Blick: Fällt der Wechsel vom Spielfeld auf die Pressetribüne schwieriger als gedacht?
Rachel Rinast: Es ist speziell, aber ich habe den richtigen Entscheid getroffen. Ich habe nicht einmal gedacht, ich möchte hier unten auf dem Platz stehen. Es ist schön, das Ganze von aussen zu sehen und selber nicht mehr den Druck haben.
Wie gross ist dieser Druck?
Ich war lange Auswechselspielerin. Es ist sehr anstrengend, wenn man auf der Bank sitzt und nicht weiss, ob man reinkommt oder nicht. Klar hast du auch auf dem Platz Druck, aber für mich was er ein geringerer Stress, zu spielen, weil man dann weniger nachdenkt.
Wie emotional waren Sie in der Schlussphase gegen Neuseeland?
Es war eine heisse Schlussphase in einem entscheidenden Spiel, daher habe ich natürlich mitgefiebert mit den Schweizerinnen.
Dieses SRF-Duo hat sich in Rekordzeit gefunden. Erst seit Ende Juni kommentieren Ex-Nationalspielerin Rachel Rinast (32) und SRF-Journalist Calvin Stettler (28) zusammen die Frauen-Nati-Spiele. Stettler/Rinast haben sofort ihren ganz eigenen Stil gefunden.
Es ist ein unterhaltsamer Stil. Das Duo versucht gar nicht erst, krampfhaft ständig das sportliche Geschehen auf dem Platz zu beschreiben. Stettler und Rinast stehen schon nach wenigen TV-Einsätzen für die Eigenart, total abzuschweifen. Die Beispiele?
Als ob sie am Esstisch einer WG sitzen und ihnen nicht Hunderttausende am TV-Schirm zuhörten, plaudern die beiden mitten im Spiel über ihre Lieblingskäsesorten (beide lieben Gruyère, Rinast zudem Appenzeller), die Musik von Gölä, mögliche Wrestling-Namen für Coumba Sow oder sie finden heraus, dass auch Stettler wie Rinast Linksfuss ist – und damit am SRF-Kommentatorentisch ein Linksfuss mehr dabei ist als in der ganzen Schweizer Nati.
Das Erstaunliche daran: Es wird eigentlich nie peinlich, Stettler/Rinast finden jeweils wieder den Rank zurück zum Spiel. Sie sind schon jetzt das Traumpaar dieser WM. Matthias Dubach
Dieses SRF-Duo hat sich in Rekordzeit gefunden. Erst seit Ende Juni kommentieren Ex-Nationalspielerin Rachel Rinast (32) und SRF-Journalist Calvin Stettler (28) zusammen die Frauen-Nati-Spiele. Stettler/Rinast haben sofort ihren ganz eigenen Stil gefunden.
Es ist ein unterhaltsamer Stil. Das Duo versucht gar nicht erst, krampfhaft ständig das sportliche Geschehen auf dem Platz zu beschreiben. Stettler und Rinast stehen schon nach wenigen TV-Einsätzen für die Eigenart, total abzuschweifen. Die Beispiele?
Als ob sie am Esstisch einer WG sitzen und ihnen nicht Hunderttausende am TV-Schirm zuhörten, plaudern die beiden mitten im Spiel über ihre Lieblingskäsesorten (beide lieben Gruyère, Rinast zudem Appenzeller), die Musik von Gölä, mögliche Wrestling-Namen für Coumba Sow oder sie finden heraus, dass auch Stettler wie Rinast Linksfuss ist – und damit am SRF-Kommentatorentisch ein Linksfuss mehr dabei ist als in der ganzen Schweizer Nati.
Das Erstaunliche daran: Es wird eigentlich nie peinlich, Stettler/Rinast finden jeweils wieder den Rank zurück zum Spiel. Sie sind schon jetzt das Traumpaar dieser WM. Matthias Dubach
Sind die Emotionen mit denjenigen auf dem Feld vergleichbar?
Ein bisschen entspannter ist es schon. Auf der Bank hatte ich auch schon gedacht: Das wars, so muss sich ein Herzinfarkt anfühlen. Aber ich hatte gegen Neuseeland in der Schlussphase schon Schweissausbrüche.
Sie sind mit mehreren Spielerinnen dick befreundet. Bringt das nicht Probleme mit sich?
