Der Triple-Traum ist geplatzt. Nach dem Viertelfinal-Aus im eigenen Stadion gegen den SC Freiburg bleiben den Bayern nur noch zwei Titelchancen. Dafür prasselt aufgrund der Vorgeschichte reichlich Hohn und Spott auf sie ein.
Gut 72 Stunden nachdem die Münchner gegen den BVB zurück an die Bundesliga-Spitze gestürmt sind, müssen sie die erste Titelhoffnung der Saison begraben. Es ist ein Sinnbild für die Inkonstanz in dieser Saison.
Am Trainer kanns nicht liegen
Zum dritten Mal in Folge verpassen die Bayern das Pokalfinale in München. «Am Ende des Tages kotzt mich das einfach brutal an», brachte Joshua Kimmich die Gemütslage beim deutschen Rekordmeister nach der Partie auf den Punkt.
Die Bosse aber halten sich zurück, wollen die Wogen glätten. Sportchef Salihamidzic betont den Prozess, in dem man sich nach der Nagelsmann-Entlassung befinde. «Das ist für uns alle bitter, aber das hat doch mit dem Trainer nichts zu tun», kommentiert er den Pokal-Kollaps nüchtern: Tuchel mache einen sehr guten Eindruck und einen sehr guten Job. «Heute war das bitter für uns alle, aber Samstag geht es weiter.»
Auffallend: Trainer Tuchel wird auch in den Medien von Kritik verschont. Der Tenor ist ein anderer: Die Bayern-Probleme liegen nicht beim Trainer.
Hohn, Spott und ein Nagelsmann-Problem für Tuchel
Rückblende: Die Bayern-Bosse begründeten die Trennung von Julian Nagelsmann mit den starken Leistungsschwankungen. Die Konstellation zwischen Trainer und der so gut besetzten Mannschaft habe nicht mehr gestimmt. Mit dem Wechsel zu Tuchel erhoffte man sich, die Konstanz im Team zu steigern. Geklappt hat das in der ersten englischen Woche nicht. Aber eben: Dem Trainer wird daran keine Schuld gegeben. Von niemandem.
Stattdessen amüsiert man sich an der Ironie des Schicksals, die in der Geschichte steckt.
Tuchel kam, um das Triple zu holen. Bei seiner Vorstellung meinte er selbst, dass er die «gute Ausgangslage», die ihm Nagelsmann hinterlassen hatte, ausnutzen wolle. Nun hat sich gezeigt, dass sich die Leistungsschwankungen nicht gemeinsam mit Nagelsmann verabschiedet haben. Oder wie es Salihamidzic formuliert: «Wir konnten diese Energie und Schlagzahl nicht hochhalten.»
Nachdem Tuchel im Frühherbst 2022 bei Chelsea entlassen wurde, titelte die «Bild»-Zeitung: «Jetzt hat Nagelsmann ein Tuchel-Problem.» Nun haben sich die Vorzeichen quasi umgekehrt. Nicht nur, weil der Ex-Trainer plötzlich heisser Trainer-Kandidat bei Chelsea ist. Für «Eurosport» steht bereits fest: «Tuchel hat ein Nagelsmann-Problem.» Was, wenn er aus der guten Ausgangslage nichts herausholen kann? Der Vorsprung in der Meisterschaft ist gering, die Hürde Manchester City in der Champions League hoch. Man stelle sich nur vor, Bayern steht Ende Saison trotz Nagelsmann-Entlassung ohne Titel da. Dann wäre an der Säbener Strasse die Hölle los. (dti)