Das Lachen hat Noemi Ivelj (18) nicht verloren. Trotz lädiertem Knie und Krücken ist der Shooting-Star gut gelaunt, als er am Dienstag auf dem GC-Campus in Niederhasli eintrifft. Das Viertelfinal-Rückspiel in den Playoffs gegen Servette muss GC ohne seine Mittelfeld-Puncherin bestreiten. Im Hinspiel wird sie gefoult und überstreckt sich das Knie. Zwar spielt sie noch ein paar Minuten weiter, doch die Schmerzen sind zu gross. Ob sie noch einmal in den Playoffs zurückkehren wird, ist offen, die Heim-EM im Juli ist aber nicht in Gefahr.
Für GC ist dies ein herber Dämpfer, denn Ivelj ist trotz ihres Alters eine der Anführerinnen im Team. Sie sei schon immer eine Leaderin gewesen, sagt Ivelj, die nicht umsonst in den U-Nati-Teams die Captainbinde trug. «Ich bin eine starke Persönlichkeit: offen, ehrlich, direkt und manchmal etwas stur, das können meine Eltern sicherlich bestätigen», sagt sie mit einem herzhaften Lachen.
Profi durch und durch
Der Fussball wird Ivelj in die Wiege gelegt. Ihr Vater, der aus Kroatien stammt, war selber Profi in seinem Heimatland und der Schweiz und arbeitet heute als Trainer. «Ich habe mit dem Ball am Fuss Laufen gelernt.» Als Zehnjährige wechselt sie von Dietikon zu GC, nachdem sie die EM 2017 im Fernsehen verfolgt hat. «Da entstand der Wunsch, selber einmal in der Nati und als Profi im Ausland zu spielen.»
Gesagt, getan. Im Herbst 2023 erhält Ivelj ihr erstes Nati-Aufgebot, wobei dieses aus heiterem Himmel kommt, weil sie mit einer Einladung für die U19 gerechnet hat. «Dann gings los mit den Emotionen. Denn das hat mir gezeigt, dass Träume wahr werden können.» Ausgerechnet gegen Weltmeister Spanien gibt sie ihr Debüt, von der Nervosität lässt sie sich aber nichts anmerken. «Innerlich war ich schon brutal nervös», so Ivelj. «Aber diese Nervosität gibt mir ein gutes Gefühl und zeigt mir, dass ich bereit bin.»
Mittlerweile gehört sie dank ihrer Unerschrockenheit, Zweikampfstärke und Handlungsschnelligkeit zum erweiterten Stamm von Pia Sundhage (65). Das EM-Ticket hat sie auf sicher, hält die Nati-Trainerin doch grosse Stücke auf sie. Zusammen mit Lia Wälti, Géraldine Reuteler und Smilla Vallotto ist sie im Mittelfeld gesetzt. Beim 0:2 gegen Frankreich vor zwei Wochen in St. Gallen war sie die Beste.
«Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann ziehe ich das konsequent durch», sagt Ivelj. Dank ihres Vaters weiss sie, wie man als Profi zu leben hat. Sie beginnt früh, auf Themen wie Ernährung und Regeneration zu achten, verzichtet auf Süssgetränke, geht früh ins Bett und ist bereit, Opfer zu erbringen. «Wenn ich Geburtstage, Familienfeste oder Einladungen von Kollegen nicht nachkommen kann, tut das schon weh, aber es gehört dazu.»
«Wir wollen mit GC Meister werden»
An der Kantonsschule Baden wird sie im Sommer 2026 die Matura ablegen, bis dann läuft auch ihr Vertrag bei GC. Ob sie diesen erfüllen wird, ist offen, zumal ihre Auftritte im Klub und in der Nati auch ausländischen Klubs nicht verborgen geblieben sind. Ivelj bleibt gelassen. Sie macht keinen Hehl daraus, dass ein Transfer ins Ausland ihr Ziel ist, wobei die Bundesliga oder England ihre bevorzugten Destinationen sind. «Ich nehme Schritt für Schritt und schaue nach der EM weiter.»
Vorerst gilt ihr voller Fokus GC und den Playoffs, auch wenn sie momentan nicht auf dem Platz eingreifen kann. «Ich bin trotzdem mit vollem Herzen dabei und werde das Team von aussen unterstützen.» Die Ausgangslage nach dem 1:1 im Hinspiel ist offen. «Wir gehören weiter nach oben, als der 6. Platz in der Qualifikation vermuten lässt. Das können und müssen wir nun in den Playoffs beweisen», sagt sie. Der grössere Druck läge zwar aufgrund der besseren Klassierung in der Qualifikation auf Servette. «Aber auch wir stehen unter Druck, denn schliesslich wollen wir Meister werden.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Frauenteam Thun Berner Oberland | 1 | 2 | 3 | |
2 | FC Rapperswil-Jona | 1 | 0 | 1 | |
2 | Yverdon Sport FC | 1 | 0 | 1 | |
4 | FC Schlieren | 1 | -2 | 0 |