Die Schweiz schwitzt. Die nächste Hitzewelle hat das Land erfasst. Das Thermometer klettert am Sonntag erneut über 30 Grad, die Badis und Seen sind voll, ein paar Regentropfen sorgen wenigstens für etwas Abkühlung. Auch die Nati-Stars genossen noch ein paar freie Tage bei ihren Liebsten; ob in Paris, am Vierwaldstättersee oder in der Ostschweiz. Doch während sich die Schweizer Bevölkerung auf die Sommerferien freut, machen sich die Fussballerinnen auf in den neuseeländischen Winter. Für sie startet am Sonntag das grosse WM-Abenteuer.
Von Zürich geht es via Dubai und Christchurch ans andere Ende der Welt. In der rund 130’000 Einwohner zählenden Stadt Dunedin, deren Name von der schottischen Hauptstadt Edinburgh abgeleitet ist und auf dem 46. südlichen Breitengrad liegt, bezieht die Nati ihr Basecamp. Es ist der kälteste und der am weitesten von der Heimat entfernte WM-Spielort. Knapp 19’000 Kilometer sind es bis an die Südostküste der Südinsel Neuseelands. Die Durchschnittstemperatur im Juli: 9 Grad. Im australischen Brisbane ist es durchschnittlich 21 Grad warm.
Der Nati droht ein Kälteschock! Denn der Juli ist der kälteste Monat des Jahres im Süden Neuseelands. In der Nacht fällt das Thermometer regelmässig unter den Gefrierpunkt. Und mit durchschnittlich 13 Tagen Niederschlag ist diese Jahreszeit auch die nasseste. «Laut Google ist in Neuseeland momentan die beste Zeit, um Ski zu fahren – aber wir gehen dorthin, um Fussballspielen», sagt Verteidigerin Julia Stierli mit einem Lachen. Kappen, Handschuhe und Schal anstatt kurze Hosen, Top oder Bikini.
Aus medizinischer Sicht sind die Kälte und die Nässe allerdings kein allzu grosses Problem. «Das Klima soll ähnlich sein wie bei uns im Winter», sagt Teamärztin Dr. med. Tanja Hetling (44). «Und dieses sind sich die meisten von uns ja gewohnt.» Im Gepäck befinden sich auch Pullover, Jacken und Wärmehosen. «Es sind die ganz normalen Massnahmen, die wir im Herbst oder Winter auch bei uns treffen», so Hetling. Hinzu kommt, dass die Adaption von der Hitze in die Kälte vielen leichter fällt als umgekehrt.
Mit Spezial-Brillen gegen Jetlag
Zur grösseren Herausforderung wird die Zeitdifferenz. Zehn Stunden beträgt diese zwischen der Schweiz und Neuseeland, der Schlafrhythmus muss komplett umgestellt werden. Nach der Ankunft droht Jetlag und damit die Störung des eigenen Biorhythmus. Entsprechende Vorbereitungen sind getroffen worden. Die Spielerinnen erhielten Lichtbrillen mit verschiedenen Linsen, welche die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmen oder anregen können. Am Morgen, so die Empfehlung, wird die Brille eine halbe Stunde getragen, um schneller wach zu werden, am Abend mindestens eine Stunde, um besser ein- und durchschlafen zu können. Die Nati-Stars wurden zudem angehalten, täglich etwas früher zu Bett zu gehen. Für den Flug erhalten sie einen Schlafplan. Die allgemeine Regel lautet: Pro Tag schafft es der Körper, eine Stunde umzustellen.
Mehr als 30 Stunden dauert die Reise der Nati bis ans andere Ende der Welt. Um die Zeit im Flugzeug zu nutzen, hat sich der Trainer-Staff für die Spielerinnen eine kleine Denkaufgabe ausgedacht. In drei Gruppen aufgeteilt, muss sich jede mit einem der drei Gruppengegner Philippinen, Norwegen und Neuseeland beschäftigen. Dabei sollen einige Videosequenzen herausgeschnitten und die Erkenntnisse später den Teamkolleginnen präsentiert werden. «Ein Spiel von einem Gruppengegner anzuschauen, schadet nicht und tut nicht weh», sagt Trainerin Inka Grings mit einem Lachen. Die restliche Reisezeit nutzen die Nati-Stars neben dem Schlafen mit den Klassikern wie Filme und Netflix-Serien schauen, Bücher lesen oder Musik hören. Hoch im Kurs steht – wie auch bei den Männern – das Spiel Brändi Dog.
