Benzemas Frust, Hendersons Flucht
Ist der Saudi-Hype schon wieder vorbei?

Vor einem Jahr begann Saudi-Arabien sein Projekt, den Weltfussball zu erobern. Viele Stars folgten dem Millionenlockruf. Auch wenn aktuell Gerüchte aufkommen, dass mancher Fussballer nach Europa zurückkehren will, ist ein Ende des Saudi-Hypes noch nicht zu erwarten.
Publiziert: 18.01.2024 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 16:31 Uhr
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Sind Jordan Henderson und Karim Benzema Vorboten für das Ende des Saudi-Hypes?
Foto: Getty Images
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Lino DieterleRedaktor Online Sport

Von 32 auf 914 Millionen Franken. So haben sich die Ausgaben der Saudi Pro League von der Saison 2022/23 zur Spielzeit 2023/24 entwickelt. Und die Ausgaben der laufenden Saison könnten weiter steigen.

Nicht einbezogen sind bei diesen Summen die teils astronomischen Gehälter, mit denen die Stars nach Saudi-Arabien gelotst wurden. Die drei, die alle Vorstellungen sprengen: Cristiano Ronaldo (38) mit einem kolportieren Jahressalär von 190 Millionen Franken, Neymar (31) mit 160 Millionen und Karim Benzema (36) mit 55 Millionen. Und ausgerechnet Benzema, als gläubiger Muslim und Sieger des Ballon d'Or 2022 wichtiges Gesicht für das Saudi-Projekt, sorgt immer wieder für Negativ-Schlagzeilen.

Die heile Saudi-Welt bröckelt

Zuletzt wurde Benzema bei Al-Ittihad aus dem Kader fürs Trainingslager gestrichen, weil er den Trainingsauftakt nach den Ferien verpasst hatte. Sportlich herrscht Enttäuschung, dass der amtierende Meister trotz neuem Superstar als Captain auf dem siebten Platz überwintert. Mit neun Ligatoren kann Benzema auch nicht mit den besten Knipsern der Liga mithalten. Cristiano Ronaldo führt diese beispielsweise mit 20 Toren an. Firas Al-Buraikan (23), mit einem Marktwert von 4 Millionen wertvollster Spieler der saudischen Nationalmannschaft, steht mit elf Ligatoren ebenfalls vor ihm. Entsprechend kritisch wird Benzema mittlerweile in Saudi-Arabien beäugt.

Prompt gibts Gerüchte, dass europäische Grossklubs an einem Transfer arbeiten. Anders als Jordan Henderson, dessen Wüsten-Abenteuer im Finanz-Fiasko endete, wird eine Saudi-Flucht des Franzosen in diesem Winter als sehr unwahrscheinlich angesehen. Zu gross wäre der Imageschaden, eines der Aushängeschilder nach so kurzer Zeit wieder zu verlieren.

Den Engländer Jordan Henderson liessen die Saudis aber nach nur einem halben Jahr in Richtung Amsterdam ziehen. Dabei wollte Henderson mithelfen, den Fussball im Land zu entwickeln, bevor es zur Trendwende gekommen ist. In England wird deshalb befürchtet, dass saudische Klubs vorsichtiger werden, Spieler von der Insel zu verpflichten, berichtet der «Telegraph». Aus Beratersicht verständlich: Nirgends auf der Welt dürften die Provisionen derart lukrativ sein. Die Furcht ist aber unbegründet: Ein Insider der Saudi-Liga bezeichnete die Henderson-Situation als «Kinderkrankheit» und verneinte, dass Engländer deshalb künftig bei Transfers übergangen werden könnten.

Garcia ersetzt neusten Saudi-Transfer

Diese Aussage alleine zeigt, wieso der Hype um Saudi-Arabien nicht so schnell abflachen wird, wie jener um China. Das Projekt ist mit schier unerschöpflichen finanziellen Ressourcen langfristig konzipiert. Dass sich zwei Erstankömmlinge schwertun, wird daran nichts ändern. Vielleicht wird sich der eine oder andere Spieler genauer überlegen, ob er den Schritt in die Wüste wagen will. Fussballer, die nach dem Transfer ihr Glück nicht finden, gibt es aber auch in Europa zuhauf.

Renan Lodi liess sich von den Beispielen Benzema und Henderson jedenfalls nicht abschrecken. Der 25-jährige Brasilianer und 19-facher Nationalspieler wechselt im besten Fussballalter für rund 23 Millionen von Olympique Marseille zu Al-Hilal. In Frankreichs Küstenstadt wird er vom Schweizer Ulisses Garcia ersetzt. Lodi ist der erste Millionen-Neuzugang der Saudi-Liga in diesem Winter, aber gewiss nicht der letzte.

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