«Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu»
Kahn spricht über Depressionen

Oliver Kahn (53) packt über Depressionen aus. In einem Podcast mit seinem Therapeuten spricht er über den unermesslichen Erfolgsdruck und erniedrigende Momente in seiner Karriere.
Publiziert: 12.12.2022 um 17:02 Uhr
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In einem Podcast öffnet sich Oliver Kahn (53) und spricht über seine Depression.
Foto: keystone-sda.ch

Sein Name schien Programm: Titan. Oliver Kahn schien durch nichts unterkriegen zu sein. Doch jetzt offenbart der einstige Weltklasse-Keeper, wie anders es in ihm drin aussah.

Von Depressionen spricht Kahn. Von Erniedrigungen und von unermesslichem Druck.

Der heute 53-Jährige öffnet sich in einem Podcast, den er zusammen mit seinem langjährigen Therapeuten Florian Holsboer aufgenommen hat. Unter anderem ein Thema: Der WM-Final 2002, als der Deutsche bei der 0:2-Niederlage einen folgenschweren Fehler machte.

Gefühle powern Kahn aus

«Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu», sagt Kahn. Die Scham, der überbordende Ehrgeiz, der Erfolgsdruck, sportlicher Misserfolg – dies alles hätte ihn schliesslich verzweifeln lassen.

Nicht zum ersten Mal spricht Kahn über diese Gefühle. Seine Verbissenheit und seine Fehler hätten ihn in einen Tunnel getrieben. Kahn spricht von «Burnout» und «ausgepowert sein». Es habe Momente gegeben, da sei er zu Hause kaum die Treppe hinauf gekommen.

Aus dem Tief herausgearbeitet hat sich der Ex-Bayern-Keeper erst mit Hilfe des Münchner Medizinprofessors Holsboer.

Affenlaute waren erniedrigend

Kahn spricht auch von den Affenlauten und Bananen, mit denen ihm gegnerische Fans das Leben schwer machten. Als «erniedrigend» habe er dies empfunden.

Und doch findet sich auch in dieser verletzlichen Seite der Titan. Denn aus dem Leistungssport auszusteigen, sei nie ein Thema gewesen. Im Gegenteil. Er wollte in seinem «Beruf einen Weg suchen, neue Widerstandskraft zu entwickeln».

Es ist ihm gelungen. Noch immer nimmt Kahn eine wichtige Rolle im Fussball ein, ist mittlerweile Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München. Und hat den Mut gefunden, über seine Gefühle zu sprechen. Mit dem Podcast – entstanden im Auftrag von Holsboers Stiftung – gehe es ihm darum, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma zu befreien.

Ein positives Beispiel für ihn ist diesbezüglich auch Bayern-Star Benjamin Pavard, der seine Depression ohne negative Folgen habe öffentlich machen können. Zu Kahns Zeit sei das noch undenkbar gewesen. (sme)

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