Die acht wichtigsten Fragen zum Afrika-Cup
Die Stars, der Zoff, die 14 «Schweizer»

Wegen Corona findet der Afrika-Cup nun erst zum Auftakt ins WM-Jahr 2022 statt. Was Sie zum Turnier in Kamerun wissen müssen.
Publiziert: 09.01.2022 um 00:36 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2022 um 10:30 Uhr
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Corona-Situation hin oder her: Kamerun rüstet sich für den Afrika-Cup, der ab Sonntag im Land stattfindet.
Foto: AFP
Matthias Dubach

Wo findet das Turnier statt?
Der Afrika-Cup geht von heute bis zum 6. Februar in Kamerun über die Bühne. 24 Nationen sind dabei. Schon 2019 hätte in Kamerun gespielt werden sollen. Doch die Infrastruktur war nicht rechtzeitig bereit, damals sprang Ägypten als Ersatz ein. Dann wäre Kamerun 2021 Gastgeber gewesen, wegen Corona wird aber erst jetzt gespielt. Nun stehen sechs Stadien bereit, darunter das neue Paul-Biya-Stadion in Yaoundé mit 60'000 Plätzen, wo das Eröffnungsspiel und der Final stattfinden.

Droht das grosse Corona-Chaos?
Es war ein Schock: Wenige Tage vor Turnierstart tauchte in Frankreich eine neue Corona-Variante auf, die aus Kamerun zu stammen scheint. Dazu meldeten auch Teams wie Gambia und Senegal aus den Camps diverse positive Fälle, auch Gabun-Star Pierre-Emerick Aubameyang erwischte es. Doch das Turnier wird durchgezogen. Mit kurzfristig neuen Regeln für die Fans soll das Chaos verhindert werden: Die Stadien dürfen nur noch zu 60 Prozent ausgelastet sein, bei Partien von Gastgeber Kamerun zu 80 Prozent. Dazu müssen alle Fans geimpft und negativ getestet sein.

Warum gab es Zoff vor dem Turnier?
Dass der Afrika-Cup traditionell alle zwei Jahre und jeweils im Winter stattfindet, sorgt in den grossen Ligen jedes Mal für Ärger. Vor allem in England, wo die Premier League durchspielt, murren die Klubs und Trainer wie Jürgen Klopp über die von der Fifa verhängte Abstellungspflicht für afrikanische Nationalspieler. Diesmal gab es auch Versuche, Bedenken wegen Corona vorzuschieben, damit die Spieler beim Klub bleiben können. Zum Missfallen etwa von Ajax-Star Sébastien Haller, der für die Elfenbeinküste spielt: «Wenn ich gefragt werde, ob ich lieber in Holland statt am Afrika-Cup spielen möchte, zeigt das einen Mangel an Respekt für Afrika. Einem Europäer würde diese Frage vor einer EM niemals gestellt werden!» Zwar fand 2019 der Cup erstmals im Juni statt – doch nun wird wieder im Januar gespielt. Offiziell aus klimatischen Gründen. Inoffiziell, weil bei Fifa und Co. Machtkämpfe um den internationalen Terminkalender toben.

Sind auch Spieler mit Schweizer Bezug dabei?
YB ist doppelt vertreten: mit Nicolas Moumi Ngamaleu (27, Kamerun) und Mohamed Ali Camara (24, Guinea). Auch Sion entsendet zwei Akteure: Elfenbeinküste-Routinier Geoffroy Serey Die (37) und Nachwuchsspieler Mauro Rodrigues (20), der im Oberwallis aufgewachsen ist und nun für Guinea-Bissau kickt. FCZ-Topskorer Assan Ceesay (28) schoss Gambia erstmals an den Afrika-Cup – Teamkollege Pa Modou (32) spielt beim FC Dietikon in der 2. Liga interregional. St. Gallens Goalie Lawrence Ati Zigi (25) ist im Kader von Ghana, Luganos Mohamed Amoura (21) startet für Algerien. Die Doppelvertretung von Xamax: Umaru Bangura (34) ist Captain von Sierra Leone, Dylan Tavares (25) spielt für die Kapverden. Von Stade-Lausanne-Ouchy ist Mohamed Abdallah (21) und Rafidine Abdullah (27) für die Komoren dabei. Und dann sind da noch zwei Zürcher: Ex-GC-Junior Seny Dieng (27) spielte sich ins Tor der Queens Park Rangers und damit ins Kader von Titelanwärter Senegal! Ex-FCZ-Junior und Ex-YB-Spieler Saidy Janko (26) hingegen spielt für Gambia.