Ich habe mir im Vorfeld natürlich schon überlegt, wie ich das handle, ob es komisch ist, wenn ich auch mit einigen Spielerinnen privat etwas unternehme. Aber ich denke nicht, dass das Probleme mit sich bringt. Wenn Kritik angebracht ist, äussere ich diese. Als ehemalige Spielerin kann ich dem Publikum zudem auch Hintergrundinfos mitgeben.
Aber können Sie Ihre Freundinnen im selben Mass wie andere kritisieren?
Ich glaube, ich kann das gut trennen. Wir gehen als Spielerinnen jahrelang durch Videoanalysen und kritisieren uns gegenseitig im Team. Wir sind alle erwachsen, wenn ich jemanden kritisiere, dann weiss jede, dass das nicht persönlich gemeint ist. Als Ramona Bachmann gegen die Philippinen ein Foul gezogen hat und Gelb dafür sah, sagte ich auch, das sei dumm. Das würde ich auch bei Lara Marti oder Eseosa Aigbogun sagen. Aber für mich ist Ramona spielerisch eine der besten Fussballerinnen der Welt. Und wenn jemand denkt, ich sage das nur, weil sie meine Freundin ist, dann stehe ich darüber.
Aber sie könnten auch Meriame Terchoun als erste Einwechselspielerin fordern ...
Das sagte ich schon, als ich noch selbst auf der Bank sass und sie eine direkte Konkurrentin von mir war. Für meine Einschätzung als SRF-Expertin spielt es keine Rolle, ob ich mit einer Spielerin befreundet bin oder nicht.
Wie ist das für die Spielerinnen im privaten Umgang mit Ihnen?
Vielleicht war es für sie erst mal komisch, aber ich hoffe, sie haben gemerkt, dass sie offen sein können. Ich werde niemals Dinge raushauen, die ihnen oder der Mannschaft schaden würden. Aber es ist ja von Vorteil, wenn ich Hintergründe kenne und mit meinen Analysen einen Mehrwert bieten kann.
Rachel Rinast (32) stammt aus Schleswig-Holstein im Norden Deutschlands und spielt 2014 beim Zweitligisten Köln, wo sie per Zufall gegenüber ihrem Berater ihren Schweizer Pass erwähnte. Den hat sie dank ihrer Schweizer Mutter – und der brachte sie völlig unverhofft in die Schweizer Nati, denn auch beim SFV hatte niemand die Linksverteidigerin auf dem Radar. Die Doppelbürgerin spielte dann an der WM 2015, an der EM 2017 und an der EM 2022, ehe sie im April 2023 ihre Natikarriere trotz Chancen auf das WM-Kader beendete. Im Sommer hörte sie als Aktivspielerin ganz auf. Nach den Stationen Köln, Leverkusen, Basel, ASA Tel-Aviv, Freiburg kickte sie zuletzt bei GC. In Köln studierte Rinast Germanistik. Sie hätte auch ein Stipendium für ein Gesangsstudium haben können, sie spielt Geige und singt wie ein Profi. Sie trat bei verschiedenen Casting-Shows auf und sang für die EM 2017 den Schweizer EM-Song «United in Red».
Rachel Rinast (32) stammt aus Schleswig-Holstein im Norden Deutschlands und spielt 2014 beim Zweitligisten Köln, wo sie per Zufall gegenüber ihrem Berater ihren Schweizer Pass erwähnte. Den hat sie dank ihrer Schweizer Mutter – und der brachte sie völlig unverhofft in die Schweizer Nati, denn auch beim SFV hatte niemand die Linksverteidigerin auf dem Radar. Die Doppelbürgerin spielte dann an der WM 2015, an der EM 2017 und an der EM 2022, ehe sie im April 2023 ihre Natikarriere trotz Chancen auf das WM-Kader beendete. Im Sommer hörte sie als Aktivspielerin ganz auf. Nach den Stationen Köln, Leverkusen, Basel, ASA Tel-Aviv, Freiburg kickte sie zuletzt bei GC. In Köln studierte Rinast Germanistik. Sie hätte auch ein Stipendium für ein Gesangsstudium haben können, sie spielt Geige und singt wie ein Profi. Sie trat bei verschiedenen Casting-Shows auf und sang für die EM 2017 den Schweizer EM-Song «United in Red».
Sie wussten wohl, dass Luana Bühler verletzt ist und Ana-Maria Crnogorcevic krank war?
Da wusste ich tatsächlich nicht mehr, da sind sie auch mir gegenüber schon schweigsam. Aber das müssen sie mir gegenüber auch nicht sagen. Ich brauche keine Diagnose, am Ende sehe ich ja, wer spielt und wer nicht. Ich verstehe sowieso nicht, warum man im Vorfeld ständig so erpicht ist, wer in der Startaufstellung steht.