Mehr als 30 Stunden dauert die Reise der Nati bis ans andere Ende der Welt. Um die Zeit im Flugzeug zu nutzen, hat sich der Trainer-Staff für die Spielerinnen eine kleine Denkaufgabe ausgedacht. In drei Gruppen aufgeteilt, muss sich jede mit einem der drei Gruppengegner Philippinen, Norwegen und Neuseeland beschäftigen. Dabei sollen einige Videosequenzen herausgeschnitten und die Erkenntnisse später den Teamkolleginnen präsentiert werden. «Ein Spiel von einem Gruppengegner anzuschauen, schadet nicht und tut nicht weh», sagt Trainerin Inka Grings mit einem Lachen. Die restliche Reisezeit nutzen die Nati-Stars neben dem Schlafen mit den Klassikern wie Filme und Netflix-Serien schauen, Bücher lesen oder Musik hören. Hoch im Kurs steht – wie auch bei den Männern – das Spiel Brändi Dog.
Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, erhöhtes Verletzungsrisiko, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen oder Menstruationsprobleme können die Folge sein, wenn der Schlafrhythmus gestört ist. Um dem entgegenzuwirken, wird auf Wunsch einige Stunden vor dem Einschlafen auch Melatonin oder ein leichtes pflanzliches Medikament vom Medical Staff verabreicht. Auf Schlafmittel wird verzichtet. «Davon halte ich persönlich nichts, weil der Körper total paradox reagieren kann», sagt Hetling. «Schlafmittel können dazu führen, dass man gar nicht schläft oder dass sie noch lange nachwirken, was wiederum einen negativen Einfluss auf den Trainingseffekt haben könnte.»
Ein Déjà-vu soll vermieden werden
Nicht nur Jetlag und die Umstellung des Biorhythmus machen das Immunsystem anfällig. Auch die lange Reise mit zweimaligem Umsteigen birgt – trotz Business-Class-Sitzen – Gefahren. Die Klimaanlage im Flugzeug, viele Menschen auf engem Raum, langes Sitzen, wenig Schlaf sowie Viren und Bakterien en masse schwächen den Körper vorübergehend. «Reisen bedeutet immer Stress», sagt Hetling. Seit Tagen werden prophylaktisch Präparate mit Vitamin C und D geschluckt, die Einnahme eines Probiotikums, oder «guten Bakterien», wie Hetling sagt, soll verhindern, dass fremde Keime den Mund- und Rachenbereich befallen. Augen- und Nasentropfen helfen, die Schleimhäute zu befeuchten, Schals oder Kappen, um allfälligem Durchzug entgegenzuwirken. Die Spielerinnen tragen Kompressionsstrümpfe für eine bessere Durchblutung.
Der Verband hat an seinen letzten Turnieren mit den A-Teams schlechte Erfahrungen mit Viren gemacht. An der Frauen-EM vor einem Jahr lag die halbe Nati nach dem Startspiel gegen Portugal (2:2) flach. «Magendarm-Alarm», titelte der Blick. Das Kothaufen-Emoji hatte in den Whatsapp-Chats des Teams Hochkonjunktur. Nicht viel besser erging es den Männern Ende November in Katar. Ein Grippevirus verbreitete sich im Nati-Camp und sorgte dafür, dass mehrere Spieler auf einen Einsatz verzichten mussten und das Team geschwächt war. Einer der Gründe für das 1:6-Debakel im Achtelfinal gegen Portugal.
Corona praktisch kein Thema mehr
In Katar tauchten auch einzelne Covid-Fälle auf. Diese wurden allerdings erst nach dem Turnier bekannt, weil die Fifa und die Organisatoren das Thema totschwiegen und auf Covid-Tests vor Ort verzichteten. Auch in Neuseeland und Australien ist Corona praktisch kein Thema mehr. Der Schweizer Medical Staff wird für den Fall der Fälle trotzdem einige Tests im Gepäck haben. Die gewohnten Hygiene-Regeln wie Hände waschen oder desinfizieren gelten nach wie vor – allerdings nicht erst seit Corona.
