Lange her, trotzdem unvergessen: Das Spiel, das Österreichs Stürmer Hans Krankl (70) zur Fussball-Ikone machte. Am 21. Juni 1978 wars, als eben dieser Krankl im WM-Gruppenspiel gegen Deutschland zwei herrliche Tore zum sensationellen 3:2-Sieg gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland beitrug. «Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I wer’ narrisch!» schrie der euphorische Edi Finger ins Mikrofon. Die älteren Semster werden sich bestimmt erinnern.
Mehr zur EM-Quali
Ein Spiel, das in die Geschichte einging, in Österreich als «Wunder von Córdoba», in Deutschland als «Schmach von Córdoba». Ja, es war ein Wunder, an das damals niemand geglaubt hätte, denn Österreich war nicht mehr im Rennen ums Weiterkommen für die nächste WM-Runde und riss das hochfavorisierte Deutschland mit in den Abgrund. Beide mussten am Tag nach dem Spiel die Heimreise aus Argentinien antreten.
«Oh, wie ist das schön»
45 Jahre später entzaubert Österreich Deutschland in einem Testspiel erneut. 2:0 hiess es am vergangenen Dienstag. Das Resultat hätte auch höher ausfallen können. Die österreichischen Fans frohlockten und sangen «Oh, wie ist das schön», die deutschen Reporter mussten über die «Schmach von Wien» schreiben.
Niemand spricht mehr von einem Wunder. Dass Österreich Deutschland im Fussball besiegt, nimmt inzwischen jeder locker zur Kenntnis. Sieben Monate vor der Heim-EM herrscht in Deutschland Fussball-Katerstimmung. Von einem neuen Sommermärchen wagt nach den jüngsten Pleiten gegen die Türkei und Österreich niemand mehr zu träumen.
Gut 200 Tage sind es noch bis zum Auftaktspiel der Euro 2024. Seit dieser Woche kennen wir 21 der 24 Teilnehmer. Die gute Nachricht: die Schweiz ist dabei. Die schlechte: Die Auftritte der Mannschaft von Murat Yakin in der zurückliegenden Qualifikation geben nicht gerade Anlass zum Träumen.
Aber vergessen wir nicht: Auch der Weg an die letzte EM war kein Spaziergang. Die Stimmung rund um das Team des damaligen Trainers Vladimir Petkovic war im November 2019 alles andere als euphorisch. Erst ein spätes Siegtor von Cédric Itten in St. Gallen gegen Georgien öffnete die Tür zur Endrunde, die dann ja aufgrund der Corona-Pandemie noch einige Zeit auf sich warten liess.
Ähnlich wie heute entfachte vor vier Jahren das Erreichen der EM keine Jubelstürme. Beim Blick kommentierten wir: «Ein Spiel mit dem Feuer», eine Leistung «zum Vergessen» und «mit einem blauen Auge davongekommen». Niemand konnte schliesslich voraussehen, dass die Nati später an der Euro mit dem famosen Achtelfinalsieg über den damaligen Weltmeister Frankreich Geschichte schreiben würde. In dem Augenblick, als Yann Sommer den zehnten und entscheidenden Penalty gegen Kilian Mbappé parierte, war die Kritik am biederen Spiel unter Petkovic mit einem Schlag verflogen. Der Quali-Knorz vergeben und vergessen.
Auch in knapp sieben Monaten kann wieder ein neues Kapitel geschrieben werden, das die zuletzt zähen Spiele gegen Belarus, den Kosovo, Israel und Rumänien verdrängt. Manchmal wächst man ja mit den Aufgaben. Und Spiele gegen die sogenannten Kleinen sind im Kopf oft die grössere Herausforderung als Duelle mit den Top-Nationen, in denen man nichts zu verlieren hat. Immerhin gab es in den gut zwei Jahren unter Yakin schon gefeierte Siege gegen Spanien und Portugal, zwei achtbare Unentschieden gegen Italien sowie respektable Auftritte gegen England und Brasilien, die knapp verloren gingen.
So gesehen ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass die Schweiz bei der Auslosung der EM-Gruppen nächste Woche in Topf 4 gelandet ist. Grosse Gegner sind garantiert und die Ausgangslage ist von vorneherein klar: Jedes Spiel ist ein Endspiel. Favorit wird man gegen keinen der möglichen Gegner sein. Eine positive Nachricht ist zudem, dass uns ein zuletzt immer wieder störender Nebenkriegsschauplatz erspart bleibt: Serbien ist ebenfalls in Topf 4 und damit als Gruppengegner ausgeschlossen.
Und dass die Stimmung auch noch deutlich schlechter sein kann, zeigt der Blick über den nördlichen Grenzwall. Bei den Deutschen herrscht vor der Heim-EM die nackte Panik. Der Effekt des Trainerwechsels von Hansi Flick zu Julian Nagelsmann ist bereits verpufft, bevor er sich richtig zeigen konnte. Selbst Spieler, die in ihren Klubs von Erfolg zu Erfolg jagen, wirken in der DFB-Auswahl wie gelähmt. Und die erhoffte Neuauflage des «Sommermärchens» droht ein Trauerspiel zu werden.
