Maradonas bester Freund packt aus
«Diego starb traurig und umgeben von dubiosen Menschen»

In den 60 Jahren seines Lebens war Diego Maradona von vielen Menschen umgeben. Nur wenige kannten ihn so gut wie Mariano Israelit. Er war sein bester Freund. Und er erlebte hautnah den letzten Abschnitt des Weltstars.
Publiziert: 01.05.2021 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 16:44 Uhr
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Mariano Israelit (r.) hat Diego Maradona jahrzehntelang begleitet.
Foto: zVg
Sebastián Fest

Mariano Israelit spricht Klartext! «Im letzten Jahr veränderte sich Diegos Persönlichkeit: Er war nicht mehr der lächelnde, freche Freund, der fröhliche Kumpel. Er war ein langweiliger, deprimierter und trauriger Diego. Umgeben von dubiosen Menschen», verrät er in Buenos Aires gegenüber Blick.

Israelit (53), ein Unterhaltungs- und Fernsehproduzent, findet, dass Maradona (†60) nicht am 25. November 2020 hätte sterben müssen.

Mariano Israelit, warum waren Sie so nah an Maradona dran?
Mariano Israelit: Ich habe mich 1982 mit ihm angefreundet, im Jahr des Malvinas-Kriegs. Sieben Jahre jünger als Diego, war ich mit Hugo, einem seiner Brüder, befreundet. Ich ging oft zum Mittag- und Abendessen ins Haus von Maradona, bis ich mich eines Tages traute, auf sein Zimmer zu gehen. Er war schon ein Star, und ich bat ihn, ein Poster für mich zu signieren. Wir wurden Freunde, bis Fussball und das Leben uns trennten. Wir trafen uns 1997 im VIP-Bereich einer Diskothek wieder. Und von da an haben wir uns nie wieder getrennt.

Was haben Sie mit ihm erlebt?
Alles Mögliche. Die Zeit, in der Diego vier Jahre in Kuba lebte, um seine Süchte zu heilen, war etwas ganz Besonderes, und ich war mit ihm dort. Nur eine Anekdote zur Veranschaulichung: Es war halb vier Uhr morgens, wir wohnten in der Klinik «La Pradera», am Stadtrand von Havanna, und eine von der Wucht des Hurrikans Michelle geknickte Palme bedrohte die Unversehrtheit des Hauses, in dem wir wohnten. Diego wählte die Privatnummer von Fidel Castro.

Hat er ihn erreicht?
«Bist du verrückt?», fragten wir. «Wie willst du ihn um diese Zeit anrufen?» Aber Fidel hob tatsächlich ab und Maradona sagte ihm, dass sein Zimmer kurz vor der Zerstörung stehe. Nach zehn Minuten, der Stärke und den Gefahren des Windes trotzend, schnitt eine Gruppe von vier Arbeitern die Palme und löste die Angelegenheit. Lächelnd sah Diego uns beide an und forderte uns heraus: «Habt ihr gesehen, dass es stimmt, dass Fidel ein Freund von mir ist?»

Wann haben Sie Maradona das letzte Mal gesehen und was hat er zu Ihnen gesagt?
«Lasst mich nicht im Stich, lasst mich nicht allein.» Das waren die letzten Worte, die er persönlich zu mir sagte. Ein Schauer lief mir über den Rücken.

Warum hat er das zu Ihnen gesagt?
Als ich mit Diego in Kuba lebte, hatten wir eine Liste und eine Pillendose mit Medikamenten, die er nehmen musste. Er musste für den Rest seines Lebens Herztabletten nehmen. Ich fand aus den Whatsapp-Nachrichten seines Arztes und der Leute, die sich um ihn kümmern sollten, heraus, dass er nichts für sein Herz nahm. Und vor seinem Haus hätte eigentlich auch ständig ein Krankenwagen stehen müssen. Aber ...

... ja?
Da war nichts. Diese Tonaufnahmen, die von den argentinischen Medien aufgedeckt wurden, erlauben uns tiefer zu verstehen, wie schlecht Maradona lebte. Er zog in den letzten Jahren von Haus zu Haus. Häuser, in die Wasser eindrang. Wenn man bedenkt, was er in seinem Leben alles gemacht hat, müsste Maradona bis ans Ende seiner Tage wie ein König gelebt haben. Es schien, dass seine Häuser von einem Feind ausgesucht wurden ... Und ich höre mir die Tonaufnahmen von seinem Arzt Leopoldo Luque an, der behauptet, sein Freund zu sein. Aber die Art, wie er über ihn spricht? Ich würde einen Freund niemals so behandeln!