Was kriegen Sie für Feedbacks? Gibt es viele Hasskommentare?
Wenn, dann gehen die eher gegen den Frauenfussball oder gegen Frauen. Aber ich kriege richtig viele nette Kommentare. Jemand hat mir geschrieben, er habe extra einen Instagram-Account eröffnet, um mir zu sagen, dass ich es gut mache.
Und wie war es bei der U21-EM, die sie für einen deutschen Sender kommentiert haben?
Da hatte ich einen Riesen-Shitstorm erwartet, aber es lief alles cool. Einer schrieb mir, er finde Frauen als Kommentatorinnen und Expertinnen scheisse, aber bei mir müsse er zugeben, dass er sich daran gewöhnen könnte.
Sie sind ja sehr kreativ am Mikrofon, haben auch schon gesungen. Woher kommt das?
Ich bin halt ein lustiger Typ. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Manche finden es lustig, manche nicht. Bei einigen Stand-up-Komödianten falle ich unter den Tisch, bei anderen Komikern wie etwa Mario Barth verziehe ich keine Miene, während andere sich schrottlachen. Aber da halt ich die Kritik auch gerne aus, jeder hat ein anderes Empfinden. Und allen kannst du es nicht recht machen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit SRF-Kommentator Calvin Stettler?
Sehr gut, das hat direkt gepasst und wir haben uns gefunden. Wir sind beide nicht auf den Mund gefallen. Er hat sehr interessante Wortwitze, was ich lustig finde und bei denen ich manchmal denke, was zum Teufel... Dann reagiere ich aber drauf, um es nicht unkommentiert stehenzulassen. Wir haben jedenfalls Spass.
Könnten Sie sich vorstellen, auch die Männer-Nati zu kommentieren?
Ja, das könnte ich mir gut vorstellen. Ich will ja keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern machen, dann kann ich ja auch nicht sagen, dass ich das nicht will. Im Moment konzentriere ich mich auf die WM. Ich freue mich aber bereits darauf, für SRF als Expertin in der Super League am Mikrofon sein zu können.
Gab es schon Kommentare wegen Ihrer deutschen Herkunft?
Bisher kam nichts, aber wenn ich bei der Super League im Einsatz gestanden bin, könnte es schon passieren. Aber ich bin vorbereitet. Ich tue ja niemandem weh und habe auch nicht das Skalpell falsch gesetzt, weswegen eine Aorta geplatzt ist.
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Hatten Sie diese Unbeschwertheit schon immer?
Eigentlich denke ich immer alles tot, male mir jedes Szenario aus. Beispielsweise als ich jetzt nach Hamburg umgezogen bin, malte ich mir Monate zuvor aus, dass der Wohnungsmarkt knapp, eine Wohnung schwer zu kriegen ist. Und wenn, dann viel zu teuer. Nun hat es bei der zweiten Besichtigung geklappt, eine gute Wohnung mit günstiger Miete. Auch als Spielerin habe ich so gedacht. Aber auf der Bühne oder vor dem Mikrofon habe ich das nicht. Das war schon beim Geige spielen, Singen oder Schultheater so. Wenn das Licht an ist, vertraue ich auf meine Intuition und auf meine Fähigkeiten.
Sind sie nicht nervös vor einer Sendung?
Das bin ich. Aber ich werde nicht hibbelig, sondern der Körper fährt runter, ich könnte beinahe einschlafen. Darum denken alle, ich sei entspannt. Der Körper denkt, er müsse auf Sparflamme runterfahren, das war schon als Spielerin so. Aber wenn der Knopf angeht, fährt der Körper hoch.
Was halten Sie von Inka Grings?
Ich hatte sie nicht lange als Trainerin. Das Wichtigste ist, dass Menschen einen guten Kern haben, und das hat sie. Sie hat zudem diese Ausstrahlung, diese natürliche Autorität, da ist nichts gespielt. Wenn sie etwas bestimmt sagt, dann hältst du lieber den Mund. Sie ist eine gute Trainerin und tut dem Team gut. Ich mochte Nils Nielsen sehr gut, finde seinen Ansatz der Selbstbestimmung, der Freiheit und Selbstverantwortung total gut. Aber ein bisschen mehr Struktur ist genau das Richtige. Und einigen Spielerinnen tut Inka auch gut in ihrer Entwicklung.