Mehr als 100'000 Tickets hätte der griechische Verein AEK Athen für sein Heimspiel vom Montagabend in der Meisterschaft gegen Ionikos Nikea nach eigenen Angaben verkaufen können. Für den Verein war es alles andere als ein normales Ligaspiel.
Nach 19 Jahren – oder exakt 9070 Tagen – kehrt der Club aus Griechenlands Hauptstadt nämlich wieder in sein Heimstadion zurück. Seit dem letzten Heimspiel im «Hagia Sophia» am 3. Mai 2003 spielte man unzählige Spiele in insgesamt neun Ausweichstadien.
Abriss wegen Erdbeben
Das alte Stadion war 1999 durch ein Erdbeben beschädigt worden und sollte 2004 im Rahmen der Olympischen Sommerspiele renoviert werden. Daraus wurde jedoch nichts, man entschied sich für eine grössere Arena an einem anderen Standort.
Für AEK folgte darauf eine schwere Zeit ohne eigenes Stadion. 2013 stieg man gar aus der griechischen Super League ab. Immer wieder probierte man es mit neuen Stadionplänen, welche alle vor Gericht landeten und schliesslich scheiterten.
Die Meisterfeier auf der Baustelle
2017 dann die grosse Auferstehung: AEK erhielt endlich eine Baubewilligung für ein neues Stadion am alten Standort. Eine Wendung, die vor allem bei den Fans für Ekstase sorgte. Wie viel ihnen das eigene Heim am ursprünglichen Ort bedeutet, zeigt eine Geschichte aus dem Jahr 2018: So feierte man den Gewinn der griechischen Meisterschaft nicht im damaligen Exil, dem Olympiastadion, sondern auf der Baustelle der neuen Arena.
Und nun also die Rückkehr in die alte, neue Heimat: 32'000 Zuschauer, davon 26'000 Saisonkarteninhaber, durften an der grossen Rückkehr teilhaben. Die Fans meldeten sich mit einer Pyroshow über die ganze Arena zurück, während die Mannschaft das Spiel souverän mit 4:1 gewinnen konnte.
Auch ein Schweizer war mittendrin: Nati-Star Steven Zuber, der seit einem Jahr bei AEK unter Vertrag steht, wurde in der 70. Minute eingewechselt.
Zürich wartet 15 Jahre
Mit einem besonderen Blick schauen wohl Zürcher Fussballfans nach Griechenland. Seit 2007 kämpfen die beiden Vereine aus der Limmatstadt um ein neues Fussballstadion, schon zwei Mal kam es zu Volksabstimmungen. Die Leidtragenden sind vor allem die Fans von GC. Der Rekordmeister trägt seine Heimspiele im ungeliebten Letzigrund aus. Ein Exil seit 15 Jahren.
Speziell: Die Zürcher Grasshoppers trafen just vor 19 Jahren in der Champions-League-Qualifikation auf AEK Athen. es war damals einer der ersten europäischen Aufritte im Exil für die Griechen. (bjl)