Der Schock war gross, als Christoph Daum im Oktober seine Krebsdiagnose bekannt gab. Mittlerweile hat sich der 69-Jährige in Therapie begeben. Jetzt spricht er über die Zeit in Behandlung und weshalb er die Chemotherapie mit Doping vergleicht.
Krebs wohl nicht vollständig heilbar
Die positive Nachricht vorweg: Der frühere Bundesliga-Trainer befindet sich auf einem guten Weg. «In der ersten Phase meiner Therapie habe ich bis Dezember eine sehr intensive Chemotherapie durchlaufen, die sehr gut angeschlagen und alle Metastasen beseitigt hat», erklärt Daum gegenüber der «Welt».
Die Krankheit wird Daum aber wohl auch in Zukunft begleiten. «Es wäre Wunschdenken, zu glauben, den Krebs besiegen und sagen zu können: ‹Der ist weg.› Bei mir geht es eher darum, sagen zu können: ‹Wir haben ihn unter Kontrolle und ich kann damit alt werden.› Dafür werden noch einige Therapien nötig sein.»
Rauchen kein Thema mehr
Es ist nicht die erste grosse Hürde, die Daum in seinem Leben zu bewältigen hat. Im Oktober 2000 wurde er als Trainer von Bayer Leverkusen positiv auf Kokain getestet. Seine Karriere stand an einem Scheidepunkt. Doch der Kult-Coach fand den Weg zum Fussball zurück. «Die Menschen haben mir verziehen», sagte er vor drei Jahren über seinen Koks-Skandal gegenüber Blick.
Der Lungenkrebs wurde im Sommer bei einem Gesundheits-Check entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt war der Deutsche noch Raucher. Doch damit ist Schluss. «Bis zum Tag der Diagnose habe ich geraucht. Ich habe nach 38 Jahren von einem auf den anderen Tag aufgehört. Das ist eine reine Willenssache. So bin ich.»
Comeback im Fussball möglich
Die Chemotherapie hinterliess beim Stuttgarter Meistertrainer von 1991/92 Spuren. Während dieser verlor er seine Haare und verspürte oftmals Erschöpfung. Dennoch lässt sich Daum davon nicht unterkriegen. «Ich habe während der Therapie immer zu den Ärzten gesagt: ‹Chemotherapie ist wie Doping für mich.› Aber ich wusste auch, dass mir das hochgiftige Zeug helfen wird, es wird mich stärker machen – wie Doping.»
Trotz anhaltender Behandlung will Daum weiter im Fussball tätig sein. «Ich will meine Erfahrung noch weitergeben. Beratende Tätigkeiten kann ich mir auch in Zukunft gut vorstellen.» Dennoch liegen seine Prioritäten jetzt woanders. «Mittlerweile plane ich mein Leben um die familiären Ereignisse. Im Sommer schliesst mein Sohn sein Studium in New York ab. Da bin ich natürlich dabei. Dann macht meine Tochter ihr internationales Abitur in London, da werde ich in England sein. Das sind die Dinge, auf die ich mich freue.» (mab)