Was für ein Fazit kann ein Fussballklub nach einer Saison ziehen, in der man den Meistertitel errungen hat?
Im Normalfall genügt ein solcher Leistungsausweis für Lobeshymnen und Beglückwünschungen. Nicht so bei den Bayern. Dort – so scheint es – hat der Gewinn der Meisterschaft das Fass überhaupt erst so richtig zum Überlaufen gebracht. Die unwürdige Schlammschlacht zwischen dem geschassten CEO Oliver Kahn (53) und dem Klub ist aber bloss die jüngste Episode einer verkorksten Meister-Saison.
Die Mané-Verpflichtung
Am 22. Juni 2022 gibt der FC Bayern München seinen Königstransfer für die anstehende Spielzeit bekannt. Aus Liverpool wird der Stürmer Sadio Mané (31) geholt. Die Verpflichtung wirkt wie eine Drohung an die Konkurrenz. Die Bayern scheinen noch weiter entrückt – und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) wird für den Deal gefeiert. Es gibt aber auch Kritik: Mit Mané ist kein klassischer Mittelstürmer geholt worden. Der Abgang von Torjäger Robert Lewandowski (34) ist damit nicht wirklich kompensiert.
Das erste Formtief
Der Start in die Saison gelingt den Münchnern unter Trainer Julian Nagelsmann (35) nach Mass. Die Bilanz nach den ersten drei Spielen: drei Siege, 15:1 Tore. Erst dann folgt in der Liga ein temporäres Formtief mit Unentschieden gegen Gladbach, Union Berlin sowie Stuttgart. Gegen Augsburg setzt es dann gar die erste Pleite der Saison ab (0:1). Weil die Mannschaft aber im DFB-Pokal und auch in der Champions-League-Gruppenphase abliefert, bleibt die Kritik am Spiel der Bayern verhalten.
WM mitten in der Saison führt zum Bruch
Insgesamt 16 Spieler des FC Bayern München reisen an die WM in Katar, die für einmal mitten in der Saison stattfindet. Das Team geht als Spitzenreiter in die Pause, die für den Klub zum Bruch führen sollte – wortwörtlich. In den Ferien nach der Weltmeisterschaft bricht sich Kapitän Manuel Neuer (37) während einer Ski-Tour den Oberschenkel. Zwar kann die Führung rasch reagieren und mit Yann Sommer (34) den Schweizer Nationaltorhüter von Gladbach loslösen. Doch der Vorfall wirft auch Fragen auf. Teilweise wird gar Neuers Professionalität infrage gestellt. Und das frühe Saison-Aus des Stammgoalies sollte tiefgreifende Folgen haben.
Die Goalie-Posse
Bayern kommt mit drei Unentschieden schwach aus der Winterpause. Und auch hinter den Kulissen brodelt es. Ein erster Knall trifft Goalie-Trainer Toni Tapalovic (42), ein enger Verbündeter von Manuel Neuer. Tapalovic soll sich mit Coach Nagelsmann zerstritten haben und sogar interne Infos aus der Trainerkabine ausgeplaudert haben. Die Folge: Tapalovic wird freigestellt.
Eskalation nach Nagelsmann-Entlassung
Am 19. März verlieren die Bayern auswärts in Leverkusen mit 1:3. Nach zwölf Spieltagen als Leader müssen die Münchner die formstarken Dortmunder vorbeiziehen lassen. Im bayerischen Pulverfass reicht das aber für den nächsten Eklat. Wenige Tage später ist Julian Nagelsmann entlassen und durch Thomas Tuchel (49) ersetzt. Der Vorzeigeklub der Bundesliga macht aber ein weiteres Mal keine gute Figur. So soll Nagelsmann aus den Medien von seiner Absetzung erfahren haben. Es folgen Wochen mit Vorwürfen und Anschuldigungen von allen Seiten.
Zwei Titel verspielt
Unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel holt sich Bayern im Direktduell mit Dortmund (4:2) zwar den Leaderthron zurück. Dann folgen innert zwei Wochen aber zwei grosse sportliche Rückschläge: Sowohl beim DFB-Pokal (gegen Freiburg) als auch bei der Champions League (gegen ManCity) fliegt man raus. Es droht eine Saison ohne Titel.
Eklat zum Saison-Ende
Die Unruhe im Klub wird immer mehr CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic angelastet. Die Situation eskaliert, als die Bayern am vorletzten Spieltag wieder auf Rang zwei abrutschen und damit auch drohen, die Meisterschaft zu verspielen. Hinter verschlossenen Türen werden Kahn und «Brazzo» bereits vor dem Ende der Saison abgesägt. Die Meldung sickert dann ausgerechnet beim letzten Bayern-Spiel durch – während die Mannschaft noch um den Titel kämpft. Und wieder passiert der Knall mit ordentlich Nebengeräuschen. Vor allem der entmachtete Bayern-Boss Kahn tritt öffentlich gegen den Klub nach.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 12 | 29 | 30 | |
2 | Eintracht Frankfurt | 12 | 15 | 26 | |
3 | Bayer Leverkusen | 12 | 9 | 23 | |
4 | RB Leipzig | 12 | 5 | 21 | |
5 | Borussia Dortmund | 12 | 4 | 20 | |
6 | SC Freiburg | 12 | 0 | 20 | |
7 | FSV Mainz | 12 | 6 | 19 | |
8 | VfL Wolfsburg | 12 | 6 | 18 | |
9 | VfB Stuttgart | 12 | 2 | 17 | |
10 | Borussia Mönchengladbach | 12 | 1 | 17 | |
11 | Union Berlin | 12 | -1 | 16 | |
12 | Werder Bremen | 12 | -5 | 16 | |
13 | FC Augsburg | 12 | -9 | 15 | |
14 | TSG Hoffenheim | 12 | -7 | 12 | |
15 | FC St. Pauli | 12 | -5 | 11 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 12 | -9 | 10 | |
17 | Holstein Kiel | 12 | -18 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 12 | -23 | 2 |