Treffpunkt Ebenalp im Alpsteingebirge auf 1644 m.ü.M. Stergiou ist mit seinen älteren Teamkollegen im Säntis-Massiv auf einer Wandertour. Kurze Geografie-Frage an den Toggenburger: Wo liegt denn das Toggenburg? Stergiou, als Sohn eines Griechen und einer Serbin in Wattwil SG zur Welt gekommen, schaltet blitzschnell: «Dort unten liegt der Bodensee.» Er kehrt sich kurz, sagt: «Dort hinten ist der Säntis, dahinter liegt das Toggenburg.»
2012 noch Balljunge
Stergiou ist beim Interview-Termin hellwach. Wie gewöhnlich auf dem Rasen. Er sagt: «Antizipation ist im Fussball die halbe Miete.» Eine weitere Qualität des jüngsten Abwehrchefs der Liga ist seine unglaubliche Antrittsschnelligkeit. Falls ihm zwischendurch, was bei ihn selten vorkommt, ein Stellungsfehler unterläuft, macht er ihn mit seiner Schnelligkeit wett. Stergiou lächelt und sagt: «Ich war von klein auf immer einer der Schnellsten, wenn nicht der Schnellste.»
Erst acht Jahre ist es her, als Stergiou erstmals in der St. Galler Arena einläuft. Als Balljunge. An der Hand von YB- und Nati-Goalie Marco Wölfli. Stergiou: «Ein mega schöner Moment. Das mit Wölfli war sehr eindrücklich. Als so kleiner Junge habe ich gedacht, die Fussballer seien alle extrem gross.»
Sechs Jahre später läuft der Balljunge einen Monat vor seinem 17. Geburtstag erstmals als Super-League-Spieler im kybunpark ein. Beim 3:1 gegen den FC Zürich gibt er am 6. Februar 2019 sein Debüt bei den «Grossen». Letzten Sommer behauptet sein Trainer Peter Zeidler: «Stergiou ist gewachsen.»
Nach der Corona-Pause, in der Stergiou seinen 18. Geburtstag feiert, wiederholt Zeidler: «Leonidas ist während dem Unterbruch gewachsen.» Wieviel? «Vielleicht ein Zentimeter. Ich bin jetzt ein Meter einundachtzig gross.»Sein Abwehrchef habe während dem Lockdown aber auch physisch zugelegt, behauptet Zeidler ebenfalls. Stergiou: «Ja, ich bin jetzt 75 Kilo schwer, vorher waren es 71.» Vier Kilo Muskeln zugelegt? «Ich hoffe es.»
Ziel: Die ganz Grossen
Seit seinem Debüt macht Stergiou bereits 45 Super-League-Spiele. Letzte Saison steht er in 34 Spielen (davon 33 über die volle Distanz!) in der Innenverteidigung seinen Mann. Stammplatz garantiert? «Nein», sagt Stergiou, «bei unserem Trainer gibt’s keine Stammplätze. Man kann sich nicht im Liegestuhl zurücklehnen.»
Seit der Corona-Pause ist Stergiou nicht der einzige St. Galler, der nicht mehr mit dem ÖV zu Trainings vorfährt. Vor zwei Monaten bestand er die Auto-Prüfung. Von den BLICK-Lesern ist Stergiou ins Team der Saison gewählt worden. Sein Vertrag wurde von der St. Galler Führung weitsichtig schon mal bis 2024 verlängert.
Stergious Ziel für die Zukunft: «Seit ich Bub bin, ist mein Ziel, einmal in einem Top-Ten-Klub Europas zu spielen.» Als seine Vorbilder nennt er neben Sergio Ramos, Virgil van Dijk und Fabian Schär auch Fabio Cannavaro, den italienischen Captain der Weltmeister von 2006. «Auch wegen der Grösse.» Cannavaro war mit nur 1,75 m Körpergrösse einer der kleinsten Abwehrchefs der Welt. Stergiou: «Ich konnte von ihm viel abschauen.» Zwerg Cannavaro spielte damals bei den Top-Ten-Klubs Europas: Inter Mailand, Juventus Turin, Real Madrid.
Als Kind, und das ist ja noch nicht so lange her, träumte er von Barcelona. «Weil mir die Farben damals gefallen haben...» Vorgestern gabs ein Zückerchen: Das erste Aufgebot für die U21-Auswahl.