Nach einem Schicksalsschlag startete er durch
Goalie-Bubi Bart Verbruggen lässt Holland träumen

Optisch könnte er der Zwillingsbruder von Florian Wirtz sein. Doch im Gegensatz zum Deutschen ist der Holländer Bart Verbruggen an der EM noch dabei. Und er greift als Goalie-Youngster nach den Sternen.
Publiziert: 10.07.2024 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2024 um 23:41 Uhr
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Bart Verbruggen ist die junge Nummer 1 im Tor von Holland.
Foto: Getty Images
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Einst herrschte auf dem Goalie-Posten Hollands grosse Konstanz. Der legendäre Edwin van der Sar hütete von 1994 bis 2008 das Tor von Oranje. Vor ihm war es über Jahre Hans van Breukelen, zuvor Piet Schrijvers und Jan Jongbloed. Nach van der Sar genoss dann mit Unterbrüchen Maarten Stekelenburg bis 2021 das Vertrauen.

Doch seither herrscht im niederländischen Tor ein Kommen und Gehen.

Andries Noppert, der an der WM 2022 in Katar ran durfte, ohne zuvor je ein Länderspiel gemacht zu haben, konnte sich ebenso wenig nachhaltig durchsetzen, wie seine Mitstreiter Justin Bijlow und Mark Flekken. Insgesamt castete Bondscoach Ronald Koeman in den letzten Monaten neun Kandidaten, ehe er sich an der EM mit Bart Verbruggen für den Jüngsten entschied.

An der WM noch Ersatz in Belgien

Der 21-Jährige schreibt damit Geschichte. Er ist der jüngste EM-Stammkeeper seit 60 Jahren – einzig der Spanier Angel Iribar war 1964 noch einige Monate jünger. Als beim letzten grossen Turnier, der WM 2022 in Katar, Andries Noppert im Oranje-Tor stand, war Verbruggen noch Ersatzgoalie bei seinem damaligen Verein Anderlecht in Belgien. Seither hat er einen imposanten Aufstieg hinter sich gebracht.

Und dies, obwohl er anfangs 2021 einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten hatte, als sein Vater und Förderer Coen Verbruggen mit 50 unerwartet verstarb. «Solch eine Erfahrung kann in beide Richtungen gehen. Es kann schlecht ausgehen oder es gelingt, daraus Kraft zu schöpfen. Bart ist daraus gestärkt hervorgegangen», erinnert sich Willem Weiijs, sein damaliger Co-Trainer bei Anderlecht, im Interview gegenüber ESPN.

Nach der Geburt von Florian Wirtz getrennt?

In der zweiten Hälfte der Saison 2022/23 begab sich Verbruggen auf die Überholspur und ist seither auf dieser nicht mehr zu stoppen. Zunächst wurde er zur Nummer 1 bei Anderlecht, verdrängte Captain Hendrik van Crombrugge auf die Bank. Lange konnte sich der belgische Traditionsverein aber nicht an den Taten von Verbruggen erfreuen. Im Juli 2023 rief die Premier League, Brighton and Hove Albion schnappte sich das Goalie-Juwel.

Bei seiner Vorstellung in England gab es zunächst Verwirrung, denn als der Verein die Fotos der Vertragsunterzeichnung postete, wurde in den sozialen Medien gescherzt, Brighton habe einen Transfer-Coup gelandet und den deutschen Nationalspieler Florian Wirtz verpflichtet. Tatsächlich sehen sich Verbruggen und der gleichaltrige Wirtz verblüffend ähnlich, als wären sie Zwillingsbrüder und nach der Geburt getrennt worden.

Goalie mit einem Zauberfuss

Aber es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden, die über die Optik und das Alter hinausgeht: ihr Zauberfuss. Eine der grossen Stärken von Verbruggen ist nämlich das Spiel am Ball. Weil seine Zuspiele Extraklasse sind, wurde er vor einem Monat im «Kicker» als «ein als Torwart getarnter Zehner» bezeichnet. Verbruggen selbst gestand einst: «Manchmal macht es mir mehr Spass, mit dem Ball zu spielen, als diesen zu halten.»

Wegen seiner Ballfertigkeit passt er perfekt zum Spielstil von Brighton und hat in der Premier League erste Duftmarken hinterlassen. Auch an der EM tritt Verbruggen bislang überzeugend auf, vor allem im Viertelfinal gegen die Türkei (2:1) zeigte er einige Glanztaten. Die Chance, dass Verbruggen trotz erst 12 Länderspielen bei seinem ersten grossen Turnier nun im Endkampf um den Titel (am Mittwochabend gehts im Halbfinal gegen England) einknickt, ist klein. Denn seine für sein Alter bemerkenswerte mentale Stärke ist ein weiterer Pluspunkt bei ihm – Verbruggen arbeitet, seit er 15 ist, intensiv mit einem Mentaltrainer zusammen.

Es deutet vieles darauf hin, dass Holland endlich wieder eine Langzeit-Lösung im Tor hat.

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