Das erste Angebot vom SC Freiburg lehnte er noch ab. Doch nun ist Thomas Stamm (38) bereits das siebte Jahr Trainer beim Bundesliga-Klub. Der Schweizer ist mittlerweile als Chef der U23-Mannschaft in der Trainer-Hierarchie die Nummer 2 hinter Legende Christian Streich (56), mit dem er eng zusammenarbeitet.
Und das nicht im Junioren-, sondern im Profifussball: Stamms Team spielt als Aufsteiger in der 3. Liga, tritt da vor teilweise Zehntausenden Fans gegen Traditionsklubs wie Kaiserslautern, Braunschweig, Magdeburg oder 1860 München an. «Der Staff und die ganze Struktur lassen sich durchaus mit der Super League vergleichen», sagt Stamm.
Stamm? Freiburg? Der Schaffhauser hat sich in Deutschland still und leise zum vielleicht grössten Schweizer Trainertalent gemausert. Wobei das vor allem für die Öffentlichkeit gilt: In der Fussballszene ist Stamm längst kein Geheimtipp mehr. Denn in Deutschland ist die Talentschmiede Freiburg auch wegen den Trainern im Fokus der grösseren Klubs.
Erster Schritt als Trainer im Profi-Fussball
Stamms U23-Vorgänger, Christian Preusser (37), übernahm etwa im Sommer den 2.-Ligisten Düsseldorf. «Seit ein, zwei Jahren fühlte ich mich bereit für eine neue sportliche Aufgabe. Als ich dann intern für die U23 angefragt wurde, hat es für beide Seiten gepasst. Der Aufstieg der U23 in die 3. Liga war natürlich noch ein sehr schönes Extra. Die 3. Liga ist ideal für die ersten Schritte im Profi-Fussball», sagt Stamm, der neben seiner Wohnung in Freiburg auch weiterhin eine Unterkunft in der Heimat hat: Schleitheim SH liegt nur eine Fahrstunde von seinem Arbeitsplatz entfernt.
Wer ist dieser Grenzgänger, der als unbekannter Schweizer im deutschen Fussball durchstartet? Stamm spielte für Winterthur und Schaffhausen 181 Partien in der Challenge League, schaffte es aber nie in die Super League: «Mit 27 habe ich wegen der fehlenden Perspektive aufgehört.»
Doch da ist die Trainerlaufbahn längst aufgegleist. Die ersten Diplome macht er als Challenge-League-Spieler in den Winterpausen in Tenero TI. «Ich dachte: Vielleicht ist es irgendwann nützlich.» Dann ist es ein gewisser Giorgio Contini, der 2005 seine Karriere beendet und Winti verlässt – darauf wird FCW-Mittelfeldspieler Stamm angefragt, ob er nicht wie zuvor Contini nebenbei die B-Junioren trainieren will.
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Der Schaffhauser machts und entdeckt, dass ihm «ein paar Jungs trainieren» viel Spass macht, dass er auf der zwischenmenschlichen Ebene den Draht zu den Talenten findet.
Auch der echte Startschuss fällt dann auf der Schützenwiese. Stamm bekommt nach seinem Rücktritt den Job als U18-Trainer – und tritt bei Testspielen oft gegen Freiburgs U17 an. Der junge Winti-Coach kommt so beim Bundesligisten auf den Radar. Und sitzt irgendwann einer Delegation mit den SCF-Nachwuchsbossen und Streich gegenüber. «Christian ist in solche Personalentscheidungen involviert. Es muss ja für alle passen», sagt Stamm, der ab 2015 die U19 übernimmt und sich rasch in der für ihn neuen, deutschen Fussballkultur zurechtfindet.
Enge Dreiecksbeziehung mit Streich
Als er nach sechs Jahren in der U19-Bundesliga nun zur U23 wechselt, wird die Bande mit Streich nochmals intensiver. «Wir sind ein Dreieck, das sehr eng zusammenarbeitet», sagt Stamm. Der Dritte ist Julian Schuster: Der Ex-Profi kümmert sich speziell um die Spieler, die sich an der Schnittstelle zwischen Stamms U23 und dem Bundesliga-Team befinden.
Wird Stamm gar dereinst Streichs Nachfolger? «Christian macht eine überragende Arbeit, deshalb stellt sich diese Frage für mich gar nicht.»
Doch eben: Stamm gehört in Deutschland längst zum Kreis der kommenden Trainer-Generation. Aber Stamm bleibt cool: «Die Zeit wird zeigen, wohin es geht. Mein Anspruch ist es immer, gute Arbeit abzuliefern. Wenn dadurch dann irgendwann irgendwo eine Tür aufgeht – schön. Im Moment stellt sich diese Frage für mich aber nicht.»
Doch wie war das nun mit dem abgelehnten Freiburg-Angebot? Das war 2014. Stamm zieht es vor, noch bei den Winti-Junioren zu bleiben und nebenbei bei der Schweizer U15-Nati Co-Trainer zu sein. Doch der Kontakt nach Freiburg bleibt – heute gehört er längst zum Inventar beim SCF.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |