Im ersten Spiel unter dem neuen Coach hat Deutschland ein Tor erhalten, im zweiten zwei und im dritten jetzt drei. Ob Stürmer Havertz auch am Dienstag als Linksverteidiger aufläuft? Das bleibt abzuwarten. (par)