Aber auch hier ist bei Prognosen Vorsicht geboten. Denn vor dem erfolgreichen Heimspiel 2006 kassierte die Klinsmann-Elf seinerzeit peinliche Niederlagen gegen die Slowakei, die Türkei und Italien, ehe sie bis auf den dritten WM-Platz stürmte. Fussball ist eben ein schnelllebiges Geschäft. Und die Kommentare von heute müssen vielleicht morgen schon wieder umgeschrieben werden.
Gut 200 Tage sind es noch bis zum Auftaktspiel der Euro 2024. Seit dieser Woche kennen wir 21 der 24 Teilnehmer. Die gute Nachricht: die Schweiz ist dabei. Die schlechte: Die Auftritte der Mannschaft von Murat Yakin in der zurückliegenden Qualifikation geben nicht gerade Anlass zum Träumen.
Aber vergessen wir nicht: Auch der Weg an die letzte EM war kein Spaziergang. Die Stimmung rund um das Team des damaligen Trainers Vladimir Petkovic war im November 2019 alles andere als euphorisch. Erst ein spätes Siegtor von Cédric Itten in St. Gallen gegen Georgien öffnete die Tür zur Endrunde, die dann ja aufgrund der Corona-Pandemie noch einige Zeit auf sich warten liess.
Ähnlich wie heute entfachte vor vier Jahren das Erreichen der EM keine Jubelstürme. Beim Blick kommentierten wir: «Ein Spiel mit dem Feuer», eine Leistung «zum Vergessen» und «mit einem blauen Auge davongekommen». Niemand konnte schliesslich voraussehen, dass die Nati später an der Euro mit dem famosen Achtelfinalsieg über den damaligen Weltmeister Frankreich Geschichte schreiben würde. In dem Augenblick, als Yann Sommer den zehnten und entscheidenden Penalty gegen Kilian Mbappé parierte, war die Kritik am biederen Spiel unter Petkovic mit einem Schlag verflogen. Der Quali-Knorz vergeben und vergessen.
Auch in knapp sieben Monaten kann wieder ein neues Kapitel geschrieben werden, das die zuletzt zähen Spiele gegen Belarus, den Kosovo, Israel und Rumänien verdrängt. Manchmal wächst man ja mit den Aufgaben. Und Spiele gegen die sogenannten Kleinen sind im Kopf oft die grössere Herausforderung als Duelle mit den Top-Nationen, in denen man nichts zu verlieren hat. Immerhin gab es in den gut zwei Jahren unter Yakin schon gefeierte Siege gegen Spanien und Portugal, zwei achtbare Unentschieden gegen Italien sowie respektable Auftritte gegen England und Brasilien, die knapp verloren gingen.
So gesehen ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass die Schweiz bei der Auslosung der EM-Gruppen nächste Woche in Topf 4 gelandet ist. Grosse Gegner sind garantiert und die Ausgangslage ist von vorneherein klar: Jedes Spiel ist ein Endspiel. Favorit wird man gegen keinen der möglichen Gegner sein. Eine positive Nachricht ist zudem, dass uns ein zuletzt immer wieder störender Nebenkriegsschauplatz erspart bleibt: Serbien ist ebenfalls in Topf 4 und damit als Gruppengegner ausgeschlossen.
Und dass die Stimmung auch noch deutlich schlechter sein kann, zeigt der Blick über den nördlichen Grenzwall. Bei den Deutschen herrscht vor der Heim-EM die nackte Panik. Der Effekt des Trainerwechsels von Hansi Flick zu Julian Nagelsmann ist bereits verpufft, bevor er sich richtig zeigen konnte. Selbst Spieler, die in ihren Klubs von Erfolg zu Erfolg jagen, wirken in der DFB-Auswahl wie gelähmt. Und die erhoffte Neuauflage des «Sommermärchens» droht ein Trauerspiel zu werden.
Aber auch hier ist bei Prognosen Vorsicht geboten. Denn vor dem erfolgreichen Heimspiel 2006 kassierte die Klinsmann-Elf seinerzeit peinliche Niederlagen gegen die Slowakei, die Türkei und Italien, ehe sie bis auf den dritten WM-Platz stürmte. Fussball ist eben ein schnelllebiges Geschäft. Und die Kommentare von heute müssen vielleicht morgen schon wieder umgeschrieben werden.
Ganz anders die Stimmung in Österreich. Politisch ist das Land nach dem jüngsten Abhörskandal rund um die Kanzlerpartei ÖVP mal wieder erschüttert, stabil dagegen sind die Leistungen der Fussballer auf dem Platz. Die EM-Quali haben die Österreicher grandios hinter sich gebracht. Zwar knapp hinter Belgien, aber am Ende mit souveränen neun Punkten Vorsprung auf das drittplatzierte Schweden.
Trifft Österreich auf die Schweiz?
