Auf einen Blick
- Thomas Tuchel wird neuer Nationaltrainer Englands
- Englands Medien sind von Tuchels Ernennung nicht begeistert
- Tuchel will Kritiker mit Ergebnissen überzeugen
Es ist die Knüller-Meldung der Woche. Thomas Tuchel (51) wird neuer Nationaltrainer Englands. Am Mittwochmorgen verkündet der Verband, dass der Deutsche die Three Lions an die WM 2026 führen wird. Doch begeistert scheint man im Heimatland des Fussballs vom neuen Heilsbringer nicht zu sein.
Allen voran sorgt Tuchels Herkunft in Englands Medienlandschaft für Kritik. «England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht», schreibt die «Daily Mail». «Der Trainer sollte jemand sein, der in der Fussballkultur dieses Landes geboren und aufgewachsen ist, jemand, der mit den besten und schlechtesten Eigenschaften unseres Landes vertraut ist.»
Ausgerechnet ein Deutscher
Tuchel ist der erst dritte ausländische Nationaltrainer Englands aller Zeiten. Vor ihm versuchten es von 2001 bis 2006 der kürzlich verstorbene Schwede Sven-Göran Eriksson (†76) und der Italiener Fabio Capello (78) von 2007 bis 2012. Dass jetzt ein Deutscher übernimmt, ist besonders brisant: «Das bedeutet, dass die Nationalmannschaft von einem Trainer des grössten Rivalen Englands geleitet wird», schreibt der «Mirror».
«BBC» geht gar noch einen Schritt weiter: «Die Entscheidung des Fussballverbandes, Thomas Tuchel zum neuen englischen Nationaltrainer zu ernennen, wird von vielen als Verrat am viel beschworenen Weg an die Spitze und als Beleidigung für einheimische Trainertalente angesehen.» Laut des TV-Senders sei es eine «radikale und signifikante Abweichung vom Weg, den der englische Fussballverband vor zehn Jahren einschlug». Ein warmer Empfang klingt für Tuchel anders.
Tuchel selbst nimmt die Kritik bei seiner offiziellen Vorstellung am Mittwochnachmittag mit Humor. «Sorry, aber ich habe nur einen deutschen Pass.» Die Zweifler werde man mit Ergebnissen und der Art, Fussball zu spielen, überzeugen, gibt sich Tuchel kämpferisch. Den neuen Job empfinde er als «Privileg» und wolle alles unternehmen, um mit dieser «talentierten Gruppe von Spielern» erfolgreich zu sein. Mit dem englischen Fussball fühle er sich «schon lange persönlich verbunden».
Auch Hoeness schiesst scharf
Gegenwind gibt es für Tuchel, der im Sommer von den Bayern entlassen wurde, nicht nur aus England, sondern auch von alter Wirkungsstätte. So soll Bayern-Patron Uli Hoeness (72) laut «Sport Bild» bei einem geheimen Treffen mit den Mitarbeitern des Klubs gesagt haben, dass Tuchel «eine Katastrophe für den Verein» gewesen sei.
Bei den Three Lions hat der Deutsche jetzt die Chance, seinen Kritikern das Maul zu stopfen. Im Vergleich zum Bayern-Job nimmt er dabei auch weniger Gehalt in Kauf. Während er in München noch neun Millionen Euro im Jahr verdient haben soll, gibts in England laut der «Sun» etwa fünf Millionen jährlich.