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Nati-Trainer Nils Nielsen spaltet die Meinungen.

Foto: keystone-sda.ch

Michael Wegmann und Bettina Brülhart aus Leeds

Wäre unsere Nati so schwer auszurechnen wie Interviews mit ihrem Trainer Nils Nielsen – wir würden in England als Titelfavoriten gehandelt. Nach tollem Kampf gegen den haushohen Favoriten Schweden und der knappen 1:2-Pleite ringt der Däne kurz nach Spielschluss vor dem SRF-Mikrofon nach Worten. Es scheint gar, als kämpfe Nielsen gegen die Tränen. Auch Minuten später an der offiziellen Pressekonferenz hat er noch Mühe. Auf die Frage des SFV-Medienverantwortlichen nach seiner Match-Analyse schluckt Nielsen zweimal leer und sagt: «Das ist so unfair! Was ist denn deine Analyse?»

Wenig später sagt er, dass diese Niederlage besonders wehtun würde. Auch mit Blick auf die komplizierte Vorbereitung mit dem Magen-Darm-Virus. «Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und alles reingeworfen, was wir hatten. Aber am Ende wars trotzdem nicht gut genug.»

Fürs 2:2 beim Startspiel gegen Portugal, nach 2:0-Führung, nimmt er kurz nach Spielschluss die Schuld auf sich. Er meint: «Ich habe zu spät gewechselt. Es war der richtige Entscheid, aber zu spät. Es war mein Fehler.» Er erklärt auch, weshalb er gezögert habe.

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Nati-Trainer Nils Nielsen:«Ich habe zu lange mit den Auswechslungen gewartet»

Nielsens Match-Analysen sind definitiv anders als diejenigen seiner Berufskollegen. Was nicht nur damit zu tun hat, dass ihm auf Deutsch manchmal die Worte fehlen. Da sind keine vorbereiteten Trainer-Plattitüden. Er legt sich keine Phrasen zurecht. «Ich bin ehrlich», sagt er, «und wenn ich denke, dass ich einen Fehler gemacht habe, sage ich es auch.»

Der Mann hat auch Humor

So lässt der studierte Sportpsychologe einige Zuschauer vor dem TV ähnlich verloren zurück, wie er nach dem Schlusspfiff wirkt. Denn man ist sich von Trainern anderes gewohnt. «Ich hätte ihn am liebsten geschüttelt», meinte die ehemalige Natispielerin Danique Stein nach dem Portugal-Spiel im Blick Kick. Damit ist sie nicht allein.

Der Mann, der in Grönland geboren ist, lässt niemanden kalt. Die einen mögen ihn. Andere nicht. Geschmacksache. Mit Sicherheit ist er ein interessanter und interessierter Gesprächspartner mit differenzierten Ansichten und Humor. Auf die Frage, was er für Lehren aus dem 0:7 gegen Deutschland und dem 0:4 gegen England in den Tests gezogen habe, antwortete er: «Dass ein Ziegelstein am Kopf wehtut, egal, ob es ein deutscher oder ein englischer ist.»

Dass Nielsen aber auch Trainer-Phrasen kann, zeigte er nach dem Schweden-Spiel. Da sagte er im Hinblick auf Holland: «Das Virus ist weg, wir sind noch im Turnier und haben gezeigt, dass wir mit Weltklasse-Teams mithalten können.»

Gegen Holland geht es am Sonntag um alles oder nichts. Egal, wie’s ausgeht: Man darf auch gespannt sein, was Nielsen nach Spielschluss sagen wird. Forrest Gump würde sagen: «Nils Nielsen ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiss nie, was man kriegt …»

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