Dass Torhüter in einem Elfmeterschiessen nicht nur solche parieren, sondern auch selbst antreten müssen, ist nicht alltäglich. Zuletzt passiert im Final des Carabao Cups, auch Liga-Cup genannt, zwischen Chelsea und Liverpool.
Als sich die Entscheidung vom Punkt anbahnt, nimmt Blues-Coach Thomas Tuchel (48) seinen Stammtorwart Edouard Mendy (29) aus der Partie und ersetzt ihn durch Kepa (27). Ein genialer Schachzug? Nein. Denn sämtliche 21 Spieler verwandeln ihre Elfmeter, der Spanier ist der letzte, der noch nicht angetreten ist. Er verschiesst. Es scheint fast, als hätte er den Strafstoss mit einem Abstoss verwechselt.
Der Goalie-Poker von Tuchel geht gründlich schief. «Mendy ist einer der besten Torhüter der Welt, und dann bringt man stattdessen Kepa, das ist lächerlich», schimpft der ehemalige englische Nationalspieler Jamie Redknapp (48). Statt sich zum Helden zu mausern, pariert Kepa «nicht mal annähernd» einen Penalty und verschiesst selbst kläglich. Tuchels Erklärung: «Er ist etwas besser im Parieren von Elfmetern. Deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen.» Ob der Deutsche da vom Holländer Louis van Gaal inspiriert war?
Holland dank Goalie-Wechsel im WM-Halbfinal
Der heute 70-Jährige war von 2012 bis 2015 erstmals Trainer der holländischen Nationalmannschaft. Und auch er bemühte sich einst der Goalie-Rochade kurz vor dem Elfmeterschiessen, war damit jedoch erfolgreich.
2014 spielt die Elftal im WM-Viertelfinal gegen Costa Rica, Nach 119 Minuten steht es immer noch 0:0. Van Gaal vollzieht seinen letzten Wechsel, nimmt Goalie Jasper Cillessen (32) aus dem Spiel und bringt Tim Krul (33).
Damit beweist er ein goldenes Händchen. Krul pariert zwei Elfmeter und schickt Holland in den Halbfinal. Doch dieser Wechsel soll eine Einmaligkeit bleiben. Denn auch der Halbfinal gegen Argentinien geht bis zum bitteren Ende, van Gaal verzichtet jedoch auf einen erneuten Goalie-Tausch. Und prompt geht das Penaltyschiessen verloren, Argentinien zieht in den WM-Final ein. (che)