2018 der Doppeladler, jetzt die Figaro-Affäre. Die Schweizer Nati sorgt an einem grossen Turnier mal wieder mit Nebenschauplätzen für Wirbel. Vor dem Italien-Knüller fliegen Captain Granit Xhaka (28) und Manuel Akanji (25) einen Schweizer Coiffeur nach Rom ein und lassen sich die Haare blond färben. Genützt hats nichts, im Gegenteil: Nach dem ernüchternden 1:1-Unentschieden gegen Wales folgt gegen die Italiener eine 0:3-Klatsche.
Die Leistungen der Schweizer verärgert in der Heimat nicht nur die Fans, sondern auch die Detailhändler. Sie warten vergeblich auf den erhofften Verkaufsboom. Schon seit Wochen tobt eine Rabattschlacht um die Nati-Shirts. Vor der EM wurden die rotweissen Trikots bei Ochsner Sport mit einem 30-prozentigen Rabatt feilgeboten – das hat es noch nie gegeben. Für 69.90 Franken gibts dort das Nati-Shirt zu kaufen. Gleichviel verlangt SportXX von Migros.
Migros provoziert die Nati
Dort ist man ernüchtert und spricht Klartext: «Die Nati hat mir ihren schwachen Auftritten bisher leider nicht dazu beigetragen, das Land in eine Jubelstimmung zu versetzen», sagt die Migros zu Blick. Auch die Figaro-Affäre hat man beim grössten Arbeitgeber der Schweiz zur Kenntnis genommen. Migros stichelt gegen die blondierten Nati-Stars Xhaka und Akanji: «Leider hatten wir es verpasst, blonde Perücken ins Fansortiment aufzunehmen – doch womöglich wären auch diese spätestens am kommenden Sonntagabend mit einem Aktionskleber versehen worden…»
Diese Provokation sitzt! Im Fussball würde man wohl sagen: Migros 1, Nati 0. Ob sich die Schweizer Kicker anspornen lassen und die Türken im letzten Gruppenspiel weghauen? Das würde wohl fürs Achtelfinale reichen. Und ein Weiterkommen wäre auch ganz im Interesse der Detailhändler.
Darum werden Nati-Shirts nicht gut verkauft
«Das weitere Abschneiden der Schweizer Nationalmannschaft ist für uns entscheidend», sagt ein Sprecher von Ochsner Sport. Fanartikel von den stark aufspielenden Italiener seien zur Zeit überdurchschnittlich gefragt. «Sollte sich die Schweiz hoffentlich für die Achtelfinals qualifizieren, rechnen wir erfahrungsgemäss mit einem zusätzlichen Push.»
Bis jetzt lässt der Verkauf der Nati-Shirts Ochsner Sport nicht zu Jubelstürmen hinreissen. «Der Start im Mai war eher verhalten», so der Sprecher. Er ortet die Gründe unter anderem bei der pandemiebedingten Turnierverschiebung. «Das Nati-Shirt war seit einem Jahr regulär und ohne Rabatte bei Ochsner Sport im Verkauf.» Auch die fehlenden grossen Public Viewings drücken auf die Verkaufszahlen.
Damen-Shirts werden gut verkauft
Immerhin: «Seit Beginn der Europameisterschaft gab es einen signifikanten Boost», so Ochsner Sport. Und ein spannendes Detail: «Dieses Jahr läuft das Geschäft mit den Damen-Shirts sehr gut.»
Bei SportXX von der Migros ist die Situation ähnlich. Die Fanartikel werden teilweise zum Ladenhüter: «Die ganz grossen Emotionen hat die EM 2020 bisher noch nicht geweckt, was sicherlich primär auf die schwierige Ausgangssituation des Turniers und die Restriktionen für Public Viewings und Fanpartys in der Schweiz zurückzuführen ist», so die Migros.