Der frühere deutsche Trainer Christoph Daum (69, u.a. Ex-Leverkusen) kämpft seit 2022 gegen Lungenkrebs. Gegenüber der «Bild» bietet er intime Einblicke zu seinem Zustand und verrät: Trotz Krankheit gab es Versuche, ihn ins Trainergeschäft zurückzubringen.
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Im Interview spricht Daum über …
… seinen Gesundheitszustand
In der letzten Woche war Daum in der 22. Chemo-Therapie seit seiner Erkrankung. Gemessen an den Umständen gehe es ihm aktuell ganz okay. Denn: Die Behandlung schlägt an. «Die Therapien zeigen positive Wirkung, die Krebszellen gehen leicht zurück. Dazu kommen unterstützende Massnahmen wie Meditation und Atemübungen. Professor Jürgen Wolf, der Chef der Onkologie an der Uni-Klinik, kümmert sich rührend um mich.»
Doch Daum stellt klar: Geheilt sei er noch nicht. «Krebs ist leider sehr heimtückisch, die Metastasen können plötzlich woanders im Körper explodieren. Dann hast du die Arschkarte.»
Immerhin sind zuletzt seine Haare wieder nachgewachsen – für Daum eine grosse Erleichterung. «Zum Glück sind sie wieder da. Für mich war die haarlose Phase die ständige Erinnerung beim Blick in den Spiegel: Du hast Krebs.»
… den Aufenthalt auf der Intensivstation im Frühling
«Die Ärzte hatten das Okay gegeben, meinen Sohn in den USA zu besuchen. Pusteblume! Ich habe mir eine Lungenentzündung eingehandelt, bin fast ins Koma gefallen. Meine Frau Angelica sagte hinterher: Ich habe dich angeschrien, du hast gar nicht reagiert.»
… Julian Nagelsmann, den neuen DFB-Trainer
Für Daum ist Nagelsmann aktuell der beste deutsche Trainer. «Julian hat wunderbare Ansätze.» Was ihn besonders auszeichne, sei seine Fähigkeit, Spiele zu lesen und von aussen zu beeinflussen. Das deutsche EM-Duo Rudi Völler /Julian Nagelsmann hält Daum für goldrichtig: «Julian hat einen Matchplan, Rudi einen Menschenplan. Er hat einfach das Gespür für Spieler.»
... eine Rückkehr ins Trainergeschäft:
Das letzte Amt hatte Daum 2017 als Nationalcoach Rumäniens inne. Seither hat sich der Stuttgarter Meistertrainer von 1992 aus dem Geschäft zurückgezogen. Trotz seiner Erkrankung gab es Versuche, ihn zurückzubringen. «Ich hatte auch Angebote seit der Erkrankung. Von Brügge als Sportdirektor oder als Nationaltrainer in einem Balkan-Land. Durch die Chemo kann ich nicht 100 Prozent zur Verfügung stehen. Und wo Daum draufsteht, muss auch Daum drin sein.» (sbe)