Der Schmerz sitzt immer noch tief. Nur ein Tor fehlte Borussia Dortmund gegen Mainz (2:2), um die Dominanz des FC Bayern nach elf Jahren zu durchbrechen. Nie war die Gelegenheit besser, dem Rekordmeister aus München, die Schale zu entreissen, aber im entscheidenden Moment versagten den Spielern die Nerven. War der Druck zu gross?
Die Frage geht an Sebastian Kehl, der als Sportdirektor als erster in die Analyse geht: «Natürlich war bei den Spielern eine Anspannung da. Das kann man auch nicht einfach so abschütteln. Die Nervosität war auch grösser, als in den letzten Wochen. Ich hatte trotzdem ein gutes Gefühl, dass wir die Mannschaft gut auf die Dinge vorbereitet haben.»
Die erste Halbzeit wird zum Horror: Zwei Gegentore innerhalb von 24 Minuten – dazwischen ein vergebener Penalty von Sébastien Haller. «Unser Matchplan ist schnell über den Haufen geworfen worden», sagt Kehl und beschreibt die Aufholjagd als hektisch und wild. «Es gab nur noch die Hoffnung auf den einen Glücksmoment.» Der Ausgleich fällt erst in der Nachspielzeit.
Dezibelwelle wirkt wie Defibrillator
Zu spät für die Wende. Wie tote Bienen liegen die Schwarz-Gelben nach Schlusspfiff auf dem Rasen – Hammer statt Honig. Nur Gregor Kobel (25) steht aufrecht und klopft seinen Leidensgenossen auf den Rücken – Tränen statt Triumph. Trösten muss der Schweizer Goalie später auch seine Freundin, die sich an seiner Schulter die Augen ausweint.
Schock auch bei den Zuschauern. Minutenlang ist es still im Stadion. Bis zu jenem magischen Moment als die Fans der Südtribüne den Patienten auf dem Platz wieder Puls geben. «Dortmund wird niemals untergehen», singt der gelb-schwarze Block. Die starke Dezibelwelle wirkt wie ein Defibrillator. «Das war sehr beeindruckend. Das zeichnet diesen Club aus», sagt Sebastian Kehl – auch als Legende des Vereins.
Spezieller Umgang mit Depression
In dreizehn Jahren beim BVB wurde der ehemalige Sechser dreimal Meister. Zuletzt 2012 unter Trainer Jürgen Klopp. Seither warten auch die Fans auf den Gewinn der Meisterschaft. Die Frustbewältigung dürfte dieses Jahr so hart sein wie noch nie. «Es ist eine grosse Leere und Enttäuschung da», sagt Kehl.
Er findet aber auch Zuversicht im Umgang mit der Depression. «Die Menschen haben hier ein ganz starkes Gefühl für solche schwierigen Momente. Das wird diesen Club auch immer ausmachen. Das wird uns auch für die Zukunft helfen. Aber die Enttäuschung, die wir erlebt haben, die kann ich den Menschen leider nicht nehmen.»
Das gilt für den BVB-Sportdirektor auch für die Spieler. «Da muss jetzt jeder Spieler ein Stück weit mit sich selber ausmachen müssen. Das sind die Momente, die jeder mit nach Hause nimmt. Mit seiner Frau und Familie durchlebt. Das wird Zeit brauchen. Aber sie werden sich später untereinander Halt geben. Es ist viel gewachsen in den letzten Monaten. Wir haben eine grosse Energie innerhalb des Teams. Wir werden wieder aufstehen.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |