Als Deutscher mit türkischen Wurzeln und seit acht Jahren in der Schweiz lebend, verfolgt Komiker Kaya Yanar all «seine» drei Teams an der diesjährigen Europameisterschaft. Viel zu jubeln hatte der 48-Jährige, trotz dreifacher Vertretung, allerdings noch nicht. Bisher verbuchen die Türken zwei Niederlagen, die Schweiz eine und ein Remis und die Deutschen verlieren gegen Weltmeister Frankreich. «Diese Spiele waren nicht gerade aufbauend. Ich warte noch immer auf den ersten Sieg», so Yanar ernüchternd.
Kaya Yanar, der Figaro
Vor allem das Italien-Spiel der Schweiz sei nicht so «nett» anzusehen gewesen. «In Deutschland wären sie für diese Leistung geschlachtet worden», so die harten Worte des fussballbegeisterten Komikers, der damit aber nur aufzeigen möchte, wie viel entspannter die Schweiz mit dieser Leistung umgehe. Dass es aber doch ordentlich Kritik hagelte, auch aufgrund der Nebenschauplätze wie der Figaro-Geschichte, ist Yanar nicht entgangen. «Da hätte Xhaka übrigens auch mich einfliegen lassen können. Das hätte ich für weniger Geld genauso gut gemacht», scherzt der Mann, der als Komiker immer wieder in andere Rollen schlüpft.
Doch diejenige des Fussballtrainers, während der Kabinenansprache vor der Partie, fällt ihm nicht ganz so leicht. «Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie man Millionäre motiviert», erklärt Yanar und schmunzelt. Vom Sofa aus klappe das mit der Trainer-Rolle um einiges besser. Wenn er zusammen mit seiner Schweizer Frau die Spiele verfolge, schnauze er den Fernseher an, als wäre er der Nationaltrainer schlechthin.
Türkei oder Schweiz?
Nun muss er sich entscheiden, ob er am Sonntag, im direkten Duell, seinen Schweizern oder seinen Türken die Daumen drücken möchte. Weder noch. «Als Entertainer möchte ich unterhalten werden. Deshalb gewinnt die Mannschaft, die den schöneren und leidenschaftlicheren Fussball spielt, mit Herz», erklärt der Wahlzürcher, der bald den Schweizer Pass beantragen möchte. «Aber ich glaube kaum, dass ich dann in die Schweizer Nationalmannschaft eingezogen werde. Höchstens, um Xhakas Haare zu färben.»