Irgendwie hatte sich das festgefahren, Deutschland und Löw. Und das mit monumentalen Schlappen! Da ist das erste Vorrunden-Aus in der WM-Geschichte Deutschlands 2018 in Russland. Als Gruppenletzter, noch hinter Südkorea. Dann steigt man nach der Erstausgabe der Nations League nur deshalb nicht ab, weil die Liga A aufgestockt wird. In der nächsten gibts gegen die Schweiz nur zwei Remis und gegen Spanien dieses historische 0:6!
Dann kündigt Löw seinen Rücktritt an. Nun erhoffen sich alle einen psychologischen Schock. Die ersten zwei Spiele der WM-Qualifikation gewinnt Deutschland denn auch. Doch jetzt dieses 1:2 gegen Nordmazedonien.
Magath sieht Interimslösung Hansi Flick
Für die mächtige BILD ist das zu viel starker Tobak. «Es ist vorbei, Jogi», schreibt Sportchef Matthias Brügelmann. «Der angekündigte Rücktritt käme nach der EM zu spät.» Und in einem Podcast sagt Trainerlegende Felix Magath: «Nach dieser Niederlage brauchen wir auf der Bundestrainer-Position eine Veränderung, und zwar nicht irgendwann, sondern vor dem Turnier. Hansi Flick ist derjenige, der am besten im Bilde ist, was die Spieler angeht, der am nächsten dran ist bei der Nationalmannschaft, auch weil er davor dort tätig war.»
Und in einer repräsentativen Umfrage unter einer Viertelmillion Fans fordern 87 Prozent, Löw solle sofort gehen.
Reif: «Jogi jetzt rauszuwerfen wäre absoluter Unsinn»
Ganz anders sieht das Marcel Reif. Der Blue-Experte: «Jogi jetzt rauszuwerfen, halte ich für absoluten Unsinn. Mannschaften, die ein schlechtes Gewissen haben, liefern in der Regel.» Das sieht auch der DFB so, der Löw unlängst das volle Vertrauen für die EM ausgesprochen hat.
Und nach der EM? Wunschkandidat ist Bayern-Coach Flick. Aber dieser hat in München einen Vertrag bis 2023 und die Bereitschaft, ihn im Sommer ziehen zu lassen, ist bei seinem Arbeitgeber klein bis gar nicht vorhanden.
Erstes Gespräch mit Ralf Rangnick
So verbleiben laut «Kicker» drei ernsthafte Kandidaten, mit denen sich DFB-Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff im April treffen will. Zuerst mit Ralf Rangnick, der gerade auf Mallorca Ferien macht. Allerdings stösst der unbequeme Professor wegen seines Reformeifers nicht überall auf Gegenliebe.
Zweiter Mann ist U21-Coach Stefan Kuntz. Ein Top-Motivator, der sich mit seinem Team eben hauchdünn für die EM-Viertelfinals qualifiziert hat. Kuntz trägt seinen Willen, den Job bei den Grossen zu kriegen, etwas demonstrativ nach aussen, sagt: «Wenn man mit mir reden will, gehe ich natürlich hin.»
Dritter im Bunde ist Löws Co-Trauer Marcus Sorg, der aber nur Aussenseiterchancen hat.