73. Fifa-Kongress in Ruanda
Die dunkle Seite einer afrikanischen Erfolgsgeschichte

In Ruanda findet der 73. Fifa-Kongress statt. Seit 2018 machen die Arsenal-Stars Werbung für den zentralafrikanischen Kleinstaat. «Visit Rwanda» steht auf den Ärmeln. Präsident Paul Kagame frohlockt. Trotz viel Kritik.
Publiziert: 13.03.2023 um 22:36 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2023 um 00:38 Uhr
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Der 73. Fifa-Kongress – wo der aktuelle Fifa-Präsident wohl in seinem Amt bestätigt wird – findet in Ruanda statt.
Foto: Defodi Images via Getty Images
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Alain KunzReporter Fussball

Es ist Staatspräsident Paul Kagame höchstpersönlich, der hinter dem Engagement des Staates steht, in dem immer noch gegen sechzig Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Er ist der Mann, der den Genozid - in gut 100 Tagen wurde annährend eine Million Menschen niedergemetzelt, vornehmlich Tutsi - 1994 durch die faktische Eroberung des Landes durch seine Ruandische Patriotische Front beendet hat. Er wurde Vizepräsident und 2000 Präsident. Deshalb ist der 65-Jährige unantastbar. Zuletzt wurde er mit 98 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

Und er ist – grosser Fussballfan. Lieblingsverein seit über 30 Jahren: Arsenal! Und weil er unantastbar ist, konnte er den Deal mit den Gunners 2018 auch durchziehen: 34 Millionen überweist Ruanda für drei Jahre.

Das wirkt irgendwie schon schräg in Anbetracht der Tatsache, dass das Land 2017 von Grossbritannien 70 Millionen Euro Entwicklungshilfe bezog ... Egal. Es wurde gleich auch noch ein Paket mit Paris Saint-Germain geschnürt, mit Werbung im Parc des Princes, auf den Trainingsklamotten und auf dem Dress des Frauenteams. Und der Deal mit Arsenal verlängert.

Ein Modell für ganz Zentralafrika

Und nun kann Kagame frohlocken, der sich zu Saisonbeginn noch in Tweets über die Auftaktniederlage gegen Brentford fürchterlich aufgeregt hatte. An einer Pressekonferenz am 1. März sagte er: «Werden wir Meister, bringt das mehr Dividenden, absolut. Ich werde dann unverzüglich die Bank aufsuchen, um einiges an Geld zusammenzusammeln …»

Der Deal mit Arsenal sei aber so oder so schon ein Erfolg gewesen. «Wir haben das Investment längst bei weitem übertroffen.» Der Tourismusumsatz sei um 20 Prozent gestiegen. Denn Kagame hat mit Ruanda einiges vor. Wirtschaftlich ist die Story des 13-Millionen-Staates, der halb so gross ist wie die Schweiz, ein Modell für ganz Zentralafrika. In Kigali schiessen Hochhäuser aus dem Boden. Topmoderne Hotels bieten Businessleuten jeden erdenklichen Luxus. Ein rundes Kongresszentrum ist der neue Blickfang der Metropole.

Was für ein Gegensatz zum Beispiel zu Kamerun! Dort gibt es in der Hauptstadt Jaunde nicht ein einziges Tophotel. Selbst das Hilton, bei weitem das beste Haus, entspricht nicht üblichen Hilton-Standards. Die Strassen sind oft ungeteert. Der Dreck ist ständiger Begleiter. In Kigali hingegen wird er jeden letzten Samstag am Umuganda, dem Community-Tag, von der Bevölkerung eingesammelt und es wird geputzt.

Ruanda: Eine faktische Diktatur

Nur: Die schöne Fassade hat ihre dunklen Seiten. Kagame hat Presse- und Versammlungsfreiheit ebenso stark eingeschränkt wie Meinungsäusserungsfreiheit.

Er hat die Demokratie ausgehöhlt und faktische eine Diktatur errichtet. Drohungen, Einschüchterungen und mysteriöse Todesfälle sollen immer wieder vorkommen. Und als ihn sein ehemaliger Weggefährte Paul Rusesebagina (der durch den Film «Hotel Ruanda» berühmt gewordene Hotelier) öffentlich zu kritisieren begann, wurde dieser in einem Schauprozess wegen Terrorismusunterstützung zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.

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