Die argentinische Justiz bestätigt in ihren Ermittlungen, dass das Umfeld von Maradona nicht das richtige war. War es so schlimm?
Manchmal musste ich 30 Mal anrufen, damit Diego meinen Anruf entgegennahm. Sie haben meine Nummer auf seinem Handy gesperrt, sie haben seine Nummer geändert und es mir nicht gesagt. Genau so haben sie es auch mit Diegos Mannschaftskameraden aus der Nationalmannschaft von 1986 gemacht.

Warum?
Sie dachten, sie wären Maradona. Sie entschieden in seinem Namen. Einen Monat vor seinem Tod, im Oktober, wollte er alle seine Kinder zu seinem 60. Geburtstag versammeln. Diego junior, der italienische Sohn, hatte Corona und konnte nicht kommen.

Wie reagierte Maradona?
Nicht in der Lage zu sein, alle seine Kinder zu versammeln, machte ihn sehr deprimiert. Er war traurig. Diego hat es nicht verdient, so zu sterben. Er starb allein, denn die, die er neben sich hatte, waren Menschen, die ihn nicht liebten. Ein anderes Mal hatten wir ein Grillfest mit einigen seiner Schwestern und seinen Neffen, und es gab ein Durcheinander, weil zwei seiner Töchter, Dalma und Gianinna, ihm einen Altar mit Erinnerungsstücken an die Mutter, die Diego liebte und sehr vermisste, geschenkt hatten. Diego hatte ihn bei sich in seinem Zimmer. Drei Monate später wurde der Altar entdeckt. Es war in Brand gesetzt worden. Keiner konnte sich erklären, warum.

Warum wird gesagt, dass Maradona nicht von den richtigen Leuten betreut wurde?
Können Sie sich vorstellen, dass Diego auf Linkedin nach Profis sucht, die sich um ihn kümmern? Nein. Die Leute, die bei ihm waren, kamen auf seltsamen Wegen. Er wurde von einem Kinesiologen betreut, der nicht registriert war. Manche sagten, er hätte nicht einmal einen Abschluss. Als Maradona am Knie operiert wurde, ging die Operation schief, und Diego hatte danach Probleme beim Gehen. Maradona hätte in den besten Krankenhäusern der Welt operiert werden müssen!

Weshalb war dem nicht so?
Sie waren alle verrückt nach seinem Geld, mit so unangenehmen Details wie Vanesa, der Schwester von Matías Morla, Diegos Anwalt, die 20 Prozent von jeder Zahlung in seinem Namen behielt. Deshalb wollten sie mich, seine Ex-Frau Claudia und ihre Töchter Dalma und Gianinna nicht in seiner Nähe haben. Sie haben uns mit manchmal unheimlichen Mitteln daran gehindert. Es ist, wie Claudia sagt: Sie haben die Gans verloren, die das goldene Ei gelegt hat. Es gab etwa 40 Menschen, die wirtschaftlich von ihm abhängig waren. Aber die gesellschaftliche Verurteilung, die sie erfahren, wird immer grösser. Und ich hoffe, dass die Justiz handeln wird.

Stimmt es, dass Maradona Claudia, die wichtigste Frau seines Lebens und jahrelange Ehefrau, hasste?
Das ist nicht wahr. Einerseits erzählte ich Claudia und seinen beiden Töchtern von den Dingen, die ich in den Häusern sah, in denen Diego lebte, und wie er von den Menschen um ihn herum behandelt wurde. Und anderseits habe ich gesehen, wie Claudia bei den wenigen Malen, bei denen sie ihn besuchen konnte, ganz normal gesprochen hat. Aber die Leute um Diego herum versuchten, diese Beziehung zu ruinieren. Nur für ihrem persönlichen Vorteil.

Es ist viel von Charly Ibanez die Rede, der in den letzten Jahren immer in der Nähe von Maradona war. Wer war er?
Ein Schlangenbeschwörer, eine Gefahr. Es war mir nie klar, was Charly erreichen wollte. Aber er war derjenige, der ihm das Bier, das Marihuana und die Pillen gab. So viele Pillen, wie Diego wollte. Er mischte Bier mit Pillen, damit sie selbst sich ausruhen und Maradona, der schlief, sie nicht stören würde. Ich kann es nicht bestätigen, ich habe es nicht gesehen, aber die argentinischen Medien berichten, dass sie sogar von Maradona signierte Trikots benutzt haben, um Drogen zu bekommen. Es waren Menschen, die Diego nicht liebten.

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