Von einer Sekunde auf die andere kann sich ein Leben ändern, kann nichts mehr sein, wie es war, oder alles zu Ende. Barnabas Varga, 29-jähriger Stürmer von Serienmeister Ferençvaros und der ungarischen Nationalmannschaft ist ein mutiger Kerl. Er hält seinen Kopf auch dahin, wo es weh tut. Er zieht nicht zurück, wenn es gefährlich werden könnte.
Mit dieser Spielweise hat er es zum zweifachen Torschützenkönig in Ungarns höchster Liga geschafft, zum gefürchteten Goalgetter, zum EM-Torschützen, als ihm gegen die Schweiz mit einem herrlichen Kopfball das 1:2 gelang.
Varga, der Spätstarter, der vor ein paar Jahren noch in der österreichischen Regionalliga rumgurkte, in der zweiten Mannschaft von Mattersburg im Niemandsland. Kaum einer hätte ihm dazumal eine internationale Karriere zugetraut. Der Zug schien abgefahren.
Noch in der Luft war der Stürmer bewusstlos
Doch manchmal geschehen wundersame Dinge. 2022 explodierte er, wurde bei Paksi Ungarns Torschützenkönig, wechselte im Sommer zu Ferençvaros und traf und traf und traf auch beim Meister aus Budapest.
Am Sonntag wurde er selber getroffen. Erst die Nahaufnahmen zeigen die Wucht des Schlages, der Varga brutal im Gesicht traf, ihm den Kopf verdrehte, mehrere Knochen brach, das Gehirn erschütterte. Noch in der Luft war der Stürmer bewusstlos, schlug auf, blieb regungslos liegen. Zuschauer und Spieler wussten sofort, dass da gerade etwas Schreckliches geschehen ist.
Erinnerungen an Eriksen-Drama
Erinnerungen an den Dänen Christian Eriksen kamen hoch, der vor drei Jahren im EM-Gruppenspiel gegen Finnland einen Herzstillstand erlitt und auf dem Feld wiederbelebt wurde. Auch damals wurde das Drama von Spielern und Tüchern abgeschirmt, wie neuerdings stets, wenn etwas Schlimmes passiert ist.
Eriksen spielt an dieser EM wieder mit und das im Takt seines Herzschrittmachers. Er ist der Antreiber und Stratege der Dänen. Und auch Varga ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Er wurde mit der Bahre vom Platz getragen in Stuttgart ins Spital eingeliefert. Spieler und Trainer der Ungarn wussten nach langen Minuten des Bangens, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben.
Angesichts des Dramas könnte man jetzt sagen, dass das Spiel der Ungarn gegen die Schotten, das nach dem Abtransport von Varga fortgesetzt wurde, zur Nebensache wurde. Aber das stimmt nicht. Es wurde für die Ungarn zur wichtigsten Sache überhaupt. Emotional im Ausnahmezustand erkämpften und erzwangen sie den ganz späten Siegtreffer und machten den Verletzten so indirekt zum Matchwinner.
Spieler widmeten den Sieg Varga
Der Jubel nach dem 1:0 war schier grenzenlos. Eine ganze Nation lag sich in den Armen und hofft nun, auf den Aufstieg in die Achtelfinals, der auch mit drei Punkten aus den Gruppenspielen für die Magyaren noch möglich ist und an den man nach den zwei Startniederlagen kaum mehr zu hoffen gewagt hat.
Das Erreichen der Achtelfinals wäre für die einstige Fussballgrossmacht ein Riesenerfolg, eine Bestätigung der Aufwärtstendenz der letzten Jahre. Den Sieg am späten Sonntagabend haben die Spieler dem verletzten Varga gewidmet, verbunden mit den besten Wünschen auf Genesung. Der Stürmer wird nicht mehr mittun können, auch wenn die EM-Reise für Ungarn weitergehen würde. Aber er könnte seine Mitspieler motivieren, aus diesem Drama ein Märchen zu machen, mit einem wunderbaren Happy End.
Kurz gesagt müssen in den verbleibenden Spielen der Endrunde der Gruppenphase zwei der folgenden drei Bedingungen erfüllt sein:
• Spanien und Italien verlieren nicht (Gruppe B)
• England besiegt Slowenien (Gruppe C)
• Tschechien und Georgien gewinnen nicht. Oder wenn die Tschechische Republik gegen die Türkei gewinnt, schafft Sie einen Vorsprung von mindestens drei Toren (Gruppe F)
Kurz gesagt müssen in den verbleibenden Spielen der Endrunde der Gruppenphase zwei der folgenden drei Bedingungen erfüllt sein:
• Spanien und Italien verlieren nicht (Gruppe B)
• England besiegt Slowenien (Gruppe C)
• Tschechien und Georgien gewinnen nicht. Oder wenn die Tschechische Republik gegen die Türkei gewinnt, schafft Sie einen Vorsprung von mindestens drei Toren (Gruppe F)