Sie ist riesig, die Choreo der Fans von Roter Stern Belgrad am Sonntagabend. Im Derby gegen Partizan hisst die Ultra-Gruppierung «Delije» über die ganze Stadion-Kurve im Rajko Mitic ein Tribünenbild. Drauf zu sehen: Ein Friedhof, Totenkreuze. Auf blaugelbem Hintergrund.
«Verachtenswert. Hässlich. Peinlich. Serbische Fussballfans zeigen einen Friedhof in ukrainischen Farben. Das sollte von der Fifa nicht ungestraft bleiben», schreibt Vlora Citaku, ehemalige Ministerin für europäische Integration von Albanien, daraufhin auf Twitter. Nicht nur sie löst mit dieser Meinung in Serbien eine Debatte aus – das Thema wird in den sozialen Medien heiss diskutiert.
Verhöhnen die Roter-Stern-Anhänger tatsächlich die Ukraine? Serbische Medien verneinen. Es sei eine Szene aus dem Kultfilm «Eine Ehrenrunde für die Marathonläufer» gezeigt worden – aus einem jugoslawischen Comedy-Streifen aus dem Jahr 1982. Der Friedhof soll als Metapher für die Auferstehung von Titelverteidiger Roter Stern zu verstehen sein, der im Meisterrennen zurzeit hinten liegt. Die unglückliche Farbwahl der Choreo wird derweil nicht kommentiert.
Serbien im Spagat
Offenbar sollen die Ultras im Stadion darüber hinaus auch Gesänge gegen die Ukraine angestimmt haben. Dies konnte bisher aber nicht verifiziert werden.
Politisch macht Serbien aktuell einen Spagat. Die Ukraine soll zwar irgendwo unterstützt werden, die Russen aber will man nicht bestrafen. So hat Staatsoberhaupt Aleksandar Vucic auch lange geschwiegen und erst mit tagelanger Verspätung die russische Invasion in der Ukraine verurteilt. Sanktionen gegen Russland und Wladimir Putin lehnt er ab.
Das Derby in Belgrad hat Roter Stern am Sonntagabend übrigens für sich entschieden. Vor über 41'000 Zuschauern gewinnt das Team von Ex-Basler Aleksandar Dragovic 2:0. «Unsere Fans sorgten für eine unglaubliche Stimmung. Ein sensationelles Gefühl, vor so einer Kulisse zu gewinnen», sagt der Österreicher danach. (mam)