Am Dienstag bekommt es die Nati mit Norwegen zu tun. Der Star der Skandinavierinnen ist Ada Hegerberg (28). Meriame Terchoun (27) nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die Mittelstürmerin, die sie aus der französischen Liga kennt, zu beschreiben. «Ich weiss nicht, ob ich das so sagen darf, aber sie ist ein ‹Sauhund› auf dem Platz.» Sie spiele nicht gerne gegen Hegerberg. «Sie ist eine Vollblutstürmerin. Gross, ehrgeizig, kann den Ball gut abdecken und schiesst aus allen Lagen», so Terchoun.
Die direkte Gegenspielerin Hegerbergs in Hamilton wird Luana Bühler (27) sein. «Sie ist immer hungrig, extrem bissig, mit einer guten Mentalität», so die Schweizer Abwehrchefin über den norwegischen Superstar. «Man muss physisch dagegenhalten, denn das hat sie auch nicht so gerne.» Oder ihr zwei-, dreimal auf die Füsse stehen, wie Terchoun weiss.
Herausragendes Palmarès
Sechsmal gewinnt Hegerberg mit Lyon die Champions League, achtmal die französische Meisterschaft. 2013 steht sie im EM-Final mit Norwegen, 2018 wird sie mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet. Ihr Palmarès ist herausragend. Die 1,77 m grosse Mittelstürmerin ist aber neben Caroline Graham Hansen, Frida Maanum und Maren Mjelde nur eine von mehreren herausragenden Individualistinnen.
Doch keine ist so bekannt wie Hegerberg. 2017 tritt sie wegen Differenzen mit dem norwegischen Verband aufgrund der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern zurück. Sie bleibt konsequent, verzichtet 2019 auf die WM-Teilnahme und kehrt erst im vergangenen Jahr wieder in das Nationalteam zurück.
«Damals, 2017, war ich mit meinem Entscheid sehr allein, und das sage ich nicht aus Selbstmitleid, sondern weil es damals einfach so war», sagt die Starstürmerin vor der WM gegenüber dem «Guardian». «Was man heute sieht, ist, dass wir alle, unabhängig von Nationalität, Hintergrund und Herkunft, vor den gleichen Herausforderungen stehen. Wir sprechen hier nicht einmal von gleicher Bezahlung, sondern von Mindestbedingungen.»
Vorkämpferin gegen die Ungleichheit
Im Vorlauf der WM in Australien und Neuseeland rumorte es in diversen Verbänden. Südafrika streikte wegen eines Prämienstreits beim letzten Testspiel, Nigeria drohte mit einem WM-Boykott, Jamaika veranstaltete ein Crowdfunding für Essen, Unterkünfte und guten Trainingsbedingungen in der WM-Vorbereitung. Spanien muss in Down Under auf Mapi León, Sandra Paños und Patri Guijarro verzichten, weil das Trio standhaft blieb im Knatsch mit Trainer Jorge Vilda.
Die Französinnen erzwangen mit einigen Rücktrittandrohungen die Absetzung der ungeliebten Corine Diacre, auch die Kanadierinnen hatten sich im Februar mit dem Verband angelegt. Die Europameisterinnen aus England muckten auf, weil sie mit der Prämienregelung der Football Association nicht einverstanden waren. Die australischen Gastgeberinnen kritisierten die Fifa, weil die Frauen nur ein Viertel der Prämien der Männer der WM in Katar erhalten.
Hegerberg ist eine der Vorreiterinnen im Kampf gegen die Ungleichheit. «Ich glaube nicht, dass sich die Dinge ändern werden, wenn die Frauen nicht aufstehen. Das haben wir in so vielen Fällen auch in der Gesellschaft gesehen», so die Norwegerin gegenüber dem «Guardian». «Wir müssen zusammenhalten, aber auch sicherstellen, dass wir verdammt noch mal etwas leisten, denn ohne Leistung ist es schwierig, etwas zu verändern.» Sie selbst will am Dienstag gegen die Schweizer Nati Leistung bringen. Umso mehr, als dass der Start gegen Neuseeland (0:1) komplett in die Hose ging.