Die Nati erlebt ein kleines Déjà-vu. Bereits im WM-Achtelfinal 2022 in Katar fehlt Silvan Widmer. Edimilson Fernandes ersetzt ihn als Rechtsverteidiger. Mehr schlecht als recht, weil das System Yakins implodiert. Und die Nati 1:6 untergeht.
An der EM in Deutschland ist die Situation eine andere. Yakin hat sich von seiner bevorzugten Viererkette verabschiedet, die Nati tritt seit diesem Jahr in einem 3-4-2-1-System auf. Und Widmer fällt nicht kurzfristig wegen Krankheit wie in Katar aus, seit Sonntagabend ist klar, dass er wegen einer Sperre gegen Italien nicht zur Verfügung steht.
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«Wir haben mit Stergiou auf der rechten Seite einen, der diese Position eins-zu-eins übernehmen kann. Wir können ihn eine Woche auf diese Aufgabe vorbereiten», sagte Yakin am Sonntag. Knapp 24 Stunden vor dem Italien-Spiel relativiert der Nati-Trainer seine Aussage und spricht von zwei Varianten, die sie im Training getestet hätten. Stergiou war gegen Ungarn und Schottland für Widmer eingewechselt worden und hatte jeweils Mühe, ins Spiel zu finden. Zudem fehlt ihm die internationale Erfahrung weitgehend.
Deswegen spricht einiges dafür, dass sich Yakin für eine andere Option entscheidet. Zum Beispiel:
Option 1: Fabian Rieder
Er ist der Mann für die grossen Spiele. An der WM 2022 steht Rieder gegen Brasilien in der Startaufstellung, in Deutschland Turnier bringt ihn Yakin gegen den Gastgeber von Beginn an. Und Rieder überzeugt, setzt nach 10 Sekunden ein Zeichen, als er Mittelstädt wegräumt, ist eklig, laufstark und bereitet das Schweizer Tor vor. Yakin betonte im Vorfeld immer wieder, dass er auf formstarke Spieler setzt. Rieder ist in Form. Und dank seines Transfers zum VfB Stuttgart ist er auch emotional im Hoch. Der Linksfuss ist spielintelligent genug, um auch rechts zu spielen. Womöglich im Wechsel mit Dan Ndoye, der die Position des Aussenläufers vor der EM gespielt hat – allerdings links.
Option 2: Steven Zuber
Der Winterthurer ist der Nati-Pechvogel dieser EM. Nachdem ihn Yakin ein Jahr lang nicht mehr nominiert hat, kehrt er für das provisorische EM-Kader in die Nati zurück. Er ist der Gewinner der Vorbereitung – bis es er sich bei der EM-Hauptprobe gegen Österreich an der Wade verletzt. Aus der Traum vom EM-Stammplatz. Für ihn in die Bresche springt Michel Aebischer. Zuber ist wieder fit und polyvalent, könnte also auch rechts ran. Für ihn spricht die Erfahrung, gegen ihn der fehlende Rhythmus.
Option 3: Sierro, Elvedi oder Mister X
Diese Option ist möglich, aber wenig wahrscheinlich. Yakin hält grosse Stücke auf Vincent Sierro, allerdings würde die Hereinnahme eines dritten zentralen Mittelfeldspielers zu einer Systemumstellung führen. Eine solche strebt Yakin aber nicht an. Noch gar keine Rolle spielt Nico Elvedi an diesem Turnier – weil die Dreierabwehr funktioniert. Auch er könnte im rechten Couloir spielen, es wäre allerdings die defensive Variante. Zumindest kennt Elvedi die grosse Bühne: Mehr als 300 Spiele hat der 53-fache Internationale für Gladbach gemacht, einige davon in der Champions League.