Der albanische Klub Egnatia aus der Kleinstadt Rrogozhina holt am Samstag im Playoff-Final seinen ersten Meistertitel. Auch im grössten Moment der Vereinsgeschichte ist der einstige FCZ-Star Raphael Dwamena (†28) in den Köpfen der Spieler und Fans präsent. Nach dem Triumph gegen Partizani streift sich Captain Renato Malota (34) das Trikot seines verstorbenen Teamkollegen über – verkehrt herum, sodass sein Vorname Raphael, den er während seiner Karriere stets auf dem Rücken trug, auf der Brust zu lesen ist.
Die Fans widmen dem Spieler ein riesiges Banner in Form eines Trikots. Nach dem Gewinn des Meistertitels präsentieren die Spieler der Fankurve Dwamenas Tenü mit der Nummer 7. Diese skandiert den Namen ihres früheren Kapitäns, der in so jungen Jahren aus dem Leben gerissen wurde.
«Geniesst es wie Raphael»
Bereits vor dem Final gedenkt die Mannschaft ihres ehemaligen Teamkollegen. Arm in Arm schauen sich die Spieler in der Umkleidekabine ein Video mit Dwamenas besten Szenen an. «Von ganzem Herzen widme ich ihm alles. Wir haben einige der besten Momente ausgewählt, in denen er zeigt, wie er das Spiel genossen hat. Ich möchte, dass ihr das Spiel wie Dwamena geniesst», erklärt Trainer Edlir Tetova (41).
Mit dem Sieg gegen die Titelverteidiger aus der Hauptstadt Tirana erweist der Klub dem Ghanaer gewissermassen die letzte Ehre. Im Palmares des Stürmers, der mit dem FC Zürich und mit Egnatia zwei Cupsiege vorzuweisen hat, steht seit Sonntag nun auch sein erster Meistertitel.
Bester Torschütze
Das Team ging im Herbst noch mit Dwamena in die Saison. Doch am 11. November ereigneten sich dramatische Szenen. Mitten im Spiel brach er zusammen und blieb regungslos auf dem Rasen liegen. Trotz der ersten Hilfe seiner Mitspieler und Gegner konnte im Spital kurz darauf nur noch der Tod des 28-Jährigen festgestellt werden.
Dwamena war der mit Abstand beste Spieler des Teams. Obwohl er nur noch elf der 36 Meisterschaftspartien bestreiten konnte, bleibt er mit 9 Toren bis zum Schluss der erfolgreichste Torschütze der Meistermannschaft.
Wiederkehrende Herzprobleme
Ganz unerwartet kam der tragische Tod des begnadeten Fussballers allerdings nicht. Bereits 2017, als er aus Zürich zu Brighton in die Premier League wechseln sollte, wurden bei Dwamena Herzprobleme festgestellt. Wenig später klappte es trotzdem mit dem Wechsel in eine Top-Liga – zu Levante nach Spanien. Nach seinem Wechsel auf Leihbasis zu Saragossa liess er sich einen Herzschrittmacher einsetzen, weil das Risiko laut der Vereinsärzte zu gross war. Doch weil ihm das Gerät zweimal einen Stromschlag verpasste, verlor er das Vertrauen. Er liess das Gerät entfernen, liess es darauf ankommen. Auch sein Glaube spielte bei der Entscheidung eine Rolle. «Wenn ich sterbe, ist das der Wille Gottes», erklärte er. Bis Egnatia ihm sein Comeback ermöglichte, wollte ihn kein Profiverein mehr verpflichten. In Albanien ging sein bewegtes Leben viel zu früh zu Ende.