Ab Freitag wird in diversen Ländern ein neuer Fussballmeister gesucht: in der englischen Premier League, in La Liga in Spanien, in Frankreichs Ligue 1 – und auch in der Saudi Pro League.
Die Vorfreude bei den zahlreichen Top-Stars, die von Europa auf die arabische Halbinsel abgewandert sind, ist gross. «Es ist ein tolles Gefühl», sagt Goalie Édouard Mendy (31, Al-Ahli) an der Eröffnungszeremonie in Dschidda am Montag. «Es ist fantastisch, hier zu sein», meint Ex-Bayern-Spieler Sadio Mané (31, Al-Nassr).
Die zahlreichen Top-Spieler bringen auch ein grosses Potenzial an Fans mit – was genau das Ziel der grossen Transferoffensive der Saudis ist. Viele dieser Fans werden ihre Idole auch in Europa weiter via TV verfolgen wollen. Und das wird möglich sein. Denn immer mehr TV-Stationen springen auf den Fussball-Boom in der Wüste auf.
Franzosen ärgern sich über TV-Angebot
In Frankreich hat erst kürzlich der Bezahlsender Canal+ mitgeteilt, dass man einen Zweijahresdeal mit der Liga abgeschlossen habe. Genauer gesagt mit der Saudi Sports Company (SSC), die sämtliche Rechte an den Spielen in Saudi-Arabiens Meisterschaft verwaltet.
Bevor Cristiano Ronaldo (38) bei Al-Nassr unterschrieb, flimmerte die Liga lediglich in den Nachbarstaaten von Saudi-Arabien über die Bildschirme. Mit dem Wechsel des Weltstars in die Wüste hat die Liga die Sportagentur International Management Group (IMG) beauftragt, den Wettbewerb auf dem internationalen TV-Markt stärker zu platzieren. Mittlerweile wurde der saudische Fussball bereits von 48 Plattformen und Fernsehstationen in ihr Programm aufgenommen und ist in 170 Ländern empfangbar.
Zu diesen gehört nun auch Canal+, der fortan pro Woche zwei Spiele der 18er-Liga zeigen wird. Eine Ankündigung, die von der Kundschaft zwiespältig aufgenommen wird. Die einen schätzen es, die anderen verabscheuen es. «Lächerlich, dass man für so was bezahlt», schreibt ein Nutzer auf Twitter. «Ich will die Liga nicht einmal kostenlos», meint ein anderer. Was die meisten stört: «Man ist nicht in der Lage, die Ligue 1 komplett zu zeigen, dafür diese Söldnerliga.»
Mehr Saudi-Spiele bei Blue
In England, Deutschland und Österreich empfangen Fussball-Fans ab dieser Saison drei Partien pro Woche via DAZN, das Spiel von Al-Nassr mit Ronaldo wird immer dabei sein. In den USA überträgt ESPN ausgewählte Spiele, in Italien der Privatsender La7, der «das beste Spiel des Wochenendes» anbieten wird.
In der Schweiz zeigte Blue Sport über den deutschen Sender Sportdigital bereits im letzten halben Jahr Partien von Al-Nassr. Dank der Partnerschaft mit dem deutschen TV-Sender darf Blue Sportevents, die bei Sportdigital gezeigt werden, auch auf seinen Kanälen anbieten. Sportdigital ist auch bei anderen Anbietern wie UPC oder DAZN in der Schweiz verfügbar.
Das Schweizer Radio und Fernsehen sieht derzeit keine Möglichkeit, Spiele der Saudi Pro League live zu zeigen. «SRF Sport deckt viele internationale Fussball-Ligen mit News redaktionell ab. Im Fokus stehen die europäischen Top-Ligen und die dort engagierten Schweizer Fussballer. Aber auch über die Entwicklung der saudischen «Pro League» berichtet SRF redaktionell. Highlights oder gar Liveübertragungen sind zurzeit aufgrund der sportlichen Relevanz nicht geplant», erklärt das SRF auf Anfrage von Blick.
Das Schweizer Radio und Fernsehen sieht derzeit keine Möglichkeit, Spiele der Saudi Pro League live zu zeigen. «SRF Sport deckt viele internationale Fussball-Ligen mit News redaktionell ab. Im Fokus stehen die europäischen Top-Ligen und die dort engagierten Schweizer Fussballer. Aber auch über die Entwicklung der saudischen «Pro League» berichtet SRF redaktionell. Highlights oder gar Liveübertragungen sind zurzeit aufgrund der sportlichen Relevanz nicht geplant», erklärt das SRF auf Anfrage von Blick.
Nun wird das Angebot aus Saudi-Arabien in der Schweiz erweitert. Auch, weil die Rechte bis 2025 gesichert werden konnten. Wie Blue verkündet, gibts künftig pro Runde nicht mehr nur eine Partie, sondern drei Spiele zu sehen. «Damit sind über die ganze Saison gesehen über 100 Spiele live im Blue Sport Angebot enthalten, rund die Hälfte davon ist in der Schweiz ausschliesslich auf Blue Sport sichtbar», heisst es in der entsprechenden Medienmitteilung. Die Anspielzeiten der Spiele, die übertragen werden, sind jeweils um 17.00 und 20.00 Uhr.
Sportswashing grosses Thema bei TV-Sendern
Welche Partien gezeigt werden, das hat der Schweizer Pay-TV-Sender nicht in der eigenen Hand. «Wir haben keinen Einfluss darauf. Das liegt komplett bei der saudischen Liga, was die Auswahl an Spielen trifft, die international verbreitet werden.»
Die Saudi-Taktik trägt Früchte: Die Akquirierung von Top-Spielern sorgt für internationales Interesse, angefangen bei den TV-Sendern. Diese sichern sich zunehmend die Rechte, obschon das Land aufgrund der Menschenrechtslage stark in der Kritik steht, und kommen so in den Clinch: Will man dem Fussball-Fan möglichst viel Saudi-Fussball bieten, unterstützt man gleichzeitig das Sportswashing, also das Bestreben eines Landes, sich durch ihr sportliches Ansehen insgesamt aufzuwerten.
Was sagt Blue dazu? Der Sender weist darauf hin, dass man selbst keinerlei Verhandlungen führe und die Rechte nicht selbst einkaufe.