Zürcherin über ihr neues Leben in Neuseeland
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Goldgräberin und Volunteerin:Zürcherin über ihr neues Leben in Neuseeland

Arbeitet als WM-Volunteerin
Schweizer Auswanderin macht in Neuseeland aus Sand Gold

Die nach Neuseeland ausgewanderte Schweizerin Anna Steiner (47) arbeitet während der WM als Fifa-Volunteerin in Dunedin. In ihrem Alltag schürft sie Gold.
Publiziert: 26.07.2023 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2023 um 14:13 Uhr
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Die Zürcherin Anna Steiner arbeitet in Dunedin als Fifa-Volunteerin bei der WM.
Foto: fin

Seit knapp fünf Jahren ist für die in Graubünden geborene Zürcherin Anna Steiner (47) Neuseeland die Heimat. Zusammen mit ihrem Partner, ein «Kiwi», den sie in Kanada kennengelernt hat, lebt die ausgebildete Sportlehrerin an der Westküste der Südinsel – abseits der Zivilisation, ohne Strom, Telefonempfang und Internet. Erreichbar nur mit dem Quad, falls es das Wetter zulässt. Die beiden haben sich eine Strand-Parzelle gekauft und betreiben «Black Sanding». Sie gewinnen aus schwarzem Sand Gold.

In unregelmässigen Abständen wird vom Ozean schwarzer Sand angeschwemmt, in dem sich Goldpartikel befinden. Dafür müssen viele Faktoren zusammenspielen: Flut bei Voll- oder Neumond, Wind aus der richtigen Richtung und hohe Wellen. Quasi ein Sturm. Kommt eine solche Schwemme, gibt es reichlich zu tun, schliesslich muss der Sand in Sicherheit gebracht werden, bevor er wieder vom Wasser weggespült wird. Aus dem Sand wird Gold gewonnen. Dieses verkaufen die beiden an einen lokalen Händler.

Abhängig von El Niño und La Niña

Seit Steiner ihr neues Leben begonnen hat, ist der Goldpreis massiv gestiegen. Eine Unze hat aktuell etwa einen Wert von 1700 Franken. «Im ersten Jahr hatten wir 66 Unzen Gold gewonnen, danach sank der Ertrag aber kontinuierlich», sagt Steiner. Dies hat vor allem mit dem Klima und den Wetterphänomen El Niño und La Niña zu tun, wie Steiner inzwischen weiss. In diesem Jahr wurde praktisch noch kein Edelmetall angeschwemmt. Trotzdem sind sie und ihr Partner optimistisch. Denn nach einer kalten Phase (La Niña) sollte nun wieder eine warme Phase (El Niño) folgen. Diese begünstigt die Goldschwemme.

Ihre erste gewonnene Unze trägt Steiner in ihrem Portemonnaie als Glücksbringer mit sich. Nur alle fünf bis sechs Wochen fährt sie nach Franz Josef in die Zivilisation. Dort macht sie ein paar Besorgungen, besucht Bekannte und nimmt via E-Mail und Smartphone Kontakt mit Freunden und Familie in der Schweiz auf. Das einst von ihr verpönte Online-Shopping schätzt sie mittlerweile sehr, kann sie doch bei ihrem Besuch gleich die Ware für ihre nächste Stippvisite bestellen. Danach geht es zurück in die Wildnis. Steiner und ihr Partner sind praktisch Selbstversorger. Während er sich um die Jagd und das Fischen kümmert, hat sie sich einen Gemüsegarten angelegt.

Das Herz schlägt für die Nati

Während der WM hat sich Steiner eine Auszeit vom Goldschürfen genommen. In Dunedin arbeitet sie als Volunteerin im Stadion. In dieser Funktion machte sie bereits 2010 an den Olympischen Spielen in Vancouver Erfahrung, als sie an der Bobbahn in Whistler stationiert war. Das Erlebnis startete mit einem Schock. Am ersten Tag starb der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili. «Danach platzte das Mediencenter aus allen Nähten», erinnert sich Steiner.

Die Arbeit im Stadion von Dunedin, wo sechs Spiele ausgetragen werden, verläuft hingegen ruhig. Mal hilft Steiner während der Pre-Game-Show die Flagge auf das Feld zu tragen, mal weist sie den Journalisten den Weg in die Mixed Zone, mal bereitet sie den Raum für die Pressekonferenzen vor. «Wir haben nicht allzu viel zu tun», sagt sie mit einem Lachen. Das Medienaufkommen ist überschaubar. Ein gutes Dutzend Journalisten aus der Schweiz, ein paar Holländer, einige Japaner und der eine oder andere lokale Redaktor tummeln sich im Pressezentrum.

Nur am Sonntag, wenn der Gastgeber Neuseeland sich die Ehre gibt und auf die Nati trifft, wird das Medienzentrum belebter sein. Auch dann ist Steiner im Stadion. Allerdings nicht in den Arbeitsklamotten der Fifa, sondern als eine von 25’000 Fans. «Hopp Schwiiz» heisst es dann. Denn trotz der Liebe zu Neuseeland schlägt Steiners Herz für die alte Heimat. Ihr Tipp: «Die Nati gewinnt 1:0 und zieht als Gruppensieger in die Achtelfinals sein.»

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