Gilbert Gress hat viele Facetten. Er war toller Fussballer und ein beeindruckender Trainer. Dazu ein eigenwilliger Charakter, eine Kultfigur und eine Werbeikone. Und seit vielen Jahren ist er auch ein polarisierender TV-Experte. Zuerst beim Schweizer Fernsehen. Und seit drei Jahren beim Schweizer Bezahlsender Blue.
Damit ist es jetzt aber Schluss. Der Dreijahresvertrag von Gress ist von «Blue» nicht verlängert worden. Für einen doch nicht ganz uneitlen Mann wie Gress kommt das einer Majestätsbeleidigung gleich. Gress kann diesen Entscheid nicht nachvollziehen.
Im Gegenteil. Beim Elsässer ist der Eindruck entstanden, kaltschnäuzig abserviert worden zu sein. «Ich bin sehr enttäuscht. Und ich bin auch respektlos behandelt worden», wettert Gress. Was ist passiert?
«Die meisten haben keine Ahnung»
Gress: «Man hat mir vorgeworfen, dass ich zu wenig über Zahlen und Statistiken rede. Aber jeder redet nur noch von Systemen, vom 4-4-2 oder vom 4-3-3. Oder von was auch immer. Die meisten haben keine Ahnung und schmeissen mit Zahlen um sich. Das ist nicht mein Ding. Ich reduziere den Fussball nicht auf Statistiken.»
Und Gress ärgert sich auch darüber, dass er vom Sender in der Champions League in ein Aussenstudio mit Fans beordert wurde, statt im Hauptstudio die Analyse für die Fans vor dem TV zu machen. «Und plötzlich haben mir die Führungsleute in einem kurzen Gespräch mitgeteilt, dass nach drei Jahren Schluss ist. Man möchte auf frische und jüngere Kräfte setzen.»
«Ich hätte noch viel zu sagen»
Dabei fühlt er sich trotz seiner 80 Jahre noch längst nicht reif für die Pension. «Ich hätte noch viel zu sagen. Und es gibt wenige, die so viel vom Fussball verstehen», sagt er.
Und was sagt der kritisierte TV-Sender? «Blue Sport arbeitet als grösster Anbieter von Fussball in der Schweiz mit über 30 Expertinnen und Experten zusammen. Wir haben bereits im Sommer entschieden, einige auslaufenden Verträge nicht zu erneuern – im Rahmen eines üblichen Prozesses.»
Und auf den Vorwurf, er sei in seiner Zeit beim Fussballsender respektlos behandelt worden, sagen die Verantwortlichen: «Wir haben die Zusammenarbeit als respektvoll und wertschätzend erlebt. Aus diesem Grund haben wir ihn auch über das Vertragsende hinaus für einzelne Projekte engagiert.» Auch damit dürfte nun wohl Schluss sein.