Ein Jahr Pia Sundhage
Das Nati-Schiff ist auf EM-Kurs

Das erste Jahr unter Pia Sundhage ist vorbei. Blick-Fussball-Expertin Lara Dickenmann zieht eine erste Bilanz der Amtszeit der Schwedin, die vieles richtig gemacht hat.
Publiziert: 04.12.2024 um 18:59 Uhr
|
Aktualisiert: 04.12.2024 um 19:39 Uhr
1/8
Noch hat Sundhage bis zur EM noch die eine oder andere Lösung zu finden.
Foto: TOTO MARTI

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
12_Frauen1_16-17_Dickenmann3_LARA_DICKENMANN_68A9107-2.jpg
Lara DickenmannFussball-Expertin

Wir können auf ein gelungenes erstes Jahr unter Pia Sundhage (64) zurückschauen – trotz der jüngsten Niederlagen gegen Deutschland und England. Denn rund um die Nati ist eine positive Energie spürbar. Sieben Siege aus zwölf Spielen lassen sich sehen. Und mit einem klaren Plan hat Sundhage bislang beinahe das Optimum herausgeholt. Der Erfolg gegen Frankreich und die Zuschauer-Rekorde zeigen, dass der Fahrplan Richtung Heim-EM stimmt. Und dies die Menschen in der Schweiz durchaus mitbekommen.

Die ersten Lehrgänge unter der Schwedin standen im Zeichen des Kennenlernens. 37 Spielerinnen haben die Chance erhalten, sich zu zeigen – und nicht wenige haben diese genutzt. Sundhage hat Wort gehalten, als sie bei Amtsantritt ankündigte, vielen, auch Talenten, Spielzeit zu geben. Unter den Debütantinnen befanden sich mit Lia Kamber, Sydney Schertenleib und Leela Egli drei der U17-EM-Halbfinalistinnen von 2023. Mit Iman Beney und Noemi Ivelj kamen zwei weitere sogar zu regelmässigen Einsätzen, wobei Beney sich mit ihrem Auftritt in England in den Vordergrund spielte.

(Zu) grosse Abhängigkeit von Wälti und Co.

An der EM wird es auf die richtige Mischung aus jung und erfahren ankommen, mit möglichst vielen Führungsspielerinnen auf dem Zenit ihres Schaffens. Gegen Deutschland haben die Absenzen von Lia Wälti und Ramona Bachmann, seit Jahren die Gesichter des Teams, gezeigt, dass der sportliche Erfolg weiterhin stark von ihnen abhängt. Auch, weil einige Weltklasse-Spielerinnen im mittleren Altersgefüge fehlen. Die Mischung wird auch im Sommer nicht perfekt sein, es gilt, sich mögliche Strategien auszudenken, um allfällige Ausfälle zu ersetzen. Eine der kniffligsten Aufgaben, die auf Sundhage und ihren Staff wartet.

Der Abstieg in die B-Liga der Nations League hat der Schwedin den Einstieg erleichtert, sie konnte vieles testen. Während sie gegen schwächere Teams mit offensiv ausgerichtetem Fussball zu begeistern versuchte, kam sie zum Entschluss, gegen die Top-Teams in einem 5-3-2-System anzutreten, um aus einer kompakten Defensive gezielt Nadelstiche mit Kontern zu setzen. Dies hat gegen Australien, Frankreich und in der ersten Halbzeit gegen Deutschland funktioniert, auch wenn es Luft nach oben gibt. Im Umschaltspiel nach vorne müssen bessere Entscheide getroffen und mehr Sorge zum Ball getragen werden. Hinzu kommt die physische Komponente. Bis zur EM müssen sich viele dem internationalen Standard weiter annähern. Denn an der EM geht es Schlag auf Schlag. Dann müssen die Spielerinnen ihre Leistung im 4-Tages-Rhythmus abrufen können. 

Das Zwischenmenschliche stimmt

Sundhage ist eine der grössten Legenden des Frauenfussballs – und nun die Frau, die den Meilenstein Heim-EM zu einem Erfolg machen soll. Man spürt, dass sie und ihr Trainerteam schon lange zusammenarbeiten. Sie gehen sehr methodisch vor und finden, so scheint es, für jedes Problem eine Lösung. Im Zeichen des Kennenlernens, aber auch als Grundlage ihrer Arbeit, hat sie viele im In- und Ausland besucht. Sie sucht den Dialog mit den Spielerinnen, versucht, mehr über deren Alltag zu erfahren, um herauszufinden, wie diese ticken. Sie gibt ihnen so zu verstehen, dass sie an sie glaubt, zeigt ihnen aber auch klar auf, was sie von ihnen erwartet und was es von jeder Einzelnen braucht, wenn diese Teil des EM-Abenteuers sein möchte.

