Herr Meier, wie fanden Sie die Schiedsrichter an der Euro 2020?
Urs Meier: Gut bis sehr gut. Es gab im Vergleich zu früheren Grossanlässen weniger Diskussionen. Nur ein bis zwei Spiele wurden bisher nicht gut geleitet.
Es gab relativ wenige Gelbe und Rote Karten. Sind die Spieler fairer geworden oder die Schiedsrichter grosszügiger?
Beides! Wenn die Spieler die grosszügige Linie des Schiedsrichters annehmen, ist das das Beste, was passieren kann. Bei Grossanlässen oder auch in der Champions League funktioniert das oft, in den heimischen Meisterschaften aber leider weniger.
Woran liegt das?
In den Ligen gibt es Spieler, die das ausnutzen. Dann kann der Schiedsrichter die grosszügige Linie nicht mehr weiterführen, was sehr schade ist.
Nicht sehr grosszügig war der englische Schiedsrichter Michael Oliver, der im Viertelfinal den Schweizer Remo Freuler vom Platz stellte.
Diese Rote Karte war unnötig und zu streng, da das Spiel ein faires war. Ich zähle daher dieses Spiel zu jenen Partien, die nicht so gut geleitet wurden.
Wie sind Sie mit dem VAR zufrieden?
Ich fand, er wurde wohldosiert eingesetzt. Natürlich hat es jeweils seine Zeit gebraucht, bis ein Entscheid gefällt wurde. Aber das ist normal, weil der VAR an einer EM oder WM unglaublich viele Kameraperspektiven zur Verfügung hat.
Ex-Schiedsrichter Urs Meier (62) pfiff während seiner Karriere 883 Spiele, darunter WM- und EM-Halbfinals.