Ein Blick auf die Skorerliste in Portugal. Auf Rang eins steht Simon Banza (27), Stürmer von Champions-League-Teilnehmer Braga. Rang zwei gehört Viktor Gyökeres (25), im Sommer für 20 Millionen Euro zu Sporting Lissabon transferiert. Und dann steht da, auf Rang drei mit acht Torbeteiligungen aus zehn Partien: Maxime Dominguez (27), ein Schweizer mit spanischen Wurzeln in Diensten von Gil Vicente. Als offensiver Mittelfeldspieler, wohlgemerkt.
Wirklich bekannt ist der gebürtige Genfer hierzulande nicht. Denn grosse Spuren hat er im hiesigen Fussball nie hinterlassen. Zwar bestritt er über 100 Partien in der Challenge League. Doch in der Super League gelang ihm der Durchbruch nicht, weder beim FC Zürich, für den er von 2015 an eineinhalb Jahre lang aktiv war, noch bei Lausanne-Sport.
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Ein steiniger Umweg über Polen
Doch den Traum von einer grossen Karriere gab er nicht auf. Und war dafür bereit, steinige Umwege auf sich zu nehmen. 2021, nach einem mässigen Jahr in der Challenge League bei Xamax, trudelte ein Angebot aus Polens zweithöchster Liga ein. Dominguez nahm es an – und hievte sich so aus seiner Komfortzone, hinaus in die grosse weite Fussballwelt. Bei seinem neuen Verein Miedz Legnica stieg er als Kreativkopf und Spielgestalter schnell zum Schlüsselspieler auf.
In seiner ersten Saison verhalf er dem Klub aus Niederschlesien zum Aufstieg, in seiner zweiten zum Klassenerhalt. Der Lohn folgte in diesem Sommer: Der frischgebackene Meister Rakow Czestochowa klopfte an – und lotse ihn ablösefrei zu sich. Doch für Rakow bestritt Dominguez nur eine einzige Partie. Denn kaum unterschrieben, da meldete sich noch ein anderer Verein bei ihm.
Gil Vicente, ein Mittelfeldklub aus Barcelos, einer Stadt im Norden Portugals, wurde auf den Westschweizer aufmerksam. Und unterbreitete ihm, nur drei Wochen nach Vollzug seines Wechsels zu Rakow, eine Offerte. Dominguez willigte ein. Zwei Transfers in einem Sommer. Unkonventionell, aber der goldrichtige Entscheid, wie sich bald herausstellen sollte.
Explosion in Portugal
Denn: In Portugal hat Dominguez schnell ein neues Level erreicht. Auch bei Gil Vicente hat er sich im Eiltempo unersetzlich gemacht. Mit technischer Klasse, Übersicht und viel Spielwitz ist er hinter der Spitze zum X-Faktor gereift. Fünf Tore – zwei davon gegen die Topklubs Benfica und Braga – sowie drei Assists sind die hervorragende Bilanz, die er nach nur zehn Einsätzen vorweisen kann.
Die Zahlen sprechen für sich. Aber auch die Kritiken fallen gut aus. «A Bola», die grösste Sportzeitung Portugals, titelte knapp einen Monat nach seiner Ankunft: «Ein neuer Maestro aus Barcelos.» Dominguez ist Gil Vicentes Organisator, habe aber auch andere Qualitäten, die über die Spielgestaltung hinausgehen, so der Tenor: «Er holt viele Bälle zurück und ist torgefährlich. Er ist auf bestem Weg, sich in der Liga einen Namen zu machen.»
Wer in Portugal – gemäss Uefa-Koeffizient immerhin die siebtbeste Liga Europas – heraussticht, der verfügt fraglos über grosse Klasse. Edeltechniker Dominguez zeigt aktuell, dass sich für Schweizer Spieler auch ein ungewöhnlicher Karriereweg bezahlt machen kann.
Und wer weiss: Geht seine Entwicklung so rasant weiter, könnte er dereinst einmal als Spätzünder noch zum Thema für die Nationalmannschaft werden. Irgendwo im Adressbuch dürfte der SFV seine Nummer noch haben. Schliesslich durchlief Dominguez von 2011 bis 2016 alle Schweizer Junioren-Stufen bis zur U20.