Sundhages Auftritte sind souverän. Ruhig. Und sie hat gezeigt, dass sie einen klaren Plan verfolgt, der aufgehen kann. Schritt für Schritt, ein Motto von ihr, hat sie eine Taktik ausgearbeitet, die nach zehn Monaten dazu geführt hat, mit Frankreich eines der weltbesten Teams schlagen zu können. Sie ist eine Leaderin, die vorausgeht. Bei ihr hat jede die Wahl, wie sie auf Situationen reagieren möchte. Mitnehmen tut sie diejenigen, die ihre Bereitschaft teilen, in allem eine Lernmöglichkeit zu sehen.

Angerer und Djourou als Gewinn

Auch neben dem Platz kamen neue Gesichter dazu. Mit Goalie-Trainerin Nadine Angerer (46) und Sportkoordinator Johan Djourou (37) konnten weitere Coups gelandet werden. Angerer, die als Spielerin fast alles gewonnen hat, was es zu holen gibt, brachte einen grossen Rucksack an Erfahrung mit und durfte sich gleich einer der Schlüsselfragen, wer die Nummer 1 im Tor werden soll, zuwenden. Wer die Gelegenheit hat, sich mit Angerer auszutauschen, merkt schnell, dass sie mehr als nur Fussball kann. Eine grosse Portion Menschlichkeit und Coolness kommt einem entgegen, man fühlt sich in ihrer Gegenwart wohl. Genau diese Mischung aus Fokus und Lockerheit ist es, was sie unseren Torhüterinnen mitgibt. 

Auch Johan Djourou leistet seinen Beitrag. Seine positive Energie und Ausstrahlung, gepaart mit seiner Erfahrung im internationalen Geschäft macht ihn zu einer Mischung aus Vaterfigur und Kumpeltyp. Er spürt das Team und weiss, was die Spielerinnen brauchen. Er trägt stets ein Lächeln im Gesicht und steuert so seinen Teil zur guten Stimmung bei.

Nach einem Jahr Sundhage kann man festhalten: Die Basis ist gelegt. Jetzt heisst es durchschnaufen und noch einmal richtig Luft zu holen für den Endspurt auf dem noch immer langen Weg bis zur EM. Im Frühjahr müssen weitere Momente geschaffen werden, die dem Team Energie und Selbstvertrauen geben, damit es im nächsten Sommer über sich hinauszuwachsen kann. Denn dann, an der EM, wenn die Nati so stark im öffentlichen Fokus stehen wird wie noch nie, wird endgültig abgerechnet.

Gruppe A1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Italien
Italien
6
5
9
2
Niederlande
Niederlande
6
0
9
3
Norwegen
Norwegen
6
3
7
4
Finnland
Finnland
6
-8
5
Gruppe A2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Spanien
Spanien
6
13
15
2
Dänemark
Dänemark
6
6
12
3
Belgien
Belgien
6
-13
4
4
Tschechische Republik
Tschechische Republik
6
-6
4
Gruppe A3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Frankreich
Frankreich
6
1
12
2
England
England
6
3
11
3
Schweden
Schweden
6
2
8
4
Irland
Irland
6
-6
3
Gruppe A4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
6
9
15
2
Island
Island
6
6
13
3
Österreich
Österreich
6
-2
7
4
Polen
Polen
6
-13
0
Gruppe B1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schweiz
Schweiz
6
11
15
2
Türkei
Türkei
6
0
9
3
Ungarn
Ungarn
6
1
7
4
Aserbaidschan
Aserbaidschan
6
-12
4
Gruppe B2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schottland
Schottland
6
12
16
2
Serbien
Serbien
6
7
13
3
Slowakei
Slowakei
6
-6
4
4
Israel
Israel
6
-13
1
Gruppe B3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Portugal
Portugal
6
12
16
2
Nordirland
Nordirland
6
1
10
3
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
6
-5
7
4
Malta
Malta
6
-8
1
Gruppe B4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Wales
Wales
6
15
14
2
Ukraine
Ukraine
6
7
11
3
Kroatien
Kroatien
6
-5
9
4
Kosovo
Kosovo
6
-17
0
Gruppe C1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Weißrussland
Weißrussland
6
19
18
2
Georgien
Georgien
6
-1
10
3
Litauen
Litauen
6
-5
7
4
Zypern
Zypern
6
-13
0
Gruppe C2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Slowenien
Slowenien
6
26
18
2
Lettland
Lettland
6
-8
9
3
Nordmazedonien
Nordmazedonien
6
-7
7
4
Moldawien
Moldawien
6
-11
1
Gruppe C3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Griechenland
Griechenland
6
13
16
2
Montenegro
Montenegro
6
11
10
3
Färöer
Färöer
6
2
9
4
Andorra
Andorra
6
-26
0
Gruppe C4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Rumänien
Rumänien
6
15
18
2
Bulgarien
Bulgarien
6
-2
7
3
Armenien
Armenien
6
-10
6
4
Kasachstan
Kasachstan
6
-3
4
Gruppe C5
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Albanien
Albanien
4
4
9
2
Luxemburg
Luxemburg
4
-1
5
3
Estland
Estland
4
-3
2
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?