Erleichterte Inka Grings
«Die wichtigste Nachricht war die von Mama»

Inka Grings nimmt am Tag nach dem Auftaktsieg gegen die Philippinen Stellung, schaut bereits auf das Norwegen-Spiel und sagt, warum die wichtigste Nachricht nach einem Spiel jeweils von ihrer Mutter kommt.
Publiziert: 22.07.2023 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2023 um 14:19 Uhr
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Etwas müde, aber zufrieden: Inka Grings am Tag nach dem Sieg gegen die Philippinen.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Inka Grings (44) ist gelöst, aber etwas müde, als sie am Tag nach dem 2:0 gegen die Philippinen den WM-Auftakt Revue passieren lässt. «Ich hatte eine kurze Nacht, denn ich bin recht spät eingeschlafen und früh erwacht.»

Die Stimmung bei der Deutschen ist gut, schliesslich hat die Nati ihre Pflicht erfüllt und den ersten Sieg unter ihr eingefahren. Natürlich sei sie erleichtert, so Grings. Der Sieg fühle sich gut an. «Jetzt freue ich mich, dass wir im Turnier drin sind und es endlich so richtig losgeht.»

Im Gespräch mit den Schweizer Journalisten vor Ort in Dunedin nimmt Grings zu verschiedenen Themen Stellung:

... zum Sieg gegen die Philippinen:

«Ich habe das Spiel bereits analysiert und ein paar Statistiken angeschaut. Wir waren zu Beginn etwas nervös und unruhig, was ich aber völlig normal finde, denn wir sind ja alles nur Menschen. Danach waren wir aber souverän und haben geduldiger gespielt als sonst. Die Seitenverlagerungen und das Spiel schneller zu gestalten, hat nicht so gut geklappt, wir waren oft zu verspielt. Das 2:0 ist aber hochverdient. Ärgerlich ist, dass wir das eine oder andere Tor zu wenig gemacht haben, was für den weiteren Verlauf des Turniers nicht hätte schaden können. Aber man sollte auch einmal zufrieden sein mit dem, was man hat.»

... zur WM-Debütantin und Torschützin Seraina Piubel:

«Sie ist eine tolle Fussballerin. Noch jung, dadurch manchmal etwas unruhig, aber mit einer Leichtigkeit und Freude unterwegs, die Spass machen. Sie hat viel Speed, eine sehr hohe Laufbereitschaft – und sie hat einen Lauf, was natürlich als Trainerin sehr schön ist. Sie kommt immer mehr in die Situation, in der sie zeigen kann, wie wertvoll sie für uns ist. Als Trainerin täuscht man sich gelegentlich und unter- oder überschätzt eine Spielerin. Aber bei ihr hatte ich ein gutes Händchen. Als FCZ-Trainerin hatte ich schnell erkannt, was sie kann. Wichtig ist, dass sie mit dieser Leichtigkeit und Leidenschaft weiterspielt. Sie bringt alle Voraussetzungen mit für eine tolle Karriere.»

... zum ersten Sieg als Nati-Trainerin:

«Natürlich tut der Sieg gut, sonst würde ich lügen. Wer mich kennt, weiss, dass ich lieber gewinne als verliere, dementsprechend habe ich auch gut geschlafen. Erst recht, weil einige Dinge so gut funktioniert haben, wie ich mir das vorstelle. Aber ich will mich nicht in den Vordergrund stellen. Wichtig ist, dass sich die Mannschaft belohnt hat.»

... zu den Reaktionen aus der Heimat:

«Bereits vor der Partie habe ich sehr viele Nachrichten und Glückwünsche aus der Schweiz und Deutschland erhalten. Das Interesse und die Wertschätzung zu erfahren, ist schön. Nach dem Spiel zählt jeweils nur eine Nachricht, und zwar die von Mama. Sie war fix und fertig. Weil sie so nervös war, hat sie die ganze Wohnung geputzt. Das nächste Mal soll sie in meiner Wohnung das Spiel schauen, dann ist auch bei mir sauber (lacht). Sie ist glücklich, dass wir gewonnen haben und fliegt nun auch nach Neuseeland.»

... zum nächsten Gegner Norwegen:

«Für mich ist Norwegen trotz der Niederlage gegen Neuseeland noch immer der Topfavorit. Es wird ein sehr intensives und von der Qualität her ein ganz anderes Spiel, weil Norwegen auch ganz andere Spielertypen hat, gerade in der Offensive. Gegen Neuseeland hat man gesehen, was ihre Schwächen sind und was sie nicht so mögen. Es ist eine schwierige und gefährliche Situation, weil es ja bereits ein Matchball für uns sein kann. Wir sind gewarnt, werden aber mit breiter Brust nach Hamilton fliegen.»

... die Schwächen der Norwegerinnen:

«Sie haben gegen Neuseeland in ihrem System sehr viele Lücken gehabt und viel zugelassen. Diese Räume müssen wir perfekt bespielen, um zu Chancen zu kommen. Wir müssen mit derselben Aggressivität, die Neuseeland an den Tag gelegt hat, auftreten, denn das gefällt ihnen nicht. Nur, wenn wir aggressiv und kompakt spielen, können wir bestehen. Ist dies der Fall, muss Norwegen aber erst einmal Lösungen gegen uns finden.»

... zu einem möglichen Systemwechsel:

«Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir das System in jedem Spiel verändern, denn das kann auch zu Unsicherheiten führen. Wir werden aber in unserem Spiel das eine oder andere verändern, mit und ohne Ball, um von der individuellen Klasse der Norwegerinnen nicht bestraft zu werden. Wir dürfen nicht zu hungrig sein gegen den Ball, weil es sonst gefährlich werden kann.»

... zu den mit Gelb vorbelasteten Ramona Bachmann und Noelle Maritz:

«Ich habe sehr grossen Respekt vor dem Job der Schiedsrichterinnen, denn auch sie haben extrem viel Druck. Aber die frühe Gelbe Karte gegen Ramona hat mich schon extrem geärgert. Es war das erste Foul, da erwarte ich in einem solchen Turnier schon mehr Fingerspitzengefühl. Aber Ramona und Noelle sind Vollprofi genug und wissen, wie mit der Situation umzugehen. Das gehört zum Business dazu. Und wenn sie eine weitere Verwarnung erhalten, dann gilt es, die Sperre mit dem Team zu kompensieren.»

... zur Belastungssteuerung in den nächsten Tagen:

«Wichtig ist, dass wir auch einmal wechseln, wie bei Lia (Wälti), die wir nicht 90 Minuten spielen lassen wollten. Aber ich mache mir darüber keine allzu grossen Gedanken. Die Spielerinnen sind parat, haben im Vorfeld sehr viel trainiert und sind viel mehr gelaufen als in früheren Vorbereitungen. Die meisten haben in ihren Vereinen gespielt und eine gute Substanz, kamen aber trotzdem gut erholt in die Vorbereitung. Stand jetzt sind die meisten Spielerinnen bei 99 Prozent.»

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