Der Fussball-Weltverband Fifa hat formale Voraussetzungen für einen theoretischen Abschied von seinem Stammsitz in Zürich geschaffen. Der Kongress des Weltverbands stimmte am Freitag in Bangkok einer Statutenänderung zu. Diese besagt, dass die Zentrale in Zürich liegt – bis der Kongress eine Entscheidung über den Stammsitz trifft. Eine derartige Einschränkung gab es bislang nicht. Die Fifa sitzt seit 1932 in Zürich.
Der Weltverband betonte auf Anfrage der deutschen Nachrichtenagentur DPA, dass die Fifa in der Schweiz «glücklich» sei. «Es gibt viele sportliche und internationale Organisationen mit Sitz in Genf und Lausanne, aber bis unsere Mitglieder etwas anderes entscheiden, bleibt Zürich unser Hauptsitz», sagte ein Sprecher. «Tatsächlich erwägen wir derzeit die Eröffnung von Aussenstellen an anderen Orten in der Schweiz und somit eine Ausweitung unserer Präsenz im Land.»
Die Fifa hatte zuletzt immer mehr Büros in anderen Ländern eröffnet, unter anderem in Paris. Die Rechtsabteilung sitzt in Florida.
SFV würde Wegzug bedauern
Die Schweizer Delegation hatte angekündigt, sich bei der Abstimmung über die Änderung der Statuten zu enthalten oder nicht zuzustimmen.
Dominique Blanc, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), würde einen Wegzug aus Zürich bedauern, sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Fifa, und wünschen uns natürlich, dass der Hauptsitz hier bleibt», sagte er.
Die Zürcher Stadtregierung war über die beantragte Statuten-Änderung informiert. Von allfälligen Wegzugsplänen wusste sie bisher nichts. Weil es sich bei der Fifa um eine private Institution handle, wolle sich die Stadtregierung auch nicht weiter dazu äussern, teilte sie am Donnerstag auf Anfrage mit.
Doppelvergabe für WM 2030 und 2034 möglich
Auch bei den Männer-Weltmeisterschaften kommt es zu einer signifikanten Änderung. Die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit stimmte für die Änderungen, durch die unter anderem die Doppelvergabe der Weltmeisterschaften 2030 und 2034 ermöglicht wird. Kritiker sehen in diesem Vorgehen eine Abkehr von den Reformen aus dem Jahr 2016, die infolge mehrerer Skandale im Weltverband eingeführt worden waren.
Künftig kann der Fifa-Kongress wieder mehrere Turniere gleichzeitig vergeben, sofern das Council dies erlaubt. Durch die Änderung ist zudem der Weg geebnet, um noch in diesem Jahr die Vergabe der WM 2030 an sechs Länder auf drei Kontinenten sowie das Turnier 2034 an Saudi-Arabien auf einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung zu bestätigen.
Dies galt ohnehin als Formsache. Nach der umstrittenen Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar war diese Möglichkeit eigentlich abgeschafft worden.