Erkrankt eine Spielerin, wird sie isoliert, «dabei ist es aber eigentlich egal, um welches Virus es sich handelt», sagt Hetling. Danach wird das Return-to-Sport-Protokoll von Swiss Olympic angewendet, damit soll verhindert werden, dass es nicht zu gesundheitlichen Rückschlägen kommt. «Der Herz-/Kreislauf wird dabei in einer ersten Phase nur langsam und mit maximal 60 bis 75 Prozent der Herzfrequenz belastet.» Reagiert die Spielerin positiv, kommt es zu einer Belastungssteigerung.
Der Beginn von etwas Grossem?
Mit Emil Bolli ist auch ein eigener Koch dabei, sodass es dem Team an nichts fehlen wird. Die logistischen Voraussetzungen für ein erfolgreiches WM-Abenteuer sind also gegeben. Sportlich hingegen verlief die Vorbereitung – zumindest von den Resultaten her – nicht ganz nach Wunsch. Noch immer ist das Team in diesem Jahr und unter Inka Grings ohne Sieg. Die Tests gegen Sambia (3:3) und Marokko (0:0) verliefen enttäuschend.
Die Nati-Trainerin steigt dennoch voller Zuversicht in den Flieger. Grings ist überzeugt, dass ihr Team in Ozeanien den Schalter umlegen kann. Grenzen verschieben, lautet ihr Motto. «Wir haben Träume, die wir verwirklichen wollen. Jetzt beginnt etwas ganz Grosses.» In der Kälte Neuseelands wollen sie und die Nati ihr persönliches Wintermärchen schreiben.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Italien | 6 | 5 | 9 | |
2 | Niederlande | 6 | 0 | 9 | |
3 | Norwegen | 6 | 3 | 7 | |
4 | Finnland | 6 | -8 | 5 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Spanien | 6 | 13 | 15 | |
2 | Dänemark | 6 | 6 | 12 | |
3 | Belgien | 6 | -13 | 4 | |
4 | Tschechische Republik | 6 | -6 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Frankreich | 6 | 1 | 12 | |
2 | England | 6 | 3 | 11 | |
3 | Schweden | 6 | 2 | 8 | |
4 | Irland | 6 | -6 | 3 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Deutschland | 6 | 9 | 15 | |
2 | Island | 6 | 6 | 13 | |
3 | Österreich | 6 | -2 | 7 | |
4 | Polen | 6 | -13 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Schweiz | 6 | 11 | 15 | |
2 | Türkei | 6 | 0 | 9 | |
3 | Ungarn | 6 | 1 | 7 | |
4 | Aserbaidschan | 6 | -12 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Schottland | 6 | 12 | 16 | |
2 | Serbien | 6 | 7 | 13 | |
3 | Slowakei | 6 | -6 | 4 | |
4 | Israel | 6 | -13 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Portugal | 6 | 12 | 16 | |
2 | Nordirland | 6 | 1 | 10 | |
3 | Bosnien und Herzegowina | 6 | -5 | 7 | |
4 | Malta | 6 | -8 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Wales | 6 | 15 | 14 | |
2 | Ukraine | 6 | 7 | 11 | |
3 | Kroatien | 6 | -5 | 9 | |
4 | Kosovo | 6 | -17 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Weißrussland | 6 | 19 | 18 | |
2 | Georgien | 6 | -1 | 10 | |
3 | Litauen | 6 | -5 | 7 | |
4 | Zypern | 6 | -13 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Slowenien | 6 | 26 | 18 | |
2 | Lettland | 6 | -8 | 9 | |
3 | Nordmazedonien | 6 | -7 | 7 | |
4 | Moldawien | 6 | -11 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Griechenland | 6 | 13 | 16 | |
2 | Montenegro | 6 | 11 | 10 | |
3 | Färöer | 6 | 2 | 9 | |
4 | Andorra | 6 | -26 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Rumänien | 6 | 15 | 18 | |
2 | Bulgarien | 6 | -2 | 7 | |
3 | Armenien | 6 | -10 | 6 | |
4 | Kasachstan | 6 | -3 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Albanien | 4 | 4 | 9 | |
2 | Luxemburg | 4 | -1 | 5 | |
3 | Estland | 4 | -3 | 2 |