Wer sind die grossen Stars?
Die ganz grosse Nummer ist ein Ex-Basler: Ägypten- und Liverpool-Superstar Mohamed Salah (29) steht bei 45 Toren in 74 Länderspielen und will die Pharaonen zum Titel schiessen. Salahs Klubkollege Sadio Mané (29) tritt für Senegal an. Bei Titelverteidiger Algerien ist ManCity-Schlüsselspieler Riyad Mahrez (30) der unumstrittene Star. Der bei Arsenal in Ungnade gefallene Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang (32) will sich mit Toren für Gabun für einen neuen Klub empfehlen. Mit seinen traumhaften zehn Toren in der Champions-League-Gruppenphase lässt Sébastien Haller (27) die ganze Elfenbeinküste vom Titel-Coup träumen. Die Weltauswahl von PSG schickt mit Marokkos Achraf Hakimi (23) ein Riesentalent zum Cup. Und welche Stars sind fürs Toreverhindern zuständig? Napoli-Verteidiger Kalidou Koulibaly (30) bei Senegal, Nigerias Abwehrspieler Wilfred Ndidi (25) von Leicester und der senegalesische Chelsea-Goalie Edouard Mendy (29).

Wo kann man die Spiele schauen?
Nicht mehr im Free-TV: Beim früheren Rechteinhaber Eurosport herrscht Mattscheibe. Das Turnier ist ins Pay-TV abgewandert. Deutsch kommentiert gibts die Partien auf dem Sender Sportdigital, der bei UPC Cablecom und Blue TV im MySports-Pro-Paket enthalten ist, oder bei DAZN. Auf der Website von Sportdigital ist ausserdem ein Tageszugang für 2.99 Euro oder ein Monatsabo für 4.99 Euro erhältlich. Einen Gratis-Stream gibts hingegen bei onefootball.com und in der One-Football-App.

Werden die Komoren die Isländer Afrikas sein?
Ein winziger Inselstaat an einem grossen Turnier? Das kennen wir aus Europa, als sich Island mit seinen 300'000 Einwohnern nicht nur für die EM 2016 qualifizierte, sondern sogar England ausschaltete und bis in die Viertelfinals kam. Aber auch in Afrika gabs schon eine solche Sensation, als die auch jetzt wieder qualifizierten Kapverdischen Inseln 2015 bis in die Viertelfinals kamen. 2022 wollen nun die Komoren zum Island Afrikas werden. Das Nationalteam von der ostafrikanischen Inselgruppe mit seinen rund 900'000 Einwohnern ist erst seit 2005 Fifa-Mitglied, galt lange als eines der schlechtesten Nationalteams der Welt und ist nun sensationell erstmals dabei. Die Mannschaft setzt sich vor allem aus Franzosen mit komorischen Wurzeln zusammen, die meisten spielen in Europa in unterklassigen Vereinen – wie Mohamed Abdallah und Rafidine Abdullah von Challenge-League-Klub Stade-Lausanne-Ouchy. Stürmerstar El Fardou Ben ist hingegen immerhin Stammspieler bei Roter Stern Belgrad.

Wer sind die Favoriten?
Die heissen Titelanwärter sind die Teams, die auch oft an der WM Afrika vertreten. Also Kamerun, Ägypten, Senegal, Ghana, Nigeria, Algerien und Tunesien. Titelverteidiger ist Algerien. Rekordsieger ist Ägypten mit sieben Triumphen, darunter zwischen 2006 und 2010 dreimal in Folge.

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