Trainerinnen der Schweizer Fussballszene zur Wittmann-News
«Was auffällt, ist die Haltung in Medien und Gesellschaft»

Die Beförderung von Sabrina Wittmann (32) zur ersten Cheftrainerin im deutschen Profifussball der Männer sorgt über die Grenzen hinaus für Schlagzeilen.
Publiziert: 08.06.2024 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2024 um 11:10 Uhr
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Sabrina Wittmann als Cheftrainerin beim FC Ingolstadt 04.
Foto: imago/Eibner
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Ex-Nati-Trainerin Inka Grings (45) begrüsst den Ingolstädter Entscheid. «Die Qualität, die Überzeugung und die Art sind entscheidend. Deshalb freut es mich riesig, dass der Verein diese Qualitäten erkennt und fördert», sagt die Deutsche zu Blick. Grings hat mit dem Regionalligisten SV Straelen selber einmal ein Männer-Team trainiert und machte nie einen Hehl daraus, dass sie sich auch in Zukunft vorstellen könnte, wieder eine Männer-Mannschaft zu trainieren.

Dass um die Beförderung Wittmanns zur Cheftrainerin des Drittligisten ein solches Tamtam gemacht wird, sorgt aber auch für Irritationen. «Es ist sicherlich mega cool, dass sie diesen Job bekommen hat», sagt die Schweizer U19-Nati-Trainerin Veronica Maglia (34). «Generell wäre es aber schön, wenn man bei Trainerinnen und Trainern davon spricht, ob sie im professionellen Bereich arbeiten oder nicht. Unabhängig davon, ob sie Männer oder Frauen sind, oder Männer oder Frauen trainieren.»

Die Stellung der Frauen im Fussball und des Frauenfussballs im Allgemeinen ist im Vergleich zu derjenigen der Männer noch immer gering. «Was auffällt, ist die grundsätzliche Haltung in den Medien und der Gesellschaft, dass für eine Frau nicht nur – wie im Fall von Ingolstadt – ein Wechsel von einem Nachwuchsteam der Männer nach oben als Aufstieg betrachtet wird, sondern fast jeglicher Wechsel vom Frauen- in den Männerbereich», sagt Marisa Wunderlin (36), Cheftrainerin des Frauen-Teams des FC St. Gallen. Wenn jemand aus dem Frauenfussball eine Stelle auf gleicher Stufe im Männerfussball erhalten würde, dann werde das von aussen immer als Aufstiegsmöglichkeit betrachtet.

Vieles läuft über Beziehungen

Bis sich die gesellschaftliche Wahrnehmung ändert, dürfte es allerdings noch Jahre dauern. Hinzu kommt, dass Frauen auch im Jahr 2024 im Profifussball der Männer noch immer rar vertreten sind. «Frauen gibt es in Schulen, Spitälern und überall sonst in der Gesellschaft, nicht aber im Männerfussball. Denn in diesem läuft viel über Beziehungen, auf den CV wird weniger geachtet», sagte Nati-Trainerin Pia Sundhage (64) unlängst im Interview mit Blick.

Die Schwedin hatte trotz ihrer Erfolge nie eine Offerte aus dem Männerfussball erhalten. «Diejenige Frau, die als erste ein Männer-Team trainieren wird, wird es allerdings schwer haben. Denn wenn sie scheitert, dann heisst es, Frauen können keine Männer coachen», so Sundhage weiter. Auch der FC Ingolstadt dürfte in der kommenden Saison stärker unter medialer Beobachtung stehen als zuletzt. Doch dessen wird sich auch Sabrina Wittmann bewusst sein.

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