Toni Kroos gilt als ruhiger Typ, angenehm, höflich. Eine Tageszeitung titulierte den Weltmeister von 2014 mal als «Zentrum der deutschen Besonnenheit». Coolness auf dem Rasen und Manieren daneben hindern den deutschen Mittelfeldspieler von Real Madrid jedoch nicht, auch mal klare Kante zu zeigen – auf Kosten der hohen Fussball-Funktionäre.
Nations League hält Kroos für überflüssig
Im seinem Podcast «Einfach mal Luppen» kritisiert er den Wettbewerbswahn, dem Fifa und Uefa verfallen sind – aber auch Klubbosse und Ligavertreter. Die Nations League hält er ebenso für überflüssig wie die europäische Superliga, die gemäss englischen Medienberichten von mehr als einem Dutzend Klubs aus England, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien vorangetrieben wird.
Die Spieler seien machtlos in dieser Frage. «Am Ende der Tage sind wir bei diesen ganzen zusätzlichen Sachen, die erfunden werden, als Spieler nur die Marionetten von Fifa und Uefa. Da wird ja keiner gefragt», sagte Kroos.
«Nur für finanziellen Profit»
Wenn es eine Spielergewerkschaft gäbe, die in diesen Dingen entscheiden könnte, «würden wir weder Nations League spielen, noch einen spanischen Supercup in Saudi-Arabien oder eine Klub-WM mit 20 oder mehr Mannschaften», sagt Kroos. Diese Turniere würden geplant, «um finanziell alles rauszusaugen, natürlich auch körperlich alles rauszusaugen aus jedem einzelnen Spieler – und darüber hinaus.»
Eine europäische Superliga wäre zwar «sportlich eine sehr, sehr interessante Sache» und hätte im Fernsehen Top-Quoten, glaubt Kroos. Aber: «Kleinere Vereine würden dabei in die Röhre schauen.».
Kroos folgert: «Es ist auch mal gut, gewisse Sachen einfach so zu lassen, wenn sie gut sind.» Mit den bestehenden Ligen und internationalen Wettbewerben wie der Champions League, EM und WM habe man «Top-Produkte».
«Das ist so was von scheissegal»
Kroos' Bruder Felix, mit dem er sich in seinem Podcast unterhält, pflichtete bei. Die neuen Formate seien ihm «so was von scheissegal, das hat null Bedeutung für mich, null Tradition, das ist absoluter Quatsch», sagte der Profi von Zweitligist Eintracht Braunschweig.
Als Befürworter der Superliga gelten unter anderem Manchester United und der FC Liverpool. Dessen Teammanager Jürgen Klopp allerdings sagt: «Ich habe absolut keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich bin da nicht involviert, ich kümmere mich um das Tagesgeschäft.»
Auch Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge beteuert: Er habe «keinen Kenntnisstand» von den Plänen. «Wir sind mit der Champions League sehr glücklich.»
Die Uefa ist hier allerdings auf Kroos' Seite: Auch sie will keine Superliga. Allerdings auch nur, weil dann ihre Champions League überflüssig würde. (sid/mis)