Für den langjährigen Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld (74) ist der Tod Franz Beckenbauers ein «Schock und ein grosser Verlust für den weltweiten Fussball». Er sei sowohl als Spieler als auch als Trainer ausserhalb des Platzes eine herausragende Persönlichkeit mit grosser Strahlkraft gewesen, so Hitzfeld zu Blick.
«Ich habe ihn stets als grossherzigen, respektvollen Menschen in Erinnerung, der während unserer jahrelangen Zusammenarbeit zum guten Freund geworden ist. Er wird nicht nur mir, sondern der gesamten Fussballwelt fehlen», so Hitzfeld. Der in Lörrach aufgewachsene ehemalige Nati-Trainer holt unter Präsident Beckenbauer (1994 bis 2009) mit den Münchnern fünf Meistertitel, drei Cupsiege und 2001 die Champions League.
«Franz hatte ein gutes Herz!»
Ciriaco Sforza (53) schmeisst sein Handy weg, als er vom Tod Beckenbauers erfährt. «Er war ein ganz feiner Mensch, hatte ein gutes Herz», so der ehemalige Bayern-Star. Mit Beckenbauer als Trainer und Sforza als Spieler gewinnen die Bayern 1996 den Uefa-Cup. Kaiser Franz, damals bereits Präsident, springt für den gefeuerten Otto Rehhagel als Trainer ein – und holt, wie könnte es anders sein, den Pott.
«Alles, was Franz angefasst hat, wurde zu Gold. Er hatte eine unglaubliche Aura», sagt Sforza. Doch trotz aller Erfolge sei Beckenbauer immer Mensch geblieben. «Ihm war wichtig, dass wir mit Freude Fussball spielen. Er hat uns vermittelt, dass es ein Privileg ist, Fussballprofi zu sein. Dass wir das machen dürfen, was wir lieben. Es ging ihm nie ums Geld, er hat den Fussball gelebt.»
Und er habe das alles mit einer ihm typischen Lockerheit rübergebracht. «Der Spassfaktor war unter Beckenbauer sehr hoch. Klar hat er auch Wert auf Disziplin gelegt, grundsätzlich aber hat er uns an der langen Leine gelassen, uns vertraut.» Neben dem Platz sei Kaiser Franz ein Gentleman gewesen, so Sforza. «Wenn Uli Hoeness sauer ist, dann merkt das jeder. Franz war in dieser Beziehung eher der spielerische Typ. Überhaupt nicht verbissen. Das hat ihn ausgezeichnet.»
Ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle
Einen «Gentleman hoch 10. Vom Scheitel bis zur Sohle», nennt ihn auch Thorsten Fink (56). «Er ist ein Idol, eine Ikone. Das ist DER Mann im deutschen Fussball und er wird es auch bleiben. Er hat die WM nach Deutschland geholt, ist für Deutschland rumgereist. War immer selbstlos.»
Beckenbauer habe ihn, Fink, einst als «einen der besten Transfers des FC Bayern überhaupt» bezeichnet. «Er hat mir gesagt, dass ich im Verhältnis zu meinem Lohn sehr viel geleistet habe. Das hat mir sehr imponiert. Er war allgemein immer sehr, sehr freundlich zu mir. Ich kann ihn nur in den höchsten Tönen loben», so Fink, der für die Bayern insgesamt 236 Pflichtspiele absolvierte.
Der wohl beste Bayern-Transfer aller Zeiten ist aber jener von Beckenbauer selbst. 1959 wechselt der Kaiser vom SC 1906 München zu den Bayern – und nicht wie ursprünglich beabsichtigt zum Stadtrivalen 1860 München. Dies, weil ihm ein Spieler der «Löwen» in einem Testspiel eine gescheuert hat. Es ist eine Ohrfeige, die die Machtverhältnisse im bayerischen Fussball für immer verändern sollte.