Viel ist passiert seit Michael Freys (26) erstem und bislang einzigem Nati-Aufgebot im Oktober 2014. Für die EM-Quali-Spiele gegen Slowenien (0:1) und San Marino (4:0) nimmt Trainer Vladimir Petkovic den jungen Stürmer aus Münsingen BE ins Kader. Für einen Einsatz reichts allerdings nicht.
Frey hat sich damals über YB für den Sprung zu Lille in die Ligue 1 empfohlen. Es ist der Anfang einer Zickzack-Tour durch Europa: Leihe zu Luzern, dann der Transfer zurück zu YB, dann zum FCZ – und schliesslich zu Fenerbahce Istanbul. Beim türkischen Spitzenklub steht der 1,90 Meter grosse Stürmer noch heute unter Vertrag. Weil Fener nach nur einer (verletzungsgeprägten) Saison – mit wettbewerbsübergreifend fünf Toren in 22 Partien – aber entschieden hat, nicht mehr auf Frey zu setzen, gehts für den Schweizer rasch weiter. Es folgt die Leihstation Nürnberg. Und letzten Sommer: Waasland-Beveren.
In der Vorstadt von Antwerpen ist alles ein wenig anders. Top-Infrastruktur wie davor in Nürnberg oder Istanbul? Fehlanzeige. Grosse Gegner in Belgien? Höchstens Anderlecht und Brügge. Das Schaufenster hingegen ist gar nicht so schlecht. Die Jupiler Pro League gilt als Ausbildungsliga.
Frey ist zwar schon 26, doch auch er weiss: Schlägt er hier ein, weckt er bei grösseren Klubs automatisch wieder Interesse. Und genau das tut der Angreifer. Zehn Tore in 25 Pflichtspielen für Waasland-Beveren! «Ich bin in absoluter Top-Form», sagt Frey, «und ich bin froh und dankbar für diese Chance hier – ich möchte dem Verein etwas zurückgeben.»
Frey weiss: Für Waasland-Beveren ist es fünf vor zwölf. Der Klub ist Tabellenletzter, hat fünf Runden vor Schluss vier Punkte Rückstand auf den rettenden 16. Rang.
«Werden eine gute Lösung finden»
Dass Frey über die Saison hinaus in Beveren bleibt, ist allerdings kaum realistisch. Trotz des Schweizer Sportchefs Roger Stilz, «der einen super Job macht». Und trotz seines alten YB-Kumpels Leonardo Bertone, mit dem er zu Beginn gar eine Wohnung geteilt hat.
Freys Reise soll weitergehen. Bei Fenerbahce hat er zwar noch einen Vertrag bis 2022. Interessenten, die im Sommer zuschlagen wollen, soll es jedoch schon jetzt geben. Frey sagt: «Daran denke ich jetzt noch nicht. Aber wir werden eine gute Lösung finden.»
Eine Rückkehr in die Schweiz sei vorerst kein Thema. Der Traum von der Rückkehr in den Kreis der Nati, insbesondere im EM-Jahr, lebe aber nach wie vor. «Absolut!», meint Frey. Im Wissen, dass es dafür weitere Top-Auftritte braucht: «Ich werde in den restlichen Spielen nochmals alles reinhauen!»