Xherdan Shaqiri (32)
29 Skorerpunkte in 76 Spielen für Chicago sind per se eine solide Bilanz. Für einen aber, der über sieben Millionen Franken pro Jahr verdient und als mehrfacher Meister und Champions-League-Sieger Anfang 2022 in die durchschnittliche MLS wechselte, viel zu wenig. Für Shaqiri ist klar, warum der Einzug in die Playoffs nicht gelang. Nicht seinetwegen, sondern: «In Chicago wurden in der Vergangenheit die falschen Entscheidungen getroffen, darum sind wir nicht in die Playoffs gekommen. Ich hoffe, die Klubführung lernt aus ihren Fehlern.»
Nach dieser Frontalattacke unter anderem auf den Ex-FCB- und heutigen Chicago-Sportchef Georg Heitz ist klar: Spätestens Ende Jahr, wenn der Vertrag ausläuft, ist für Shaqiri Schluss in Chicago. Wahrscheinlicher ist, dass er nach der EM gar nicht mehr in die USA zurückkehrt. Und schon im Sommer die geplante Europa-Rückkehr in die Tat umsetzt. Er liebäugelt zudem mit einer Fortsetzung der Nati-Karriere. Eine Rückkehr in die Schweiz schliesst «Shaq» nicht aus – sagt augenzwinkernd: «Ich bin Basler ...!» An der EM will er den Fans und interessierten Klubs mit weiteren genialen Shaqiri-Momenten signalisieren: Ich kanns auch mit 32 noch!
Ricardo Rodriguez (31)
Der Linksfuss ist der einzige Nati-Spieler mit auslaufendem Vertrag beim Klub. Obs für den Torino-Captain im Piemont weitergeht, ist unwahrscheinlich – sonst wäre die Verlängerung schon besiegelt. Rodriguez wird auch die EM 2024 als Stammverteidiger bestreiten und hat es selbst in den Füssen, Eigenwerbung für den wohl letzten grossen Vertrag der Karriere zu machen.
Zeki Amdouni (23)
Er hat bei Burnley zwar einen gut dotierten Vertrag bis 2028, doch der Stürmer will nach dem Abstieg aus der Premier League weg. «Ich möchte weiterhin in den grössten Ligen Europas spielen», sagt der Genfer. Sein Glück ist die Absenz von Breel Embolo: Solange Letzterer nicht einsatzfähig ist, ist Amdouni an der EM erste Alternative im Sturmzentrum. Und kann sich für einen Klubwechsel empfehlen.
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Ruben Vargas (25)
Im Winter platzte ein Wechsel von Augsburg zur Fiorentina im letzten Moment. Nun soll es klappen mit dem Schritt von einem Abstiegskandidaten zu einem ambitionierten Klub in einer Topliga. Es gibt Stimmen in der Nati, die in Vargas die positive EM-Überraschung der Schweiz sehen. Kommts tatsächlich so, werden auf Klubebene Türen nach oben aufgehen.
Nico Elvedi (27)
Im Sommer 2023 wollte er unbedingt weg aus Gladbach. Als in letzter Minute der Wechsel zu Wolverhampton scheiterte, verlängerte er seinen Vertrag. Weg will er immer noch, die Ausstiegsklausel soll zehn Millionen betragen. Eine stolze Summe, die Elvedi an der EM rechtfertigen muss. Problem: Er hat keine gute Saison in der Bundesliga hinter sich. Und ist seinen Status als unbestrittene Nati-Stammkraft deshalb los.
Yvon Mvogo (30)
Vorspielen auf der EM-Bühne kann er nur, wenn Yann Sommer und Gregor Kobel ausfallen. Wird kaum beides eintreffen. Was nichts daran ändert, dass Mvogo nach dem Abstieg mit Lorient eine Zukunftslösung in einer höchsten Liga anstrebt.
Steven Zuber (32)
Zuber fühlt sich wohl in Athen und will nicht zwingend weg. Die EM kann für ihn dennoch zum Glücksfall werden: Wenn er ähnlich stark aufspielt wie 2021, als er bester Turniervorbereiter war, dürfte der Weg zurück eine Topliga frei werden.
Fabian Rieder (22)
Das erste Jahr in Rennes war eines zum Vergessen. Erst wegen eines Fussbruchs, später setzte der Trainer auf andere. Deshalb schloss Rieder zuletzt einen Wechsel nicht mehr aus. Die wenige Spielzeit, die ihm an der EM winkt, muss er für Eigenwerbung nützen – sonst gäbe es bei einem Wechselwunsch wohl nur die Rückkehr in die Super League.
Kwadwo Duah (27)
Das erste Kapitel seines persönlichen Sommermärchens ist mit dem EM-Aufgebot geschrieben. Sorgt er jetzt in Deutschland auch noch für Furore, hat er einen Markt, um Bulgarien (Ludogorez) verlassen und weiterhin grosszügig verdienen zu können.
Murat Yakin (49)
Last but not least: Auch der Nati-Trainer geht mit ungewisser Zukunft ins Turnier. Der Vertrag läuft bis zum EM-Ausscheiden der Nati. Im Frühling schlug Yakin eine Verlängerung aus, weil diese nur bei einer Viertelfinal-Quali gültig geworden wäre. Gelingt ihm diese nun, wirds teuer für den SFV – falls Yakin überhaupt Nati-Trainer bleiben will. Falls nicht, stünden ihm die Türen in den Klubfussball offen – wie 2021 Vladimir Petkovic, der sich nach dem Viertelfinaleinzug mit der Nati von Girondins Bordeaux vergolden liess.