Katerstimmung bei den Löwen
Scharfe Kritik an Kane – was ist bloss mit England los?

Einmal mehr gingen die Engländer als einer der Titelanwärter ins Turnier. Aber was sie bisher an der EM zeigen, überzeugt nicht. Nach dem Spiel gegen Dänemark gibts Kritik von ehemaligen Spielern und Schelte von den Medien.
Publiziert: 21.06.2024 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2024 um 11:24 Uhr
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England kommt gegen Dänemark nicht über ein Unentschieden hinaus.
Foto: imago/Eibner
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Ramona BieriRedaktorin Sport

1966 haben die Three Lions am lautesten gebrüllt. England wurde Weltmeister. Seither wartet man auf der Insel auf den zweiten Titel – obwohl man immer wieder als Mitfavorit in Turniere geht. Auch in Deutschland. Nach dem zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark (1:1) titelt die «Sun»: «Zahme Löwen».

Das fasst den Auftritt der Engländer gut zusammen. Allen voran denjenigen von Harry Kane (30). Der Starstürmer ist gegen Dänemark vor allem eines: blass. Dabei ist er derjenige, der das 1:0 erzielt. Nur: Danach kommt nicht mehr viel von ihm – ausser einem Katastrophenfehlpass vor dem Ausgleich. Oder wie der englische Ex-Fussballer Alan Shearer (53, 63 Länderspiele) bei BBC sagt: «Harry hatte keinerlei Einfluss auf das Spiel. Er ging nicht in die Tiefe, alle kamen immer kurz.»

Das zeigt auch seine Statistik. Nur einen Torschuss hat er abgegeben, daneben 15 Pässe gespielt und 22 Ballkontakte gehabt. Kane war überall und nirgends. Und vor allem kaum im Strafraum. Deshalb findet es Shearer auch gut, wurde er nach 69 Minuten ausgewechselt.

«Neuer Tiefpunkt mit miserabler Leistung»

Die britischen Medien gehen mit der ganzen Mannschaft hart ins Gericht. «Zu schlecht, um langweilig zu sein – England erreicht neuen Tiefpunkt mit miserabler Leistung», heisst es beim «Guardian». Und die «Daily Mail» stellt nicht nur fest, dass es England an «Selbstvertrauen und Zusammenhalt» mangelt, sondern fordert Trainer Gareth Southgate (53) auch auf, sein Experiment mit Trent Alexander-Arnold (25) zu beenden. Der Aussenverteidiger spielt an der EM für ihn ungewohnt im defensiven Mittelfeld. Und kommt damit nicht klar.

«Wir wissen, dass es ein Experiment ist und wir keinen Ersatz für Kalvin Phillips haben», sagt Southgate nach dem Spiel gegenüber BBC. Die «Daily Mail» bezeichnet es als «bizarre Aussage». Der Grund: Southgate hätte den Phillips aufbieten können – hat er aber nicht. Wohl, weil der 28-Jährige in der abgelaufenen Saison nicht überzeugt hat. Bei West Ham kam er nur 12-mal zum Einsatz. Und trotzdem nutzt ihn Southgate als Grund für die schwache Leistung.

Kane kennt die Probleme

Eine Leistung, die auch anderen Ex-England-Spielern missfällt. Owen Hargreaves (43, 42 Länderspiele) sagt bei Magenta TV: «Die Mannschaft kann so viel besser Fussball spielen. Sie waren etwas nervös und haben viel Fehler im Aufbau gemacht.» Er kritisiert nicht nur das Experiment mit Alexander-Arnold, sondern bezeichnet auch die Auswechslungen als «merkwürdig» und bemängelt, dass «die Balance in der Mannschaft nicht stimmt». Bei BBC one meint Micah Richards (35, 13 Länderspiele): «Ich weiss nicht, ob ihnen gesagt wird, dass sie so spielen sollen. Sie sind lethargisch – sie brauchen mehr Energie und müssen aggressiver sein.» Auch Rio Ferdinand (45, 81 Länderspiele) moniert die Passivität und bezeichnet die Situation als «rätselhaft und besorgniserregend».

Auch die Spieler sind sich bewusst, dass sie etwas ändern müssen. Kane meint gegenüber BBC: «Wir haben mit und ohne Ball Probleme.» Um diese zu lösen, haben die Engländer bis Dienstag Zeit. Dann bestreiten sie ihr letztes Gruppenspiel gegen Slowenien (21 Uhr). 

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