Angerer vor Deutschland-Duell
«In der Schweiz herrscht eine Kultur der Fehlervermeidung»

Seit acht Monaten gehört die Deutsche Nadine Angerer zum Staff der Nati. Die einst beste Torhüterin der Welt hat sich in der Schweiz gut eingelebt, auch wenn sie hier nach Jahren in den USA einen kleinen Kulturschock erlebte. Nun trifft sie erstmals auf ihr Heimatland.
Publiziert: 28.11.2024 um 18:06 Uhr
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Nadine Angerer war einst die beste Torhüterin der Welt und trainiert nun die Nati-Torhüterinnen.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Ihr Palmarès ist beeindruckend: zweimal Weltmeisterin, fünfmal Europameisterin, drei olympische Bronzemedaillen, Welttorhüterin und Weltfussballerin des Jahres. Nadine Angerer ist eine Ikone des deutschen Fussballs und war jahrelang die beste Torhüterin der Welt. «Klar ist man stolz drauf, aber in meinem heutigen Job interessiert das niemanden mehr. Meine Vergangenheit ist vorbei», sagt die 46-Jährige, die alle nur «Natze» nennen.

Ihr Auftrag: Zusammen mit Patricia Gsell (34) soll Angerer die Schweizer Goalies bestmöglich auf die Heim-EM vorbereiten. «Ich bin sehr zufrieden bis jetzt, die Basis ist gelegt.» Die Torwart-Gruppe sei sehr harmonisch. «Aber sie sind alle noch ein bisschen zu lieb. Wir arbeiten daran, aber das kann man nicht über Nacht ändern.»

Amerikanische Denkweise

Dass Angerer ein Jahrzehnt in den USA gelebt hat, spürt man. «Ich komme von einem Extrem ins andere. In Amerika will man nicht die Nummer 1, sondern die Beste der Welt werden. Hier sagt man: Ja, schauen wir mal.» Eine andere Eigenheit, die ihr in der Schweiz aufgefallen ist: «Es herrscht eine Kultur der Fehlervermeidung. Bloss keinen Fehler machen.»

Ramona Bachmann droht auszufallen

Auch Ramona Bachmann (33) droht für das Länderspiel am Freitag gegen Deutschland auszufallen. Die Stürmerin von Houston Dash verpasste wegen einer Grippe das Abschlusstraining am Donnerstag. Trotz diverser Ausfälle – mit Luana Bühler, Captain Lia Wälti, Géraldine Reuteler und Naomi Luyet fehlen vier potenzielle Stammspielerinnen – ist Nati-Trainerin Pia Sundhage (64) guten Mutes für das Duell gegen den Olympia-Dritten. «Wir müssen defensiv sehr solid stehen. Und dann wird entscheidend sein, wie wir von der Defensive in die Offensive umschalten», so die Schwedin. Sie habe bereits vor den beiden Testspielen im Oktober gegen Australien (1:1) und Frankreich (2:1) gesagt, dass die Leistung und nicht das Resultat entscheidend seien. «Noch ist nicht EM.» Bis am Donnerstag wurden für das Spiel im Letzigrund mehr als 16'500 Tickets abgesetzt, womit der Zuschauerrekord für ein Frauen-Fussballspiel in der Schweiz erneut gebrochen wird.

Auch Ramona Bachmann (33) droht für das Länderspiel am Freitag gegen Deutschland auszufallen. Die Stürmerin von Houston Dash verpasste wegen einer Grippe das Abschlusstraining am Donnerstag. Trotz diverser Ausfälle – mit Luana Bühler, Captain Lia Wälti, Géraldine Reuteler und Naomi Luyet fehlen vier potenzielle Stammspielerinnen – ist Nati-Trainerin Pia Sundhage (64) guten Mutes für das Duell gegen den Olympia-Dritten. «Wir müssen defensiv sehr solid stehen. Und dann wird entscheidend sein, wie wir von der Defensive in die Offensive umschalten», so die Schwedin. Sie habe bereits vor den beiden Testspielen im Oktober gegen Australien (1:1) und Frankreich (2:1) gesagt, dass die Leistung und nicht das Resultat entscheidend seien. «Noch ist nicht EM.» Bis am Donnerstag wurden für das Spiel im Letzigrund mehr als 16'500 Tickets abgesetzt, womit der Zuschauerrekord für ein Frauen-Fussballspiel in der Schweiz erneut gebrochen wird.

Vor allem bei Elvira Herzog (24), der neuen Nummer 1, sei bei den Medien, aber auch innerhalb des Verbandes immer von ihren Fehlern in der Vergangenheit die Rede gewesen. «Damit tut man einer jungen Torhüterin unrecht. Mir ist egal, was früher war. Es wird auch in Zukunft Fehler geben, das passiert auch einem Manuel Neuer in einem EM-Viertelfinal. Wichtig ist, dass man immer weitermacht.»

Beim Schweizerdeutsch haperts noch

Trotz der kulturellen Eigenheiten fühlt sich Angerer in der Schweiz pudelwohl – auch wenn es mit dem Schweizerdeutsch noch etwas hapert. «In einem Einzelgespräch gehts, wenn sie in der Gruppe miteinander sprechen, gehe ich Kaffee holen», so Angerer, die auf Fuerteventura lebt. Ihren ursprünglichen Plan, nach ihrer Rückkehr aus den USA ein Jahr Ferien zu machen, warf sie über den Haufen. «Das Angebot, mit Pia zu arbeiten und eine Heim-EM zu erleben, war zu verlockend.»

Nun trifft sie am Freitag in Zürich erstmals auf ihr Heimatland, für das sie 146 Länderspiele bestritten hat. Es sei ein «komisches Gefühl», so Angerer. Der Torhütertrainer des DFB ist noch derselbe wie damals, auch andere aus dem Staff kennt sie sehr gut. «Für 90 Minuten kann man das aber ausblenden. Ich hoffe, dass die Schweiz gewinnt.»

Am meisten geändert im Vergleich zu ihrer Aktivzeit als Spielerin hätten sich die Strukturen. Zu Beginn von Angerers Karriere gab es keine Goalietrainer, «da hiess es, macht ihr Goalies euch mal ein bisschen warm». Inzwischen hätte sich in diesem Bereich doch einiges getan. «Und in der Schweiz gibt es mit mir und Patricia sogar zwei Goalietrainer – und erst noch zwei Frauen. Das ist wohl weltweit ein Novum.»

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