Trotz Nagelsmann-Verpflichtung: DFB-Direktor schlägt Alarm
«Wir haben komplett den Anschluss verloren»

Mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann (36) ist im deutschen Fussball wieder so etwas wie Aufbruchstimmung spürbar. Die Grundsatzprobleme sind damit aber noch lange nicht behoben. DFB-Direktor Tobias Haupt (39) skizziert ein besorgniserregendes Bild.
Publiziert: 24.09.2023 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2023 um 14:45 Uhr
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Trotz der Anstellung von Nagelsmann als neuem Bundestrainer: Der DFB hat nach wie vor mit Problemen zu kämpfen.
Foto: Getty Images

Wenige Monate vor dem Start der Heim-EM 2024 ist im deutschen Fussball endlich wieder Aufbruchstimmung zu spüren. Der Prestige-Sieg über Fussball-Weltmacht Frankreich (2:1) und die Anstellung von Star-Coach Julian Nagelsmann (36) als neuen Bundestrainer haben Frühlingsgefühle freigesetzt.

Doch diese wiedergefundene Leichtigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im deutschen Fussball weiterhin vieles im Argen liegt. Aussagen von DFB-Direktor Tobias Haupt (39) dazu rütteln auf – und skizzieren ein alarmierendes Bild. Haupt ist seit 2018 als Leiter der Akademie des deutschen Fussballbundes im Amt – und hat die negative Entwicklung hautnah miterlebt.

Katastrophale Turnierbilanz

Gegenüber der «Bild» sagt er: «Wir befinden uns in einer der grössten Krisen in der Geschichte des deutschen Fussballs!» Und damit hat er recht. Deutschland, der einstige internationale Dominator, hat in den vergangenen Turnieren ein miserables Bild abgegeben. Blamable Vorrunden-Outs an den Weltmeisterschaften 2018 und 2022, chancenlos im EM-Achtelfinal 2021 gegen England (0:2).

Haupt dazu: «Unsere Nationalmannschaften sind schon lange nicht mehr Weltspitze. Seit dem WM-Titel 2014 ruht man sich auf den Erfolgen der Vergangenheit aus.»

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«Die Kluft ist so gross wie nie zuvor»

Doch worauf lässt sich dieser Absturz zurückführen? Laut Haupt liegt das Problem an der Basis. Er bewertet die Ausbildungsarbeit als ungenügend. «Die Einsatzzeiten unserer U21-Nationalspieler sind viel zu gering. Wir schöpfen den Talent-Pool im Vergleich mit den Top-5-Nationen am schlechtesten aus. Spanien bringt beispielsweise seit 2009 45 Prozent mehr Topspieler hervor.»

Daraus schliesst er: «Wir haben in der Spitze zu wenig Breite. Uns muss klar sein: Wir haben international komplett den Anschluss verloren.» Was ausserdem auch zur negativen Entwicklung beitrage, sei die mangelnde Kooperation zwischen den Organen des deutschen Fussballs (DFB, DFL, Profivereine). «Die Kluft wird aktuell so gross wie nie zuvor», moniert Haupt.

Besonders frustrierend für ihn: Die Probleme sind schon lange bekannt – doch gehandelt wird nicht. «Zentrale Massnahmen, die seit Jahren auf dem Tisch liegen, werden nicht umgesetzt. So kann der deutsche Fussball künftig nicht erfolgreich sein.» (sbe)

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