Zu Recht findet sich Österreich nun im Quali-Topf zwei wieder. Kommts am Samstag, 2. Dezember, um 18.00 Uhr in der Hamburger Elbphilharmonie zur Gruppenauslosung, könnten die Ösis die Schweiz aus Topf vier als Gegner zugelost bekommen. Der Nati droht beispielsweise eine Gruppe mit Spanien, Österreich und Holland.
Österreich hat deswegen keine Alpträume. Vater des neuen Selbstbewusstseins im Land ist Trainer Ralf Rangnick (65). Der Deutsche ist ein Fussball-Philosoph. Für viele überraschend hat er die eher halbherzige Anfrage der österreichischen Bosse im Frühjahr 2022 angenommen. Dass er das tun würde, daran haben viele gezweifelt, galt Rangnick doch für Höheres berufen. Doch der deutsche Fussball-Pedant hat sich das Potenzial der Spieler angeschaut und sich gedacht: Was Marokko an der WM in Katar geschafft hat, das können wir auch, warum auch nicht, und hat überraschend zugesagt. Es war ein Transfer-Coup!
Pressing-Fussball vom Feinsten
Seither hat er dem österreichischen Fussball die Selbstgenügsamkeit ausgetrieben. Seine Mannen spielen inzwischen so attraktiv, wie man es sich von der Schweizer Nati zurzeit nur erträumen kann: dominant, mit sehr viel Laufbereitschaft, einem hohen Pressing und blitzschnellem Umschaltspiel. Schon noch frech, als die rotweissroten Stürmer am Dienstag die deutschen Verteidiger bereits an deren Sechzehner attackierten und unter Druck setzten. Das zeugt von enormem Selbstbewusstsein.
Rangnick ist 1958 in Backnang (Baden Württemberg) geboren. Machte als Spieler eine überschaubare Karriere (u.a. 66 Spiele für Heilbronn). Dafür startete er als Trainer durch (u.a. Stuttgart, Schalke, Hoffenheim). Er gilt als Vater des grossen Aufschwungs bei Leipzig, wo er als Trainer und Sportdirektor amtete und von dort den Sprung zum Sportmanager bei Red Bull schaffte. Bevor er ÖVB-Teamchef wurde, amtete er bei Manchester United als Trainer und später als Klubberater. Ende Mai 2022 wurde Rangnick Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft, die er souverän an die EM-Endrunde in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli 2024) führte.
Rangnick ist 1958 in Backnang (Baden Württemberg) geboren. Machte als Spieler eine überschaubare Karriere (u.a. 66 Spiele für Heilbronn). Dafür startete er als Trainer durch (u.a. Stuttgart, Schalke, Hoffenheim). Er gilt als Vater des grossen Aufschwungs bei Leipzig, wo er als Trainer und Sportdirektor amtete und von dort den Sprung zum Sportmanager bei Red Bull schaffte. Bevor er ÖVB-Teamchef wurde, amtete er bei Manchester United als Trainer und später als Klubberater. Ende Mai 2022 wurde Rangnick Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft, die er souverän an die EM-Endrunde in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli 2024) führte.
Selbstbewusstsein, das Rangnick ausstrahlt und vorlebt. Als Österreich im Juni 2022 gegen Vizeweltmeister Frankreich 1:1 spielte, weigerte sich der Deutsche, Glückwünsche entgegenzunehmen. Es gäbe nichts zu gratulieren, sie hätten ja nicht gewonnen, sagte er. Kein Wunder ist das Ziel des Trainers hoch, höher, am höchsten. Er will Österreich an die Weltspitze des Fussballs führen, nichts Geringeres steht auf seiner Planliste.
Krankl setzt zur Grätsche an
Die Fans hat er längst im Boot. Das Ernst-Happel-Stadion in Wien war am Dienstag restlos ausverkauft, die Stimmung war bombastisch, die EM kann kommen. Nur einer grantelt weiterhin, wie er das immer schon getan hat, seit er nicht mehr auf dem Fussballplatz glänzen kann: Hans Krankl (70). «Die EM-Qualifikation mit dieser Mannschaft ist okay, aber nicht schwierig. Rangnick hat das beste Material seit meiner Generation. Damit musst du etwas erreichen.»
Und Krankl hat auch keine Probleme, zum fiesen Tackling anzusetzen, wenn er über Rangnick redet: «Er ist ein arroganter Mensch und glaubt, den Fussball erfunden zu haben. Deswegen mag ich ihn nicht.» Wie schwierig das Arbeiten unter Grantler-Legende Krankl als Teamchef ist, wissen auch Rangnicks Vorgänger Marcel Koller (Punkteschnitt: 1,63) und Franco Foda (1,81). Beide wurden trotz guter Bilanzen dafür verteufelt, dass sie keine Österreicher sind. Dem Deutschen Ralf Rangnick sind Heckenschützen schnuppe. Er rückt bei Kritik höchstens mal kurz seine Brille zurecht. Dieser Mann ist auf Mission und weiss es besser.