Eigentlich war am Samstag alles angerichtet für ein grosses Fussball-Fest. Der Aufsteiger Werder Bremen spielt Borussia Mönchengladbach im heimischen Weserstadion regelrecht schwindelig und führt bereits nach der ersten Halbzeit mit 4:0. In der Pause sind es dann die Fans, die mit einem Banner für Aufsehen sorgen. Darauf steht: «Wer mit Nazis abhängt, hat im Weserstadion nichts zu suchen – keine Bühne für Tim Wiese!»
Es ist eine klare Botschaft gegen den ehemaligen Bremen-Torhüter, der zwischen 2007 und 2012 bei Werder zwischen den Pfosten stand. Wiese soll ein enges Verhältnis zum Motorrad-Klub «Radikale Kameraden Bremen» pflegen, welcher als rechtsradikale Gruppierung eingeordnet wird. Seit über einem Jahr kursieren in den sozialen Medien Bilder des 40-Jährigen mit Mitgliedern der Fraktion.
Klub-Bosse führten bereits im März Gespräche
Gegenüber «Bild» äussert sich der Torhüter zu den Anschuldigungen: «Ich distanziere mich ganz klar von rechtem Gedankengut. Jeder, der mich näher kennt, weiss, dass mein Freundeskreis zu einem grossen Teil aus Menschen mit Migrationshintergrund besteht», sagt Wiese. «Ich hänge nicht mit Rechtsradikalen ab. Wenn besagte Gruppierung jedoch rechtsradikal sein sollte, distanziere ich mich von ihr in aller Form.»
Mittlerweile hat auch Klub-Präsident Hubertus Hess-Grunewald Stellung bezogen. Die Problematik sei bei der Geschäftsführung der Bremer schon länger bekannt, «weshalb Frank Baumann und ich bereits Mitte März ein Gespräch mit Tim Wiese darüber führten.»
Stadionverbot (noch) keine Option
Damals warnte man Wiese ausdrücklich. «Unsere Botschaft war: Wir müssen und wir werden uns von dir distanzieren, wenn du weiter Posts absetzt, auf denen du dich mit Menschen aus der rechtsradikalen Szene zeigst. Wir können als Werder nicht dazu schweigen, sondern distanzieren uns ausdrücklich davon», so Hess-Grunewald.
Ein Stadionverbot für Wiese sei kein Thema. Man werde ihm nun aber genauer auf die Finger schauen. «Haben wir den Eindruck, es ergibt sich durch neue Geschehnisse eine andere Situation, werden wir darauf reagieren.» (mab)